,,Gott möge uns allen Zukunft schenken“

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Eröffnung des Akademischen Jahres und Würdigung von Prof. Dr. Hermann Pitters

Ausgabe Nr. 2791

Würdigung in Wort und Bild und mit Musik: Prof. Dr. Dorin Oancea von der Orthodoxen Theologischen Fakultät der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt, Helga Pitters, der Jubilar Prof. Dr. Hermann Pitters und Bischof Reinhart Guib (v. l. n. r.) bei der Feierstunde im Festsaal des Bischofspalais in Hermannstadt.                                                  Foto: Stefan BICHLER

,,Gott möge uns allen Zukunft schenken!“ Mit diesem Satz schloss Prof. Dr. Hermann Pitters sein kurzes Dankeswort bei der ihm gewidmeten Festveranstaltung im Bischofspalais am Samstag, dem 8. Oktober. Der emeritierte Prof. Dr. Pitters hatte am 25. Januar 2022 seinen 90. Geburtstag nur in einem kleinen Rahmen feiern können, umso mehr freuten sich alle, Jubilar und Gäste von nah und fern, diesen Tag nun gemeinsam zu begehen.

Gastgeber  Bischof Reinhart Guib sagte in seiner einleitenden Andacht zum neutestamentlichen Losungswort vom 25. Januar (1. Thessaloniker 5,9-10): ,,Wenn ich mir einen Menschen vorstelle, der zur Seligkeit bestimmt ist, dann sehe ich ein Bild vor meinem inneren Auge: einer der geistlich geprägt und dem Weltlichen nicht fremd ist, der im Glauben offen und mit Zweifeln umgehen kann, der vertrauensvoll und weise, freundlich und gütig, frei wie verbindlich, geistreich wie humorvoll ist, der für seine Meinung und Werte einsteht und verständnisvoll dem anderen gegenüber ist, der Menschennähe und Gottesnähe ausstrahlt, der sich geliebt wie getragen weiß, der dankbar und zufrieden ist. Das Bild, das ich vor mir sehe, ist das von Hermann Pitters, unseres Weggefährten und väterlichen Freundes, einem Vorbild in seiner Lebenshaltung und im Glauben, in Kirche wie Forum, Theologie wie Evangelischer Akademie Siebenbürgen, Ökumene im In- und Ausland. Wir feiern und würdigen heute eine Person, ein Gotteskind, einen Pfarrer, Professor, Dekan, einen Akademiker und Ökumeniker, einen Forums- und EAS-Gründer, einen Redakteur der Kirchlichen Blätter und Ehemann, Vater,  Großvater und Urgroßvater, der mit Leib und Seele sich für unsere evangelische wie  ökumenische, siebenbürgisch-sächsische wie deutsche Gemeinschaft in den letzten 50 Jahren eingesetzt und diese maßgeblich geprägt hat. Und der unzähligen Weggefährten und unserer Gemeinschaft zum Segen geworden ist. Das konnte er nur, weil ihm seine nicht minder engagierte und hilfsbereite, treue und liebende Gattin Helga zur Seite stand und bis heute steht. Wir danken euch von ganzem Herzen für euer Lebenswerk im Dienste der Kraft aus der Höhe und für unsere Gemeinschaft.“

Thomas Pitters stellte die Festschrift vor.

Ein zentrales Element seiner unumstrittenen Befähigung als Vermittler zwischen der orthodoxen und der westlichen Glaubenswelt bildet seine Auseinandersetzung mit der Theologie und Dogmatik des rumänisch-orthodoxen Theologen Dumitru Stăniloae. Die Übersetzung der „Orthodoxen Dogmatik“ von Prof. Stăniloae in die deutsche Sprache darf als einer der Höhepunkte von Hermann Pitters Schaffen bezeichnet werden. Sowohl die Bukarester Universität, als auch jene von Konstanza, haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen. Desgleichen wurde der Jubilar, der im Dezember 1989 auch zu den Mitbegründern des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien gehörte, im Jahr 2015 von der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien und dem Siebenbürgenforum mit der Honterusmedaille ausgezeichnet.

Einen Eindruck über die Bandbreite der Tätigkeiten des Jubilars bietet der von Pfarrer Gerhard Servatius-Depner und Vikar Claudiu Riemer erstellte Film ,,Brücke zwischen Konfessionen und Menschen“, der beim Festakt in Premiere gezeigt wurde, sowie die von Thomas Pitters und Rainer Reuter unter dem Titel ,,Leben in Fülle“ herausgegebene Festschrift, die ebenda vorgestellt wurde. Seitens der Herausgeber dankte Thomas Pitters allen Autorinnen und Autoren, die Beiträge dafür geliefert haben. Dieses sind: Bruno Fröhlich, Gerhild Rudolf, Christoph Klein, Jürgen Henkel, Thomas Pitters, Dietrich Galter, Winfried Ziegler, Andreas Pitters, Hannes Pitters und der Jubilar selbst, der auch heute noch wissenschaftlich tätig ist.

Persönliche Grußworte sprachen seitens der Fakultät für Orthodoxe Theologie Prof. Dr. Dorin Oancea und Dekan Prof. Dr. Daniel Buda, seitens der Reformierten Kirche Dekan i. R. Prof. Dr. Tamás Juhász, Martin Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Dechant Dietrich Galter als Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Akademie Siebenbürgen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Musikwart Jürg Leutert und Elisa Gunesch.

