,,Rabentanz“ in Holzmengen / 10 Jahre Sozialprojekt Elijah
Ausgabe Nr. 2778
Am 1. Juli fand in Holzmengen das bereits zur Tradition gewordene Abschlusskonzert der Elijah-Musikschulen unter dem Titel ,,Dansul corbilor“ (Rabentanz) statt und zugleich wurden auch 10 Jahre seit dem Bestehen des Sozialprojektes gefeiert. Die Kinder spielten erstmals unter der Leitung der südamerikanischen Musikschuldirektoren Samuel Gómez und Félix Briseño, die seit Februar bei Elijah arbeiten.
Nach zehn Jahren ist Elijah an sechs Orten aktiv, beschäftigt etwa 80 Angestellte und kümmert sich um unzählige Menschen. Dass die Projekte von Elijah geschätzt werden, zeigte auch die Anwesenheit der Bürgermeister Ioan David (Rothberg), Muşoaie Adrian (Leschkirch), des Kreisrats Pavel Bichicean, des Subpräfekten Sebastian-Gheorghe Șebu oder des Abgeordneten Bogdan Trif.
1991 baute Ruth Zenkert gemeinsam mit Pater Georg Sporschill SJ, der von seinem Orden nach Bukarest entsandt wurde, die CONCORDIA-Sozialprojekte in Rumänien auf, ein Projekt, das dann auch auf die Republik Moldau und Bulgarien erweitert wurde. Tausende obdachlose Kinder und Jugendliche wurden von der Straße geholt. Nach 20 Jahren wurde das Projekt an die Mitarbeiter übergeben. Im Winter 2011/2012 ging Ruth Zenkert nach Siebenbürgen. ,,Wir wollten etwas Neues mit Kindern in Familien, wo es Probleme gibt, machen”, erinnerte sich Zenkert. ,,Über den Pfarrer Eginald Schlattner in Rothberg sind wir in diese Gegend gekommen. Er hat uns gesagt: ,Kommt, es gibt hier viele Menschen, die Hilfe brauchen‘. Und dann hat er uns in seine Welt hineingeführt.” Alles fing in Neudorf an, wo Zenkert jeden Tag in die öffentliche Schule ging, um dort Trommelunterricht zu geben. Es stellte sich heraus, die Familien wohnten in zugigen Hütten, ohne Wasser und ohne Strom und es fehlte an allem.
2012 gründete Ruth Zenkert gemeinsam mit Pater Georg Sporschill SJ den Verein Elijah. ,,Ich hatte einen starken Traum, an den ich geglaubt habe”, sagte Zenkert. ,,Ich erinnere mich, wie ich im Dorf war und mit einigen Leuten gesprochen habe, die mir alle gesagt haben, das wird nichts. Ich habe aber auch mit anderen gesprochen, die uns ermutigt haben und dann hat der eine mitgeholfen, dann der nächste und so sind wir eine große Gruppe geworden.” 2012 wurde das erste Haus, die ,,Casa Petru“ in Holzmengen gekauft, wo das erste Elijah-Sozialzentrum entstand. Ein nächstes Projekt war das Waschhaus in Ziegenthal und ebenfalls hier das Sozialzentrum ,,Habakuk”. 2013 wurde die Elijah-Bäckerei in Betrieb genommen, wo junge Roma-Frauen das Backen lernten. Die Musikschule ,,Casa Sonja“ wurde in Holzmengen eröffnet, nachdem die Vertreter von Elijah gemerkt haben, dass die Romakinder musikalisch und tänzerisch begabt sind. 2014 folgte die Einweihung des Sozialzentrums ,,Casa Thomas“ in der ehemaligen deutschen Schule in Neudorf. Weiterhin folgten sieben Hausprojekte in Ziegenthal, Holzmengen und Neudorf und in einer alten Scheune wurde eine Holzwerkstatt eingerichtet. Seit 2015 gibt es in der ,,Casa Corb“ in Ziegenthal Werkstätten, Bäckerei und Kunsthandwerk. In den Elijah-Gärten wird mit Gemüseanbau begonnen. Im April 2016 wurde das Ausbildungshaus „Stella Matutina“ eröffnet. Auf Wunsch des Erzbischofs von Karlsburg hat Elijah die bereits verfallene römisch-katholische Kirche in Holzmengen übernommen. In dem kleinen Pfarrhaus und der ehemaligen deutschen katholischen Schule gibt es seit 2017 die ,,Casa Paul“ bzw. die ,,Casa Nova“ wo eine Arzt- und eine Zahnarztpraxis betrieben wird. Im neuen ,,Marghita”-Viertel in Leschkirch werden neue, winterfeste Wohnhäuser für zwölf Familien fertiggestellt sowie das neu errichtete Sozialzentrum ,,Casa Susanna“ eröffnet. 2018 wurde in Marpod ein Grundstück erworben, auf dem in Zukunft das neue Elijah-Ausbildungszentrum für Holzverarbeitung, Bauhandwerk und Landwirtschaft untergebracht ist. Das ehemalige evangelische Pfarrhaus in Neudorf wird gekauft und hier die Casa Martin eingerichtet, wo das Angebot für bedürftige Familien ausgeweitet wird und eine Kleinkindbetreuung und eine Arztpraxis geplant wird. 2019 wird in der ,,Casa Francisc“ im Zentrum von Hermannstadt 35 Schülern und Studenten Plätze in Wohngruppen zur Verfügung gestellt. Das neue Sozialzentrum ,,Casa Martin” in Neudorf ist fertig.
Nach zehn Jahren kann Elijah seinen Nutznießern fünf Sozialzentren, zwei Musikschulen, sieben Lehrwerkstätten, zwei Arztpraxen, ein Kinderhaus und ein Schülerwohnheim bieten. Betreut werden in den Sozialzentren gegenwärtig etwa 300 Kinder. Weiterhin gibt es 36 Nutznießer des Internats in Hermannstadt. Über das Wohnprogramm wurden insgesamt 50 Häuser gebaut. ,,Also ich freue mich, dass die Menschen wissen, dass man zu uns kommen kann und wir eine Anlaufstelle sind, wo man entweder Arbeit oder Hilfe findet. Das ist ein schönes Zusammenleben”, sagte Ruth Zenkert.
So gibt es viele Kinder, die jetzt hinauswachsen und einen guten Weg gehen. In diesem Jahr konnten vier Bewohnerinnen des Schülerwohnheims Casa Francisc nach ihrer absolvierten Ausbildung, gemeinsam in ihre erste Wohnung ziehen. Die Frauen sind zwischen 21 und 23 Jahre alt.
Im Rahmen der Abschlussfeier konnten die Anwesenden innerhalb von zehn Programmpunkten Musik- oder Tanzgruppen bewundern, wobei der letzte Punkt der Auftritt des Elijah-Orchesters mit 120 Musikern bestand.
Werner FINK