An der Heilkraft interessiert

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Beim Csiszár-Bad im Kurort Bálványos im Kreis Covasna

Ausgabe Nr. 2786

Meister Petz hautnah: Wer im Landkreis Covasna unterwegs ist, kann etwas erleben, wie der HZ-Redakteur, den tatsächlich ein Bär „begrüßt hat, als er im Wald unweit vom Kurort Bálványos den Wagen anhielt. Foto: Werner FINK

Wenn man von Sankt Georgen in Richtung Szeklerburg fährt, heißt das vierte Dorf Sepsibükszád/Bixad. Hier muss man nach rechts abbiegen, um zum Kurort Bálványos zu gelangen. Eine gern besuchte Anlage ist hier das „Csiszár“-Bad, das sich nun wieder im Familienbesitz befindet. Über die Lockerung von Corona-Maßnahmen haben sich im Sommer vor allem die Tourismusbetreiber gefreut. Die Taierling-Brüder Johann und Péter, die sich um das Csiszár-Bad kümmern, haben sich entschlossen, das Bad auch „offiziell“ zu eröffnen und damit in den kommerziellen Sektor einzutreten. Hier gibt es acht Mineralwasser-Becken, jedes mit einer anderen Zusammensetzung des Wassers, wobei viele Badelustige vor allem wegen der Heilkraft dieses Wassers kommen. Seit neuestem kann man hier auch in beheizten Holzzubern baden.

Beim Csiszár-Bad im Kurort Bálványos gibt es jetzt auch beheizte Holzzuber und zwei neue Saunas. Das Becken in der Mitte heißt ,,Timsós“, zu Deutsch: ,,Alaun“. Homepage: www.csiszarfurdo.eu

Wer meint, schon oft in der Natur unterwegs gewesen zu sein und trotzdem noch nie das Glück hatte, einen frei laufenden Bären zu sehen, sollte in dieser Gegend keine Wette eingehen, auch hier keinen zu sehen. Er könnte sie womöglich auch dreifach verlieren. Und wenn man gerade dabei ist, eine derartige Wette einzugehen, siehe da, eine lustige Gestalt  mit braunem Fell blickt neugierig durch die Seitenscheibe: ein Bär. Vermutlich ist er daran gewohnt, dass ihm die Insassen der Fahrzeuge zu fressen geben? Und warum dreifach? Es kann vorkommen, dass man hier gleich drei solche Tiere an einem einzigen Tag beobachten kann.

In Bálványos/Băile Balvanyos oder auf Deutsch etwa Götzenstätte, gibt es das Bad „Csiszár Fürdő“, um das sich die Taierlingbrüder Johann und Péter Ferenc, väterlicherseits Sathmarer Schwaben, mütterlicherseits Szekler, kümmern. Der Name kommt von Csiszár Dénes, dem Ururgroßvater der beiden, der seinen einbeinigen Jagdstuhl in die Erde stach und dabei hier eine Mineralwasserquelle entdeckte. Er war es, der dann zu seiner Zeit von 1890 bis ungefähr 1930 die Csiszár-Anlage im Kurort Bálványos gründete und sich um diese gekümmert hat.

Johann Taierling führt durch die kleine ,,Chillout Area“.Foto: Werner FINK

Die beiden Brüder entschlossen sich, das „Csiszár“-Bad diesen Sommer auch offiziell zu eröffnen, wobei der Eintritt nun 10 Lei kostet. Zehn Jahre lang konnte man hier umsonst baden. „Nachdem wir jetzt über zehn Jahre hier gearbeitet haben, wollten wir die Leute langsam daran gewöhnen, dass das Bad jetzt in eine andere Sphäre gekommen ist. Wir sind quasi in den kommerziellen Sektor eingetreten, was auch nötig war, damit wir das Bad aufrecht erhalten können“, erklärte Johann Taierling.

Es ist ihm u. a. gelungen, eine EU-Förderung in Höhe von 48.000 Euro über das Programm für ländliche Entwicklung PNDR zu erhalten. Von dieser Summe wurde das Bad mit fünf beheizbaren Holzzubern, zwei beheizbaren Saunas, und anderen kleineren mobilen Gebäuden ausgestattet. ,,Einerseits, muss man von dieser Förderung wissen, das das sehr bürokratisch ist, andererseits, wenn wir nicht mit der Bürokratie kämpfen, dann kämpfen wir mit dem Berg hier oben, weil wir alles, was wir hier oben bauen in Einzelteilen auf einem sehr schlecht begehbaren Weg mit einem Geländewagen, den wir 2020 gekauft haben, hochbringen müssen“, sagte Taierling.  ,,Wir brauchten einen neuen, kräftigen Geländewagen zur Sanierung des Bades, ich wollte allerdings keinen gewöhnlichen Geländewagen haben. Oldtimer habe ich schon immer gemocht und dieser Aro M461 hat alles in sich vereint. Rumänien kann auf eine bemerkenswerte Vergangenheit in der Automobilherstellung zurückblicken und der Aro war halt ein Spitzenprodukt. Interessant ist, dass man bis heute Ersatzteile finden kann“.

