Heimbewohnerinnen und Heimbewohner gaben Rezepte preis
Ausgabe Nr. 2799
Ein ganz besonderes Kochbuch wurde im Speisesaal des Dr. Carl Wolff-Altenheims in Hermannstadt am Mittwoch vorgestellt, das unter dem Titel ,,Oma hat’s gekocht und Opa hat’s geschmeckt/Bunica gătea, bunicul savura“ im Honterus-Verlag herausgegeben worden ist. Nachdem die Heimleiterin Ortrun Rhein alle Anwesenden begrüßt hatte, erzählte Gerold Hermann im Namen der Autoren über die Entstehung des Buches. Lesen Sie im Folgenden seine Ansprache in leicht gekürzter Form:
Am Anfang war, nicht wie bei Goethe die Tat, sondern die Idee. Die Idee von Heimleiterin Ortrun Rhein, mit Hilfe der Bewohner ein ganz besonderes Kochbuch zu erstellen. Wir wussten natürlich, dass es unzählige Kochbücher gibt. Leicht kann man sich über die Zubereitung von sächsischen, schwäbischen und rumänischen Gerichten informieren, wer will, auch über asiatische oder afrikanische. Weshalb also noch ein Kochbuch? Gewollt war ein persönlicher Bezug der Heimbewohner: zum Rezept, zu ihrem Leben heute, gestern oder vorgestern – kurzum, Schicksale eines langen Lebens in einem bewegten Jahrhundert sollten sich in den Seiten spiegeln. Teilweise ist es auch ein kulinarischer Rückblick: einfache Rezepte, in der Not entstanden, die trotzdem zu einem schmackhaften Essen führen und heute durchaus als „modern“ gelten können: lokale Produkte und viel Gemüse neben richtigen Festtagsvarianten.
Nachdem vier „Reporter“ so ungefähr eine Vorstellung von dem hatten, was wir wollen und vor allem, was wir können, gingen wir an die Arbeit. Wir besuchten insgesamt 23 Heimbewohner und befragten sie zu ihrem Lieblingsrezept. Für einige Bewohner war unser Kommen eine Überraschung, andere haben uns erwartet. Manchmal plauderten wir locker über „Gott und die Welt“ und eher nicht über das Kochen, ein andermal war bald klar, dass wir lieber an einem „besseren Tag“ kommen sollen. Einige Gesprächspartner hatten ein eigenes Rezeptbuch parat, andere konnten sich genauestens an Gerichte erinnern, die sie gerne – meist für andere – gekocht haben, manchmal haben auch wir noch nach Mengenangaben recherchiert. Nachdem die Texte in Rohfassung fertig waren, mussten sie alle auf eine vergleichbare Länge gebracht werden. Hannelore Baier hatte die meisten Interviews geführt und dann kamen auf sie noch weitere essentielle Aufgaben zu: Endkorrektur, Sicherung der Finanzierung und Verbindung zum Honterus-Verlag. Lange wurde über die Gestaltung diskutiert, Konzepte wurden besprochen und wieder verworfen. Ich glaube, dieser nicht immer einfache Entwicklungsprozess hat sich gelohnt – vom Ergebnis her und auch zur Festigung der Beziehung der Autoren zum Heim! Erwähnt soll die Übersetzungsarbeit ins Rumänische von Nadia Badrus und die Erstellung der vielen Fotos, hauptsächlich von Ovidiu Matiu und Anca Dragomir.
Finanziert wurde das Buch vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt und Rumänien aus Mitteln des Departments für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung. Unser Dank geht auch an Herrn Heinz Lahni.
Das Buch enthält die Fotos, Kurzporträts und Rezepte in deutscher und rumänischer Sprache von 23 Heimbewohnern. Allen sei für die Mitarbeit herzlich gedankt!
Was gibt es sonst noch? Ohne Vorwort und Inhaltsverzeichnis kann man so ein Buch nicht veröffentlichen.
Ursula Philippi hat in drei Beiträgen das kulinarische Leben im Heim präsentiert: „Festliche Genüsse“, „Alltag in der Küche“ und „Der Kräutergarten“ sind die jeweiligen Titel.
Da einige Bewohner gleich mehrere Rezepte mitteilen wollten, gibt es am Ende noch drei Seiten mit „Weiteren Rezepten“.
Abschließend möchte ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass unser Buch „Oma hat´s gekocht, Opa hat´s geschmeckt“ allen Teilnehmern und ihren Angehörigen Freude bereitet. Desgleichen ist es ein aussagekräftiges Geschenk für alle Unterstützer des Carl-Wolff-Heims.