,,Latsch, latsch, latsch, die Wiese blüht…“

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Erinnerungen an eine Schulreise mit Prof. Friedrich Philippi 1977

Ausgabe Nr. 2799

Während meiner Zeit am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt (Päda), 1974-1978, hatte ich das große Glück, in einer wunderbaren Klasse gewesen zu sein. Dazu gehörten natürlich auch unsere Klassenlehrerin, die Biologieprofessorin Marga Grau (damals noch Schuller) und einige der Professoren. Unser Glück bestand vor allem darin, dass viele Ausflüge und Schulreisen organisiert und durchgeführt wurden. Das war nicht bei allen Klassen so. Nicht alle Professoren haben sich das angetan, eine Reise zu planen, zu organisieren, Papierkram zu erledigen, Bewilligungen von verschiedenen Ämtern – einschließlich Partei und Verband der Kommunistischen Jugend (VKJ/UTC) – einzuholen, u. v. a.m.

Vor allem deshalb konnten wir uns glücklich schätzen, weil diese Ausflüge für die meisten unter uns wahrscheinlich einmalig waren. Nach Schulabschluss kamen Beruf, Familie, Ausreise, und so war sicher keine Zeit und kein Verlangen, diese Orte noch mal heimzusuchen. Ich, als die einzige Hiergebliebene aus meiner Klasse, habe manche noch bereist.

Ausflüge gab es meistens am Sonntag (wir hatten ja auch Samstag Schule), in die Umgebung von Hermannstadt, und zu Beginn der Sommerferien lernten wir unser Land und somit auch die Gegenden, woher unsere Kolleginnen kamen, kennen:  1975 Siebenbürgen, 1976 das Banat, 1977 das Sathmarland und 1978, als Krönung, das Donaudelta. Und bei den ersten drei Reisen gab es immer irgendwo einen „Bunten Abend“ mit anschließender Tanzunterhaltung.

Als ich in der Ausgabe Nr. 2794 vom 4. November 2022 der Hermannstädter Zeitung das Interview mit Prof. Friedrich Philippi las, erinnerte ich mich an die Schulreise 1977, die uns in die Sathmarer Gegend und in die Westkarpaten geführt hat, und bei welcher er mit dabei war. Nachdem wir uns Karlsburg/Alba Iulia angesehen hatten, ging es in die Thorenburger Klamm/Cheile Turzii. Dort gab es damals noch keine Brücken, deshalb mussten wir den Bach oft auf Steinen und Baumstämmen überqueren. Dabei half uns auch der Reiseleiter (unser Bild).

Dann fuhren wir weiter nach Norden. Wir sollten rechtzeitig in Bildegg/Beltiug ankommen, um unseren „Bunten Abend“ aufzuführen. Zuerst gab es aber ein gutes Essen beim Keller der Familie Böhm.

Nach Stationen in Erdeed/Ardud, Sathmar/Satu Mare, Großwardein/Oradea, Großkarol/Carei und vielleicht noch andere, kamen wir ins Gebirge nach Padiș, von wo aus wir zu den Cetățile Ponorului gingen. Und weil das Gras noch schön feucht war und wir mehr latschten als gingen, fing Herr Professor plötzlich an zu singen: „Latsch, latsch, die Wiese blüht, …, die Wiese blüht, latsch, latsch. Ei, wie sind wir glücklich,…, die Wiese blüht, latsch, latsch!“  Dort zeigte er uns auch, was eine Doline ist – „ein Loch mit einer Tanne darin“.

Von dort ging es dann zur Scărișoara-Höhle, zu den Detunatele und schließlich auch nach Geoagiu-Băi, wo gebadet wurde. Dabei fanden einige es lustig, dass Herr Philippi fast so groß war wie das Olympische Schwimmbecken tief…

Ja, es war eine sehr schöne, unbeschwerte Zeit, an die wir uns immer gerne erinnern. Dafür sind wir unseren ehemaligen Lehrern sehr dankbar. Einige sind leider nicht mehr unter uns. Und jenen, die wir noch unter uns haben, wünschen wir alles Gute und beste Gesundheit, dass wir noch manchmal von ihnen hören oder lesen!

Annemarie MARTINI, geb. Baier, Schässburg

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Persönlichkeiten.