14. Brotbackseminar der Frauenarbeit der EKR
Ausgabe Nr. 2777

Maria Mărășescu (rechts) zeigt, wie man die sieben Lagen Teig für die Hanklich faltet.
Das 14. Brotbackseminar der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien fand am 1. und 2. Juli in der Kirchenburg in Großau statt. Während die Teilnehmerinnen Hanklich – eine siebenbürgisch-sächsische Spezialität – Nusszopf, sowie Vollkornbrote zubereitet haben, diskutierten sie auf Deutsch, Sächsisch und Rumänisch über Kochen, den Alltag als Frau, sowie die Geschichte und die Zukunft der evangelischen und sächsischen Gemeinschaften in Siebenbürgen.
„Heute beginnt unser 14. Brotbackseminar, das unter dem Motto ‚Die vollkommene Freude‘ steht“, begrüßte Margit Kézdi, die Geschäftsführerin der Frauenarbeit, die neun Frauen, die um den Tisch unter dem Nussbaum auf dem Pfarrhof saßen. „Dieses Wochenende wird auch von einem musikalischen Impuls begleitet“, fügt sie hinzu. Die Frauen werden die Freude am „Beten, Kneten und Backen“ singen.
Im Jahr 2003 beginnt die Geschichte der Brotbackseminare. Die Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien hatte in diesem Jahr zum Thema „Brot in der Bibel“ eine Pfarrfrauen-Rüstzeit organisiert. Am ersten Tag hatte jede Frau Kostproben eines selbstgebackenen Brotes mitgebracht, was nicht nur die Möglichkeit bot, eine große Vielfalt an Brotsorten zu probieren, sondern auch ein echtes Gefühl des Zusammenhalts vermittelte. In einer Zeit, da das Selberbacken von Brot unüblich geworden war, trafen sich 2005 mehrere Frauen in Leblang, um gemeinsam Brot zu backen. Da das Seminar ein großer Erfolg war, beschlossen die Frauen daraufhin, diese Erfahrung jedes Jahr zu wiederholen.

Einige der Teilnehmerinnen beim Gruppenbild vor dem Backhäuschen .
Die Frauen hier kennen sich größtenteils schon, aber einige sind von weit hergekommen, wie z. B. Gerlinde Neurohr. Sie ist in Hermannstadt geboren, aber mit 20 Jahren 1976 nach Deutschland umgezogen ist, und seit einigen Wochen wieder da, um ein Praktikum als Kirchenführerin in Malmkrog zu absolvieren. Einige sind bereits Bäckermeisterinnen, wie die aus Burgberg stammende Maria Mărășescu, Gastgeberin und Totumfaktum in der Kirchenburg von Großau, und Petra Stöckmann-Kothen, Seelsorgerin im Dr. Carl Wolff-Altenheim in Hermannstadt, die 1995 aus Nordeutschland nach Hermannstadt umgezogen ist. Die Beiden haben die Zubereitung der verschiedenen Backwaren angeleitet.
Nach 18 Uhr ist es Zeit, mit dem Vollkornbrot zu beginnen. Die Teilnehmerinnen holen die Schürzen heraus, die sie im Rahmen eines anderen Seminars im Februar dieses Jahres selbst genäht haben. Petra hat bereits die Mischung aus Getreide und Sonnenblumen-, Sesam- und Kürbiskernen vorbereitet. Die Frauen fügen das gesiebte Mehl hinzu. „Um das Brot weich und feucht zu haben, ist es gut, Kartoffelpüree-Pulver hinzuzufügen. Dann kommt Salz und Sauerteig“, erklärt Margit. Gleichzeitig müssen manche Frauen den Teig in einem Trog aus Holz kneten, während andere nach und nach Wasser zugießen. Jetzt kommt noch Hefe hinzu und dann ist Feierabend. „Wir lassen die Masse übernachten, damit der Teig aufgeht“, erklärt Petra. Um 6 Uhr morgens treffen sich die Frauen, um das Vollkornbrot zu backen.
Am zweiten Tag ist alles ziemlich hektisch. Während Gerlinde den Teig knetet, bereiten Christine und Henriette den Nussteig vor und Elke schlägt das Eiweiß steif. Laura Luchian – in Hermannstadt geboren und mit 16 nach Großau umgezogen – bereitet die Formen vor, in die sie Backpapier auflegt. Nachdem der Teig geknetet ist, wird er mit einem Laken abgedeckt, um ihn ruhen zu lassen. „Ich glaube, backen und kochen haben was mit Liebe zu tun…“, sagt Henriette, während Maria die Hanklich in Stücke schneidet und auf Platten anordnet, damit sie in den Brotbackofen geschoben werden können. Der Hanklich, eine sächsische Spezialität aus Südsiebenbürgen, wurde im Rahmen von Festen oder Hochzeiten zubereitet. „Die ganze Familie und auch manchmal die ganze Nachbarschaft hat mitgeholfen, um nachher zusammen zu essen. Heutzutage kochen und backen die Leute nicht mehr so oft, da man alles kaufen kann“, sagt Henriette. Die Hanklichstücke sind inzwischen fertig gebacken und man kann sie probieren. Sie zergehen mit ihren sieben Teigschichten auf der Zunge und sind nur sehr wenig gesüßt, da damals kein oder nur wenig Zucker zur Verfügung stand. „Aber heute ist es möglich, ein wenig Puderzucker darauf zu streuen“, bemerkt Maria. Brötchen backen, Hanklich vorbereiten, die deutsche Sprache oder die siebenbürgisch-sächsische Mundart zu pflegen: Das sind Bräuche, die die Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien bewahrt.
Die Frauen der Evangelischen Kirche nehmen Aufgaben in der Kirche und in der Öffentlichkeit wahr. Es geht ihnen um die Vernetzung zwischen den Kirchenmitgliedern, die Gemeinschaft zwischen den Generationen und Konfessionen, aber auch zwischen den Frauen. Ziel ist es, die evangelische Gemeinschaft zu fördern und die Anliegen von Frauen hör- und sichtbar zu machen. „Es ist eine Tradition. Es gab auch schon früher evangelische Gruppen, die sich versammelt haben. Dazu sind wir heute eine Minderheit, deshalb ist es wichtig, zusammenzukommen.“ Das meint die Vorstandsfrau Christiane Lorenz, die mehrere Stunden Fahrt auf sich genommen hat, um bei dem Seminar mitzumachen.
Clémence MICHELS