Genmanipulierte Pflanzen singen nicht

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Tiberiu Tioc bringt Schülern aus Hermannstadt die Natur näher

Ausgabe Nr. 2804

Tiberiu Tioc stellt das Gerät ein, verbindet die Pflanze mit dem Gerät durch zwei Elektroden.  Eine wird an eine Wurzel befestigt, die andere an ein Blatt, um somit einen geschlossenen Stromkreis zu bilden. Die Impulse werden in Töne umgewandelt, die man aus den angekoppelten Lautsprechern  hören kann.                                                                 Fotos: Privat

Bekannt in Hermannstadt ist Tiberiu Tioc nicht nur als einer der wenigen Anbieter für Führungen in deutscher Sprache im Donaudelta, sondern inzwischen auch als Biologie-Lehrer an der Brukenthalschule und an der Nicolae Iorga-Schule. Seit einigen Jahren bietet er ein ganz besonderes Erlebnis an: Er beweist, dass Pflanzen ihre eigene Musik machen, Menschen erkennen können und auch, dass genmodifizierte Pflanzen keine Musik in sich tragen. Über sein besonderes Gerät und seine Tätigkeit sprach er mit der HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u.

Warum sind Sie ins Lehramt eingestiegen?

Ich bin ins Lehramt eingestiegen, weil die Pandemie gekommen ist und eine schwierige Zeit war – natürlich nicht nur für mich. Da habe ich mich entschieden, meine 20jährige Erfahrung aus dem Donaudelta weiterzugeben, und das habe ich auch gemacht, an der Brukenthalschule und an der Nicolae Iorga-Schule. Meine Reiseagentur funktioniert langsam wieder, die Gäste sind reiselustig, langsam kommen die Anfragen und ich hoffe, dass mein Geschäft langsam wieder in den grünen Bereich gerät.

Wie ist es in der Schule?

Ich habe sehr viel Spaß in der Schule, es gefällt mir, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, sie sind sehr neugierig, stellen sehr viele Fragen. Ich versuche, ein bisschen anders zu unterrichten, zum Beispiel einige Biostunden im Freien zu machen. Ich biete auch das Wahlfach „Einheimische Vögel” an, wo ich versuche, den Kindern die Vögel ein bisschen näher zu bringen, jetzt im Winter z. B. mit Vogelfutterstationen. Die Kinder und Jugendlichen heutzutage haben sich von der Natur entfremdet und wenn wir die Vögel kennen, dann können wir sie auch schützen.

Zu diesen besonderen Sachen, die Sie anbieten, gehört eine Erfahrung mit einem ganz besonderen Gerät. Was macht es?

Mit Hilfe des Anturiums, so heißt das Gerät, kann ich die Kommunikation bei Pflanzen erforschen. Das Gerät wurde von einer Gruppe von italienischen Wissenschaftlern entwickelt und gebaut, die seit Jahren in einem Nationalpark leben und dort Reisen anbieten.

Wie funktioniert es?

Das Gerät kann die Signale, die eine Pflanze sendet, in Musiknoten umwandeln. Jedem Impuls und jeder Intensität entspricht  eine Note und da entstehen wirklich wunderbare Melodien. Man kann beobachten, dass jede einzelne Pflanze einer Art, überall auf der Welt, die gleiche Melodie ,,singt“. Jede Art hat ihre eigene Sprache. Nimmt man eine Pflanze von einer anderen Art, ,,singt“ sie anders, in der Sprache ihrer Art. Mein Versuch mit einem Anturium ist auch online auf Youtube zu finden.

Biostunden machen im Naturwissenschaftlichen Museum viel Spaß.

Haben alle Pflanzen ihr Lied, ihre Sprache?

Man hat beobachtet, dass die genmanipulierten Pflanzen keine Töne von sich ausgeben, die sind irgendwie stumm. Wenn man aber eine genmanipulierte Pflanze neben einer gesunden Pflanze derselben Art für mehrere Tage stellt, dann lernt diese Pflanze den Gesang, auch wenn beide nicht im selben Blumentopf sind. Sie kommunizieren irgendwie – leider wissen wir noch nicht wie -, auch ohne physischen Kontakt.

Haben Sie auch andere Beobachtungen gemacht?

Ja, wenn man eine Pflanze verletzt, da ändern sich die Töne. Und irgendwie erkennen sie die Menschen… Wenn z. B. mehrere Schüler an der Pflanze vorbeigehen und einer von ihnen jedes Mal die Pflanze verletzt – zum Beispiel ein Blatt abreißt – erkennt die Pflanze nach dem 5.-6. Mal diesen Schüler, wenn er vorbei geht, auch wenn er der Pflanze nichts antut. Es gibt eine ganz kleine Veränderung in ihrem ,,Gesang“. Das ist sehr faszinierend.

Offensichtlich können Planzen mehr, als wir wissen…

Ja, ich arbeite jetzt an einem Projekt durch welches ich beweisen will, dass Pflanzen auch zählen können. Ich will jetzt aber weiter nichts verraten, brauche noch etwas Zeit dafür… ich melde mich, wenn ich soweit bin.

Wie sind Sie an dieses Gerät gekommen?

Durch die Forscher aus Italien. Ich habe die Pflanzen erkundet und durch einen Freund aus Italien, der an diesem Projekt gearbeitet hat, habe ich die Forscher kennengelernt und das Gerät gekauft.

Wo ist das Gerät im Einsatz?

Seit ich im Unterrichtswesen bin, habe ich versucht,  in jeder Klasse das Experiment zu machen. Mein Ziel war, dass die Schüler mehr Zuwendung den Pfanzen bringen, sie mehr respektieren und mit mehr Liebe behandeln. Ich wurde auch an mehreren Schulen eingeladen.

Machen Sie Beweise auch für das breite Publikum?

Ich habe das noch nicht gemacht, ich plane aber mit einer Kollegin etwas.

Wird das Gerät auch weiter produziert und entwickelt?

Jahrelang konnte man das Gerät nicht mehr kaufen… Ich möchte aber mit den Forschern wieder Kontakt aufnehmen, das wir vielleicht für mehreren Schulen hier solche Geräte kaufen. Der Nachteil ist, dass sie nicht ganz billig sind… Sie werden nicht in einer Fabrik hergestellt, sondern einzeln und das dauert ziemlich lange.

Gibt es solche Geräte in Rumänien?

Davon habe ich nichts erfahren, aber sicher war ich vor zehn Jahren der erste in Rumänien, der das Gerät gekauft habe.

Wie geht es für Sie weiter?

Wie gesagt hoffe ich, dass meine Firma „Tioc Natur- und Studienreisen” wieder aufholt. Die Arbeit in der Schule macht viel Spaß, doch da bleibt leider das Problem der Bezahlung… für alle Lehrkräfte. Ich muss da auch sagen, dass alle Kinder spontan mein Wahlfach haben wollten, da haben sich leider aber die Eltern eingemischt. Es ist traurig, dass sie nicht verstehen, dass alle Fächer wichtig sind und viel mehr bringen, wenn sie den Kindern Spass machen und auch, dass man in einer Biostunde viel mehr lernen kann – inklusive Deutsch. In den letzten Jahren habe ich sehr viel in Lehrmaterialien investiert. Vielleicht kann ich diese auch anderswie einsetzen. Mal sehen, ich habe viele Pläne… aber ich melde mich.

Herzlichen Dank.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung.