SchülerInnenaustausch zwischen Stiftsschule Einsiedeln und Brukenthalschule
Ausgabe Nr. 2795
Der SchülerInnenaustausch zwischen der Stiftsschule Einsiedeln und des Samuel von Brukenthal-Gymnasiums Hermannstadt wird konkret: Bei strahlendem Wetter wird Monika Hay, die Direktorin des Samuel von Brukenthal-Gymnasiums Hermannstadt, am 21. September 2022 an der Stiftsschule Einsiedeln herzlich begrüßt – Salve! „Salve“ heißt auch die Zeitschrift der benediktinischen Klostergemeinschaft und der Stiftsschule Einsiedeln, die im Empfangsraum auflag.
Diese Begrüßungsformel sollte sich als ,,Verbindungselement“ durch die Begegnungen ziehen. Denn beim Eingang zum Brukenthal-Gymnasium, gegenüber der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt, steht das Grußwort „SALVE“ geschrieben. Seit September 2016 schreitet Monika Hay über die mit großen weißen Pflastersteinen geschriebene Grußformel.
Gleich am Ankunftstag stellt der Prorektor Martin Geiger die Stiftsschule in groben Zügen vor. Das in seiner humanistischen Tradition ausgerichtete Gymnasium ist heute eine private, jedoch kantonal und eidgenössisch anerkannte Maturitätsschule. Neben der fachlichen Bildung nimmt die Persönlichkeitsbildung einen hohen Stellenwert ein, die sich zusätzlich an den christlichen Werten der benediktinischen Klostergemeinschaft orientiert. Die Schule ist auch offen für SchülerInnen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen.
Danach gehen wir auf eine Besichtigungstour durch die weit angelegte Anlage der Stiftsschule mit mehreren Außensportanlagen und dem großen Theatersaal. Die verschiedenen Räumlichkeiten in den alten Mauern beeindrucken unseren Gast sichtlich.
Ein interessantes Angebot stellt die Schulseelsorge dar. Pater Cyrill stellt das bewährte Seelsorgemodell vor. Bei der Schulseelsorge geht es vor allem darum, einerseits den SchülerInnen bei persönlichen und schulischen Problemen beizustehen. In speziellen Fällen werden externe Psychologen beigezogen, die von der Stiftsschule unabhängig agieren. Andererseits versucht die Schulseelsorge, die Verbindung zu den religiösen Traditionen des Klosters aufrecht zu erhalten.
Einen weiteren Höhepunkt bildet der Besuch der barocken Klosterkirche mit seiner imposanten Fassade. In der «Vesper» wird das mehrstimmige „Salve Regina“ gesungen. Wiederum begegnet uns das «Salve». All diese wunderbaren Erlebnisse gleich am ersten Tag, die spürbare Gastfreundschaft, sowie die schönen Begegnungen mit verschiedensten Menschen geben Monika Hay ideale Anknüpfungspunkte für ihre Präsentation am darauffolgenden Tag.
Bei der Präsentation begrüßt sie die über 80 SchülerInnen und einige Lehrpersonen mit einem herzhaften „SALVE“. Damit war die Verbindung zwischen beiden Schulen sofort hergestellt und lässt die StiftsschülerInnen aufhorchen. Mit ein paar zentralen Aussagen und aussagekräftigen Bildern, gelingt es Monika Hay ausgezeichnet, den SchülerInnen einen Austausch schmackhaft zu machen. Gleich zeigt sich, dass das Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt ebenso viel zu bieten hat wie die Stiftsschule Einsiedeln.
Von der Tradition her entwickelten sich beide Schulen aus kirchlichen Institutionen mit christlichen Werten. Für die Bildung der Siebenbürger Sachsen war diese Schule seit 1380 schon immer von großer Bedeutung, sowie kultur- und gemeinschaftsstiftend. Das Gymnasium in Einsiedeln selber kann nicht auf eine so lange Tradition zurückgreifen (Eröffnung 1839), wird aber in der Schweiz auch als Traditionsschule wahrgenommen, weil sie aus der im 9. Jh. entstandenen Klosterschule hervorgegangen ist.
Die Schülerzahlen sind unterschiedlich: An der Bruken-
thalschule lernen heute fast 900 SchülerInnen; an der Stiftsschule ca. 350 SchülerInnen. Beide Schulen sind deutschsprachig ausgerichtet; Latein spielt an der Stiftsschule Einsiedeln seit jeher eine wichtige Rolle. Am Brukenthal-Gymnasium hingegen ist Latein leider kaum noch von Bedeutung. Die Schulen haben inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte: Die Stiftsschule ist eher sprachlich-humanistisch und musisch ausgerichtet; das Brukenthal-Gymnasium hingegen legt den Schwerpunkt auf Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik. Mathematik und Informatik werden auf hohem Niveau unterrichtet. Somit ergänzen die beiden Schulen einander ausgezeichnet. Für die SchülerInnen der Stiftsschule besteht die Chance, die 850-jährige Geschichte, Kultur und Tradition der Siebenbürger Sachsen und ein anderes Schulsystem kennen zu lernen. Für die SchülerInnen aus Hermannstadt besteht die Möglichkeit ein anderes deutschsprachiges Land kennenzulernen und das Kloster Einsiedeln.
Es gibt allerdings zusätzlich einen wichtigen Aspekt, den Austausch zu unterstützen, und zwar den Fortbestand der Deutschsprachigkeit an der Brukenthalschule und allgemein in Siebenbürgen. Siebenbürgen wird oft als eine deutschsprachige Insel in Südosteuropa bezeichnet, die es zu erhalten gilt.
Erfreulich ist die Tatsache, dass seit September 2022 eine Stiftsschülerin für ein Jahr an der Brukenthalschule immatrikuliert ist und es einen weiteren Schüler gibt, der einen zweiwöchigen Austausch in Hermannstadt absolvieren möchte. Wir sind überzeugt, dass es auch den einen oder die andere Brukenthaler oder Brukenthalerin nach Einsiedeln ziehen wird. Am 9. Dezember d. J. wird der Rektor der Stiftsschule Einsiedeln, Prof. Dr. Sebastian Lamm, vor Eltern und Schülern der Brukenthalschule die Möglichkeit eines Austausches an der Schweizer Schule vorstellen.
In diesem Sinne können wir vom Verein der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz sagen: Wir bleiben dran. Vor allem für mich als Präsidentin ist dieser Schüleraustausch ein wichtiges Anliegen, wird doch damit ein konkreter Beitrag zur Erreichung eines unserer Vereinsziele geleistet – die Erhaltung des Kulturgutes in Siebenbürgen und dazu gehören auch die Sprache und eine gute Bildung. Ein Lichtblick für die Zukunft!
Marianne HALLMEN