,,Auftrag für die Wissenschaft“

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,,Hermannstädter Gespräche“ im Spiegelsaal des DFDH

Ausgabe Nr. 2778

Daniela Maria Mariș, Winfried Ziegler, Dr. Antonela Gyöngy und Dr. Roxana-Alice Stoenescu bestritten die ,,Hermannstädter Gespräche“ am 7. Juli d. J. (v. l. n. r.).  Foto: Dragoș DUMITRU

Als eine ,,etwas andere Buchvorstellung“ bezeichnete der Moderator Winfried Ziegler die ,,Hermannstädter Gespräche“, die am Donnerstag, dem 7. Juli, im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt stattgefunden haben. Im Mittelpunkt stand zwar ein Buch, doch es gab anregende Wortmeldungen und einen lebhaften Dialog zwischen den Podiumsteilnehmerinnen und dem interessierten Publikum.

Bei dem Buch handelt es sich um ,,Das politische System Rumäniens. Entwicklung und Herausforderungen in Europa“, das laut der Präsentation des Springer-Verlags ,,einen umfassenden Überblick über das politische System Rumäniens seit 1989 bietet. Gegenstand sind seine Entstehung und Struktur, die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im europäischen Kontext sowie besonders wichtige Politikfelder. Herausgearbeitet werden nationale Besonderheiten, Anpassungsprozesse, Entwicklungsphasen sowie Probleme und ihre Ursachen.“ Herausgeberinnen sind Prof. Dr. Astrid Lorenz, Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig, Inhaberin der Professur Politisches System Deutschlands und Politik in Europa und Leiterin des Jean-Monnet-Spitzenforschungszentrums „Die Europäische Union und ihre ländliche Peripherie in Ostmitteleuropa“ und die aus Heltau stammende Daniela-Maria Mariș, derzeit Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig und Referentin für Begabtenförderung und Kultur bei der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. in Berlin.

Astrid Lorenz/Daniela-Maria Mariș  (Hrsg): Das politische System Rumäniens. Entwicklung und Herausforderungen in Europa. Springer VS Wiesbaden 2022, 284 Seiten,  ISBN: 978-3-658-36342-0, E-Book-ISBN: 978-3-658-36343-7. Nähere Auskünfte unter https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-36343-7

Mariș war gemeinsam mit den Dozentinnen Dr. Antonela Gyöngy und Dr. Roxana-Alice Stoenescu, beide von der Fakultät für Europastudien der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg Podiumsgast bei den ,,Hermannstädter Gesprächen“.

Nach der Begrüßung durch Aurelia Brecht, ifa-Kulturmanagerin in Hermannstadt, die gemeinsam mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt diese Diskussionsreihe veranstaltet, ging der Moederator Winfried Ziegler, seines Amtes Geschäftsführer des Siebenbürgenforums in medias res: ,,Es fehlt hierzulande eine fundierte Auseinandersetzung mit dem politischen System Rumäniens. Wie funktioniert es wirklich?“

Die anwesende Herausgeberin, Daniela-Maria Mariș, stellte das Buch kurz vor und wies zunächst darauf hin, dass es eine große Herausforderung gewesen sei, 15 Jahre EU-Mitgliedschaft Rumäniens und 32 Jahre Demokratie in Rumänien auf 284 Seiten entsprechend zu behandeln. Dabei seien drei wichtige Stichworte ins Auge gefasst worden, die Rumänien auszeichnen: Transformationsprozess, blutige Revolution und größtes Land in der EU nach Bevölkerungszahl. Rumänien sei sehr wichtig und ,,wir brauchen die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dessen politischem System“ schlussfolgerte Maris und fügte hinzu, das Buch wende sich vor allem an internationale Experten und sei auch als ,,Auftrag für die Wissenschaft“ gedacht.

Die aus Oberwischau stammende Dr. Antonela Gyöngy, die in dem Buch mit dem Beitrag ,,Die selektive Aufarbeitung zweier Diktaturen in Rumänien – Deutungskämpfe und Europäisierungsdruck“ vertreten ist, sprach von der ,,viktimologischen Vergangenheitsdeutung“, die eine echte Aufarbeitung behindere.

Nicht zum ersten Mal dabei war Dr. Roxana-Alice Stoenescu, in dem Buch vertreten mit dem Beitrag ,,Die langsame und ambivalente Entwicklung der Zivilgesellschaft in Rumänien“. Sie setzte ein optimistisches Zeichen mit der Aussage, dass ab 2012 in Rumänien die Anzahl der NGOs gestiegen sei und diese ein ,,echtes Korrektiv zum korrupten Staat“ darstellten.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Politik.