Das Geländefahrzeug von Johann Taierling ist ein Aro M461 aus dem Jahr 1974 mit 4X4-Allradantrieb und in Kronstadt gefertigtem Motor. Es wurde in der eigenen Tischlerwerkstatt mit Hilfe eines Angestellten erneuert. Mit Hilfe dieses Fahrzeugs wurden die Baumaterialien zum Csiszár-Bad hinauf transportiert. Foto: Werner FINK

Bei der Beantragung der Förderung war vor allem die Saxonia Stiftung sehr behilflich.  „Diese Summe muss man erst aufbringen, auch wenn sie dann durch die Förderung zurückkommt“, erklärte Taierling.  „Wir haben die Saxonia Stiftung um Hilfe gebeten, und sie haben ihrerseits die Förderung für uns beantragt, so dass wir die EU-Förderung mit Hilfe der Saxonia Stiftung vorfinanzieren konnten. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Das Csiszár-Bad ist von einem elektrischen 12-Volt-Zaun umgeben. Und gerade wo man ein Bad genommen hat und sich in der kleinen „Chillout Area“ in eine der Hängematten schwingen will, siehe da, es raschelt auf der anderen Seite des Zaunes. Man dreht den Kopf um und sucht nach der Ursache. Ein junger Bär läuft zu den Himbeersträuchern in der unmittelbaren Nähe. Eine Weile lang hört man nichts, danach jagt er den Hang hinauf.

Ein junger Bär auf dem Weg zu den Himbeersträuchern in der Nähe.Foto: Werner FINK

„Das ist schon mittlerweile in ganz Rumänien bekannt, dass hier der Tummelplatz der Bären ist“, bemerkte Taierling. „Vorher wurden sie hier gefüttert, auch von den Hotelbesitzern, quasi als Attraktion für die Gäste von nah und fern, dann auch von den Besuchern. Mittlerweile hat sich das zum Nachteil gewendet, weil wir die Bären einfach nicht mehr loswerden.“  Am Tag, als der Zaun aufgebaut und schon fertig war, wurde das Tor offen gelassen und ein Bär ist einfach hereinspaziert. Zum Glück ist er aber dann auch wieder abgehauen. Seitdem ist der Zaun immer aktiv und das Tor immer zu.

Im letzten Winter wurden auch 500 Meter Stromleitungen verlegt und das Csiszár-Bad somit an das Stromnetz angebunden. Ein nächstes Vorhaben ist, im nächsten Jahr auch für Unterkunftsmöglichkeiten zu sorgen und dementsprechend möchte man ein „Jurtenglamping“ bauen. Glamping ist ein Kunstwort aus dem Englischen und setzt sich aus den Begriffen „Glamourous“ und „Camping“ zusammen. Es handelt sich also um ,,glamouröse Campingunterkünfte”. Während der Pandemie wurde bereits in den eigenen Werkstätten und mit den eigenen Angestellten an fünf Jurten gearbeitet. Da, wo sie aufgestellt werden, sollen sie mit Strom und Wasser versorgt sowie mit Fußbodenheizung und Toiletten ausgestattet werden.

1949 wurde der Familienbesitz verstaatlicht. Der Staat hatte dann die meisten der alten Gebäude abgerissen und neue Gebäude gebaut. Diese Gebäude wurden entweder zurückgekauft, oder man hat für Schadensersatz für die Gebäude, die der Ururgroßvater gebaut hat, geklagt.  Es geht um 5 alte Villen oder Pensionen. Nach der Durchführung des Projektes Jurtenglamping, ist nun ein weiteres Ziel, die Gebäude zu renovieren.

Das Csiszár-Bad verfügt über insgesamt acht Mineralwasser-Becken sowie zwei Mofetten. Zusätzlich gibt es noch zwei Mineralwasser-Trinkquellen.  Die älteren Generationen sind vor allem an der Heilwirkung des Wassers in den Becken interessiert. Junge Leute möchten einfach nur baden, in einer schönen natürlichen Umgebung mitten im Wald einen schönen Tag verbringen. „Neben den einheimischen Besuchern sind sehr viele Bukarester hier, es kommen sehr viele Leute aus der Republik Moldova, aber wir hatten auch schon Kronstädter Sachsen hier“, sagte Taierling. Da man nun über beheizbare Zuber und Saunen verfügt, möchte man die Saison bis zum 30. September verlängern und wenn möglich auch danach an Wochenenden offen haben.

Touristen und Einheimische auf dem Weg zum Csiszár-Bad.Foto: Werner FINK

Warum in Bálványos der Müll nicht in den Müllbehältern, sondern rund um diese herum verstreut liegt? Ganz einfach: Jemand hat in den Müllbehältern „gekottert“. Wenn man abends nach Sonnenuntergang an der Quelle die Flasche mit Mineralwasser gefüllt hat und gerade um die Ecke biegen möchte, findet man die Ursache auch selber heraus: ein Bär eines ganz anderen Kalibers als die beiden vorherigen sucht eifrig im Müllbehälter. Man erstarrt. Einen Augenblick lang starrt man sich gegenseitig an. Danach geht jeder seines Weges.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tourismus.