Thomas Pitters/Rainer Reuter (Hgg.): Leben in Fülle. Festschrift für Hermann Pitters zum 90. Geburtstag, Honterus Verlag  Hermannstadt 2022, 192 Seiten, ISBN 978-606-008-118-0.

Einige „Streiflichter“, „Farbtupfer“ und „Lachfalten“ aus dem persönlichen Umgang mit Prof. Dr. Hermann Pitters, für ihn immer „Herr Dekan“, bot Hauptanwalt Friedrich Gunesch, der auch den Festakt moderiert hat:

,,1. Der Pfarrer in Zied:

Mitte der 1990-er Jahre waren wir zusammen in Zied im Blick auf die Übernahme des Pfarramtsanwesens nach dem missglückten Versuch einer Kooperation mit dem Verein ‚Casa Don Bosco‘ des inzwischen verstorbenen Priesters Don Demidof.

Herr Dekan Pitters erzählte mir von seinem Dienst, in seiner ersten Pfarrstelle, den vielen dienstlichen Fußwegen über den Berg und durch den Wald nach Agnetheln (damals Bezirksvorort). Er konnte nicht per Handy, SMS oder WhatsApp Dienstgeschäfte erledigen oder sich abmelden. Er ging einfach 10 Kilometer zu Fuß!

Und damals – der vormalige Mieter hatte die Scheune abgetragen – setzte sich Hermann Pitters auf eine Bank und meinte, wie schade das nun sei, dass diese alten Balken und Bretter nicht mehr die Pfarrscheune waren, sondern Brenn- und im besten Fall – Bauholz.

Dieses Erlebnis bleibt für mich der Inbegriff des Pfarramtes, der Treue im Dienst, der Zuneigung und der Liebe für ein Pfarrhausanwesen, für eine betreute Kirchengemeinde.

  1. Der Friedenstifter:

Ebenfalls vor vielen Jahren, etwa zu Beginn der 1980er Jahre, kam der Professor und damalige Dekan in meine Heimatsgemeinde Probstdorf, um – im Auftrag des Landeskonsistoriums – den aufgetretenen Konflikt zwischen Gemeinde und Pfarrer (besser gesagt zwischen Kurator und Pfarrer) zu prüfen.

Und er hat – so erzählte mir mein Vater, damals Mitglied im Presbyterium und später selber Kurator – den Pfarrer angehalten, besser auf das Brennholz zu sorgen und den Kurator ermahnt, besser auf die Nöte der Pfarrfamilie einzugehen. Er hat die Menschen angehört, sie ernst genommen, sie in Liebe gleichermaßen gerügt, getröstet und versöhnt: einfach Frieden gestiftet.

  1. Der Lehrer auf dem „dritten Bildungsweg“:

Wenn man eine Information aus der Geschichte der Kirche, der Reformation, der Schwesterkirchen wie der weltweiten Ökumene brauchte, konnte man das „Pitterslexikon“ aufschlagen, die „Enzyklopädie H. Pitters“ war zur Stelle, mit Fakten garniert, mit schriftstellerischen Betrachtungen ergänzt und einem „I-Tüpfelchen“ in Form einer Anekdote.

Unvergesslich bleiben gemeinsame Ausflüge mit dem Kleinbus; es waren Seminare, die man auf keinen Fall schwänzen wollte. Oder wenn man sich – auf Reisen begab wie bei der „Apfelbäuchenfahrt“ nach Krakau – waren das zwei gewonnene Stunden an Allgemeinbildung und guter Laune und keinesfalls Stress und Ärger.

  1. Der väterliche Kollege und Mitbürger im Bischofshaus:

Hier sei es mir erlaubt, ganz persönlich zu werden. Auch glaube ich – nach bald 36 Jahren Dienst im Bischofshaus – sagen zu dürfen, es gibt einige Menschen, die gerne ins Bischofshaus, in die Büros, zu den Angestellten im Haus gekommen sind. Sie haben die Begegnung und das Gespräch gesucht und gefunden.

Auf einer solchen Liste steht Dr. Hermann Pitters ganz oben. Er hat immer ein offenes Ohr und ein offenes Herz, ein freundliches Wort und ist um eine humorvolle Erzählung, eine Anekdote, ein Wortspiel, einen Witz nie verlegen. Sein herzhaftes Lachen möchten wir so wenig vermissen wie den ‚Hermann Pittersischen Händedruck‘, egal ob am linken oder rechten Unter- oder Oberarm!“

Die Redaktion der Hermannstädter Zeitung schließt sich den Gratulanten von nah und fern an und wünscht dem Jubilar weiter segensreiches Schaffen.

Beatrice UNGAR

Im Vorfeld des Festaktes für Prof. Dr. Pitters fand in der evangelischen Stadtpfarrkirche der Gottesdienst zur Eröffnung des akademischen Jahres am Studiengang für Protestantische Theologie der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt. Bischof Reinhart Guib hielt die Predigt und ermutigte die Studierenden im Hinblick auf ihren bevorstehenden akademischen und beruflichen Weg. Für die musikalische Gestaltung sorgte Jürg Leutert, der landeskirchliche Musikwart der EKR. Aus akademischer Sicht lieferte Dr. András Bándi mit einem Fachvortrag über den ,,Zehnten von Deutschkreuz“ den Höhepunkt der Veranstaltung. Unser Bild: Den Gottesdienst leitete der Fogarascher Stadtpfarrer Dr. Johannes Klein, der auch als Lehrbeauftragter für Biblische Theologie an dem Studiengang wirkt.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Persönlichkeiten.