10. Band der Geschichte der Siebenbürger Sachsen
Ausgabe Nr. 2780
,,Im Banne der Gesetze: Siebenbürgen im 18. Jahrhundert. Ansiedlung der Landler und Banater Schwaben“ ist der zehnte Band in Wilhelm Andreas Baumgärtners Buchserie über ,,Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen“, 2021 im Schiller Verlag erschienen.
Baumgärtner setzt an mit dem Ende des Bürgerkriegs, den der Kuruzzen-Aufstand ausgelöst hatte. 1711 wurde in Sathmar Frieden geschlossen. Damit trat Kaiser Karl VI. in den Besitz Siebenbürgens und eine neue Zeit begann für das Fürstentum. Was folgte, ist in drei Teile strukturiert. Der erste davon, ,,Ein Traum von alter Größe“, erinnert daran, dass der Friedensvertrag der Heiligen Liga mit dem Osmanischen Reich eher ein Waffenstillstand gewesen war. Es braute sich ein Krieg zusammen, der erst 1716 zur Befreiung des Banats und Ungarns dank Prinz Eugen von Savoyen führte, und der im Sommer 1718 mit einem neuen Friedensabkommen, diesmal in Passarowitz, endete. Allerdings hatten sowohl diese Übergriffe, als auch mehrere Pestausbrüche, viel Verwüstung hinterlassen, wobei die Einwohnerzahl in Siebenbürgen stark gesunken war.
Außerdem wurde Siebenbürgen verwaltet als ob es in einem Belagerungszustand gewesen war, was für die Siebenbürger Sachsen bedeutete, dass ihre Selbstbestimmung jetzt größtenteils in den Händen der Generalität des Kaisers lag.
Im zweiten Teil, ,,Zeitwende in Siebenbürgen“, erfährt man, wie der Kaiser und seine Stellvertreter, obwohl sie ,,im Banne der Gesetze“ agierten, diese Lage ausnutzten. Durch ungleiche Steuern im Fürstentum und durch Verfolgung der Protestanten in den Erbländern versuchten sie gleichzeitig ihre Kassen nach dem Krieg wieder zu füllen und eine Gegenreformation einzuleiten. Diese Umstände würden auch unter Maria Theresia fortdauern.
Im dritten und letzten Teil, ,,Glaubenskämpfe und die Folgen“, stellt sich heraus, dass trotz höherem Einfluss, die römisch-katholische Kirche in Siebenbürgen sehr wenig Erfolg bei den Siebenbürger Sachsen hatte. Auch in Österreich hatten sie begrenzten Erfolg bei der Konvertierung der Protestanten in der Steiermark, in Oberösterreich und in Kärnten. Letztendlich wurde nach mehreren Versuchen, die Kryptoprotestanten zu bestrafen, beschlossen, diesen die Möglichkeit zu geben, auszuwandern. Viele von Ihnen kamen nach Siebenbürgen, wo sie besser bekannt sind als Landler.
Diese Lösung sollte zugleich zur Ausrottung des Protestantismus in den Erbländern führen, und auch die wirtschaftliche Situation in Siebenbürgen verbessern. Leider gab es auch hier Konflikte zwischen Einheimischen und Neuzugewanderten, trotz Gemeinsamkeiten. So wird von späteren Vorfällen berichtet: Die Neuzugewanderten fingen an, ihre eigenen Bruderschaften zu gründen, und es wurde über Chorbeitritt- und Sitzordnungen gestritten. In Neppendorf wollte man eine neue Sitzordnung nach Alter und nicht wie bisher nach Volkszugehörigkeit. Acht Jahre würde es dauern, bis dieser Konflikt gelöst wurde, wobei die Lösung in einer neuen Sitzordnung nach Alter, Geschlecht und Volkszugehörigkeit lag.
Der Autor beschreibt die Konflikte sachlich, und nennt in den Anmerkungen Quellen, die alles belegen. Ab und zu ist auch Korrespondenz wiedergegeben, insofern diese Einblicke verschafft in z. B. die kaiserlichen Interessen, aber auch die politischen Spannungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Protestanten, und in die Lebensbedingungen der Transmigranten. Für jeden, der an der Geschichte Siebenbürgens interessiert ist, und besonders für alle, die mehr wissen wollen über die Bedrängnisse, mit denen die Banater Schwaben und Landler in der alten aber auch in der neuen Heimat konfrontiert waren, ist dieses Buch eine empfehlenswerte Lektüre.
Matilda WILK