Gespräch mit dem Leiter des Französischen Instituts
Ausgabe Nr. 2792
Julien Chiappone-Lucchesi, seit September 2021 Berater für kulturelle Kooperation und Aktion an der Französischen Botschaft in Bukarest und Geschäftsführer des Französischen Instituts in Rumänien Bukarest, möchte die kulturelle Vielfalt in Rumänien durch bilaterale Zusammenarbeit aufrichten. Das Institut verfügt über mehrere Außenstellen in Klausenburg, Jassy und Temeswar und setzt sich unter anderem die Förderung der bilateralen Zusammenarbeit, Intervention und Aktion zum Ziel. Diese gemeinnützigen Einrichtungen ermöglichen es, die französisch-rumänische Kooperation und die kulturelle Vielfalt in Rumänien zu stärken. Mit Julien Chiappone-Lucchesi sprach die HZ-Praktikantin Clémence M i c h e l s:
Was machen Sie genau in Rumänien?
Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen der bilateralen Kooperation. Einerseits bei der Zivilgesellschaft, wo es darum geht, gegen Korruption und für Rechtsstaatlichkeit zu kämpfen. Dazu unterstützen wir die humanitäre Hilfe, indem wir beispielsweise NGOs wie „Action contre la Faim“ (Aktion gegen den Hunger) finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellen.
Im akademischen Bereich andererseits setzen wir uns für die Förderung der Studentenmobilität ein – 4000 Studierende aus Rumänien gehen jedes Jahr nach Frankreich, einige von ihnen erhalten ein Stipendium.
Darüber hinaus versuchen wir im wissenschaftlichen Bereich die Forschung zu entwickeln, z. B. durch die Förderung des Zugangs zu Stipendien und finanzieller Unterstützung – hier unterstützen wir 115 französischsprachige Studiengänge.
Schließlich ist der Bereich Bildung und sprachliche Zusammenarbeit zu nennen, in dem wir Austauschprojekte und Ausbildungen fördern, aber auch die kulturelle Kooperation, indem wir Festivals, Konzerte oder auch Kinovorführungen organisieren und anbieten.
Inwiefern ist es notwendig, die kulturelle Vielfalt Rumäniens hervorzuheben?
In Rumänien gibt es auffallende Unterschiede zwischen den Regionen. Das rumänische Volk ist vielfältig aufgrund der verschiedenen historischen, kulturellen und religiösen Einflüssen, der zahlreichen Minderheiten im Land und einer reichen Diaspora seit den großen Migrationsbewegungen. Daher richten wir uns an alle rumänischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, unabhängig von ihrer Konfession, Ethnie, Kultur oder Sprache. Unsere Rolle ist es, anhand der französischen Sprache die Vielfalt und Mehrsprachigkeit in Rumänien zu fördern. So ist es wichtig, nicht in dem „angelsächsischen Monokulturalismus“ zu verbleiben, der zur Verarmung von Sprachen und Kulturen neigt. Beispielsweise gibt es in Rumänien verschiedene Sprachen – Ukrainisch oder Deutsch, u. a -, in denen weiterhin unterrichtet wird, auch wenn sie kaum noch von Muttersprachlern gesprochen werden. Das Ziel ist es, die nationalen Minderheiten so zu repräsentieren, wie sie sich ausdrücken. Außerdem ist die Idee von nationalen Minderheiten, die den kulturellen Dialog bereichern, notwendig, um die Beziehungen zwischen Frankreich und Rumänien zu fördern.
Wie kann man durch diese kulturelle Vielfalt die französisch-rumänischen Beziehungen betonen?
Die französisch-rumänische Freundschaft existiert seit Jahrhunderten. Heute ist es unser Ziel, diese Freundschaft zu würdigen, die seit 2007 mit dem Beitritt Rumäniens zur EU eine europäische Wende genommen hat. Mit europäischen diplomatischen Herausforderungen wie z. B. mit der Situation in der Ukraine, politischen und sozialen Herausforderungen – 40 Prozent der rumänischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern zwischen 25 und 40 Jahren haben das Land in den letzten 15 Jahren verlassen -, wirtschaftlichen Herausforderungen wie der finanziellen Unterstützung in den ländlichen Regionen oder auch sprachlichen und kulturellen Herausforderungen – mit 1,2 Millionen Rumänen, die in Rumänien Französisch lernen – sind wir ein Bindeglied zwischen den beiden Ländern.
Und Hermannstadt mit seiner bedeutenden kulturellen Mischung und der Präsenz einer historischen siebenbürgisch-sächsischen Minderheit verfügt über ein wahrhaftes Umfeld für diese Art der Zusammenarbeit mit Frankreich.
Danke für das Gespräch.
Anm. der Red: Mehr zu der Tätigkeit des Französischen Instituts finden Sie unter https://institutfrancais.ro/bucuresti/fr/#/