HZ-Gespräch mit Pirmin Hinderling, Freiwilliger in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2798

Pirmin Hinderling am Mischpult in der evangelischen Stadtpfarrkirche. Foto: Beatrice UNGAR
Pirmin Hinderling ist seit September 2022 Freiwilliger bei der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde A. B. . Einblicke in seine Aufgabenfelder, Aktivitäten und wie der junge Berliner gerade nach Siebenbürgen gefunden hat, liefert das folgende Interview, welches HZ-Praktikant Fabian L u t s c h führte.
Stell Dich doch bitte kurz vor und berichte etwas über Dich!
Ich heiße Pirmin Hinderling, bin 18 Jahre alt und komme aus Berlin. An der Theresienschule habe ich diesen Sommer mein Abitur gemacht, bin also gerade frisch mit der Schule fertig. Zur Zeit bin ich hier in Hermannstadt, da ich ein Freiwilliges Jahr in der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. absolviere.
Hast Du einen familiären Bezug zu Siebenbürgen oder wie bist Du gerade auf ein Praktikum im siebenbürgischen Hermannstadt gekommen ?
Nein, ich habe keinen familiären Bezug zu Siebenbürgen. Vielmehr bin ich über meine evangelische Kirchengemeinde in Berlin auf Siebenbürgen aufmerksam geworden. So unterhält diese eine Partnerschaft zu der Mediascher evangelischen Kirchengemeinde, wodurch ich 2019 die Möglichkeit hatte, an einer Jugendfahrt zu unserer Partnergemeinde teilnehmen zu können. Dadurch habe ich Rumänien bzw. vielmehr Siebenbürgen das erste Mal kennenlernen können. Es hat mir sofort so gut gefallen, dass ich eigentlich einen Schüleraustausch nach der 10. Klasse machen wollte, was allerdings pandemiebedingt nicht möglich war. Daher habe ich mich nach Alternativen umgeschaut, wobei ich auf die Möglichkeit, als Freiwilliger nach Hermannstadt zu gehen, gestoßen bin.
Über welche Organisation bist Du hierher gelangt?
Über das Berliner Missionswerk. Die Organisation versendet Freiwillige in viele verschiedene Länder, wobei für mich Rumänien interessant war und schließlich auch tatsächlich das Ziel geworden ist
Wie gestaltet sich Deine Arbeit als Freiwilliger hier in der Kirchengemeinde?
Meine Aufgaben hier sind sehr vielfältig: Von Gartenarbeit über Kirchenführungen bis zu handwerklichen Tätigkeiten gehört sehr viel zu meinen Aktivitäten. Aber auch im Musikarchiv oder im Diakoniebereich bin ich tätig. Somit ist es unglaublich reich an Vielfalt, wobei gerade das das Schöne daran ist.
Gibt es eine Tätigkeit, welcher Du besonders gerne nachgehst?
Die Arbeit im Garten gefällt mir sehr gut, gerade weil ich das aus Berlin in dieser Form nicht kannte und wenig Möglichkeiten hatte, mich in diesem Bereich zu verwirklichen. Daher finde ich die Arbeit draußen im Grünen sehr schön und bereichernd. Allerdings gibt es wirklich keine Arbeit, die mir überhaupt nicht gefällt, alles ist in bestimmter Art und Weise besonders.
Du bist aber auch über diese Aufgaben hinaus vielfältig in der Gemeinde engagiert, z.B. ist hier Deine musikalische Beteiligung beim Benefiz-Konzert für die Sauer-Orgel anzuführen. In welchen verschiedenen Bereichen warst und bist Du außerhalb Deines Freiwilligendienstes aktiv?
Im musikalischen Bereich bin ich im Chor aktiv und auch bei den Konzerten beteiligt wie z.B. das bereits erwähnte Benefiz-Konzert. Auch den Jugendgottesdienst zum Reformationstag gestaltete ich gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus der Gemeinde musikalisch mit, war aber auch am Anspiel beteiligt. Vergangenen Monat beim Gemeindefest zum Erntedank in Hammersdorf war ich ebenso eng eingebunden.
Deine vielfältige Beteiligung deutet ja auf eine gute ,,Integration” hin. Fühlst Du Dich in der deutschen Gemeinschaft bzw. der evangelischen Kirchengemeinde hier in Hermannstadt aufgenommen und wohl?
Ja, sehr sogar. Besonders schön finde ich es, dass es hier eine so aktive Jugendgruppe gibt, die sich durch einen sehr starken Zusammenhalt und eine enge Gemeinschaft auszeichnet. Sehr schnell habe ich dort Anschluss gefunden und wurde sehr lieb aufgenommen. Gerade dieser Punkt ist für mich sehr heimatgebend und lässt mich hier sehr wohlfühlen.
Wie hast Du Dir Deinen Freiwilligendienst und Siebenbürgen im Allgemeinen vorgestellt? Wurden Deine Erwartungen erfüllt oder enttäuscht?
Ich habe mir tatsächlich ziemlich wenig Gedanken gemacht, sondern wollte alles auf mich zukommen lassen. Um ehrlich zu sein, habe ich mir meine Tätigkeiten hier allerdings mehr als ,,typische” Gemeindearbeit vorgestellt und bei weitem nicht mit einer solchen Vielfalt gerechnet, worüber ich daher sehr positiv überrascht war. Da ich mir ja wenige Gedanken gemacht habe, konnten keine Erwartungen enttäuscht werden, dennoch war alles unerwartet und vieles dabei, mit dem ich so nicht gerechnet hätte – im positiven Sinne. Und im Bezug auf Siebenbürgen habe ich festgestellt, dass es hier eigentlich – auch wenn es etwas komisch klingt – ein ,,Land in einem Land” ist, so viele Unterschiede und Einzigartigkeiten, die hier zum restlichen Rumänien bestehen.
Wie lange bleibst Du noch als Freiwilliger bei uns in Hermannstadt? Und gibt es etwas Bestimmtes, was Du noch in Deiner Zeit hier vorhast?
Ans Ende denke ich zwar jetzt noch nicht, aber geplant sind von der Organisation 10 Monate – mal sehen wie lang genau es sein wird. Auf jeden Fall möchte ich weiterhin so oft wie möglich Zeit in der Natur verbringen und viel wandern gehen, vielleicht sogar auch einen 2500er besteigen. Es zieht mich nämlich besonders auch zu Zielen außerhalb von Hermannstadt..
Gibt es schon Pläne für die Zeit danach?
Ich habe vor, zu studieren. Dabei wird es voraussichtlich auf ein Studium im technischen Bereich hinauslaufen; ich könnte mir z.B. Informatik oder Maschinenbau sehr gut vorstellen. Erstmal bin ich jedoch hier noch ein knappes Jahr in Hermannstadt und genieße es sehr.
Viel Spaß weiterhin und alles Gute für Deine Zeit hier in Siebenbürgen!