Im August läuteten die Kirchenglocken in Kirchberg
Ausgabe Nr. 2786
Es ist ein wunderschöner Sommertag, als in Kirchberg am 7. August die Kirchenglocken zum Gottesdienst läuten. An diesem Sonntag stehen im Kirchhof weiß gedeckte Tische, mit Efeuranken liebevoll dekoriert, und Bänke fürs gemütliche Beisammensein danach. Einen Sonntag zuvor war der Kirchenraum nach vielen Jahren erstmalig wieder mit Leben gefüllt, zwölf Besucher hatte die Gemeinde gezählt, es war wie eine Generalprobe vor dem großen Konzert für den Gottesdienst am heutigen Sonntag mit 51 Besuchern, den wieder Diakon Heinrich Rosinger hält. Man sieht ihm an, wie sehr er es genießt, vor einer Gemeinde zu stehen, die zu neuem Leben erwacht ist. Es sind Kirchberger von nah und fern, aber auch viele Besucher aus Hermannstadt und anderen Orten.
Angefangen hatte alles mit der Unzufriedenheit einiger Kirchberger über den Zustand des Friedhofs, der dermaßen zugewuchert war, dass man kaum noch die Grabsteine sehen konnte. Es fand sich ein Team von sieben Leuten zusammen, das den Friedhof aufräumte, darunter auch Daniel Burprich, Willi Drotleff und Erwin Thiess. Anschließend wurde Raini Wonner, ein junger Kirchberger, mit der Aufgabe des Friedhofsgärtners betraut. Eine Heimatortsgemeinschaft wurde gegründet unter dem Vorsitz von Erwin Thiess, hinter dem viele motivierte Kirchberger stehen – zwei wichtige Schritte!
Das nächste Ziel waren die Vorbereitungen für den ersten Gottesdienst am 31. Juli, von denen Ute Schneider mit Begeisterung erzählt. Zuvor hatte Dechant Dietrich Galter den Kirchenschlüssel gebracht, bei Kaffee und Striezel wurden die nächsten Vorhaben besprochen.
Vier Helfer schrubbten Kirchenbänke und putzten den Altar heraus, sogar die Kirchenuhr wurde von Diakon Rosinger und Emanuel Drotleff wieder zum Laufen gebracht und die Glocken läuteten Dank Hans, Sigi und Emanuel wieder. Eine Woche später erklangen sie am Samstag zum Vesperläuten. Vor diesem zweiten Gottesdienst kamen noch einige Frauen aus Kirchberg zum Mithelfen dazu. Den fleißigen Helfern spendierte Andreas Kenzel ein Eis. Was für eine Vorfreude!
„Wir hatten einen helfenden Engel namens Emanuel Drotleff bei allen anstehenden Arbeiten, er hat sich mächtig ins Zeug gelegt, die Mauern von Wuchs befreit, das Gestrüpp in der Kirchenburg geschnitten und mit seinem Pferdewagen weggebracht, das Gras im Kirchhof gemäht und vieles mehr“, erzählt Ute Schneider. Sehr gefallen hat ihr auch, dass Diakon Rosinger die Sense geschwungen und mit angepackt hat.
Nach dem Gottesdienst gibt es heute Kaffee, ausgeschenkt von Christian Reu, der durch sein Engagement wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Kirchberger Gemeinde zu neuem Leben erwacht ist. Dazu gibt es Hanklich aus Freck. Die Leute sind glücklich, zusammen zu sein, Gemeinschaft zu erleben und einen Gottesdienst vor Ort feiern zu können. „Wir möchten so gerne hier in unserer Kirche Gottesdienst feiern“, sagt Kati Drotleff, ,,dann brauchen wir nicht nach Agnetheln fahren“. Ihre Orgel möchten sie behalten und wünschen sich, dass sie eines Tages wieder in Kirchberg erklingt.
Es gibt Hoffnung! Da, wo Menschen sich zusammentun und am selben Strang ziehen, kann sich was bewegen. Emanuel wird sich weiterhin um Kirche und Hof kümmern, täglich die Uhr aufziehen und die Glocken läuten, während Raini für die Pflege des Friedhofs zuständig ist.
Die Kirchberger in Deutschland schmieden weitere Pläne. „Es gibt noch viel zu tun!“ sagt Ute Schneider, „die Kirche soll erhalten werden, ihre Tore den Touristen offenstehen, allen Menschen, die sie besuchen möchten.“
Hildrun SCHNEIDER