Einander hören, miteinander feiern, gemeinsam beten

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Fulminanter Abschluss der Ökumenischen Gebetswoche in Schäßburg

Ausgabe Nr. 2775

Bei der Begrüßung am 18. Juni in der Klosterkirche (v. l. n. r.): László-Csaba Jenei (unitarischer Pfarrer in Schäßburg), Petru Bleahu (orthodoxer Pfarrer an der Hauptkirche in Schäßburg, vertrat Erzbischof Irineu von Alba Iulia); Ciprian Suciu (griechisch-katholischer Pfarrer, persönlicher Referent des Weihbischofs), Septimiu Nicula (griechisch-katholischer Dechant von Mediasch/Elisabethstadt), Weihbischof Cristian Crişan (griechisch-katholisch, Blasendorf), Bischofsvikar István Koszta (ungarisch-lutherisch, Kronstadt), Bischofsvikar László Szegedi (reformierter, Kronstadt), Dechant István Bíró (reformierter Pfarrer von Schäßburg), Bischof Reinhart Guib, Dechant Sándór Szentgyörgyi (unitarisch, Dechant von Sankt Martin), Dechant Hans-Bruno Fröhlich, Pfarrer Ciprian Dărăban (griechisch-katholisch, Schäßburg), Pfarrerin Angelika Beer (Malmkrog). Foto: Privat

Am Samstag, dem 18. Juni d. J. kam in der jüngst wiedereingeweihten evangelischen Klosterkirche die diesjährige Ökumenische Gebetswoche zu ihrem Höhepunkt. Seit 25 Jahren findet in Schäßburg die Ökumenische Gebetswoche statt – und zwar auch unter kontinuierlicher Beteiligung orthodoxer Geistlicher sowie der orthodoxen Kirchengemeinde vor Ort. Dass dieses Jubiläum, das einer Silberhochzeit gleichkommt, gefeiert werden konnte und auch noch in einer sehr herzlichen, zugewandten und freundschaftlichen Atmosphäre ist nicht zuletzt allen beteiligten Kirchen vor Ort zu verdanken, die in all den Jahren nicht nachgelassen haben, einander zu sehen und zu hören und miteinander zu beten.

In einer Zeit, in der die ökumenische Zusammenarbeit in vielen Bereichen in unserem Land und auch international leider auf Eis liegt und mancherorts ein „postkonfessionelles Zeitalter“ herbeigesehnt wird, haben es die sechs historischen Konfessionen Siebenbürgens in Schäßburg geschafft, in der jeweils eigenen Tradition zu bleiben und gleichzeitig das Gespräch und auch das Gebet miteinander kontinuierlich zu pflegen. So kann aus diesem Reichtum geschöpft werden und ökumenische Begegnungen sowie Bewegungen als stärkend erfahren werden. Geistliche der griechisch-katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der unitarischen Kirche, der reformierten Kirche sowie der evangelisch-lutherischen Kirchen (ungarischsprachig und deutschsprachig) gestalteten die Ökumenische Gebetswoche, die in diesem Jahr nicht im Januar, sondern in der Woche nach dem orthodoxen und griechisch-katholischen Pfingstsonntag gefeiert wurde. In den vier anderen Konfessionen lag der Beginn der Gebetswoche nach dem Trinitatisfest, der Feier der Geselligkeit Gottes. Und es konnte keinen besseren Start in diese Jubiläums-Gebetswoche geben als das Pfingstfest und den Sonntag Trinitatis. Denn es war sowohl das Wirken und Wehen des Heiligen Geistes als auch Geselligkeit zu erleben.

Vor dem Abschlussgottesdienst in der vollen Klosterkirche stellte der Dechant des evangelischen Kirchenbezirks Schäßburg, Stadtpfarrer Dr. Hans-Bruno Fröhlich sein im Honterus-Verlag erschienene Buch ,,Spiritualitate ecumenică – Experiență transculturală – Conviețuire interetnică“ (Ökumenische Spiritualität – Transkulturelle Erfahrung – Interethnisches Zusammenleben) vor bzw. wurde es von der Gymnasiallehrerin für Rumänisch und Buchautorin Dr. Mariana Gorczyca und dem orthodoxen Pfarrer i. R. Adrian Dobre vorgestellt. Moderiert wurde die Buchvorstellung von Andrea Rost von Seiten des Demokratischen Forums der Deutschen in Schäßburg, das dankenswerterweise den Druck des Buches ermöglicht hat.

Im Gottesdienst selbst, der zwar zwei Stunden dauerte, aber in seiner Zusammensetzung von Musik und Wort, von Ungarisch, Rumänisch und Deutsch, mit drei Predigten, einem ausführlichen Gebet für alle Jugendlichen und Studierenden, die sich gerade in (Abschluss-)Prüfungen befinden sowie einem sinnreichen Gedicht von Adrian Dobre als Senior der 14 mitwirkenden Geistlichen ein roter Faden deutlich sichtbar wurde, war ein Fest.

Die Predigten von Bischof Reinhart Guib (evangelisch), Weihbischof Cristian Crişan (griechisch-katholisch) und Bischofsvikar László Szegedi (reformiert) nahmen Bezug auf das Unterwegssein im Glauben, auf die ungebrochene Bedeutung von ökumenischem Engagement sowie auf Pfingsten und der ersten Beschreibung der geisterfüllten Jünger Jesu als betrunken (Apostelgeschichte 2, 13: „Sie sind voll süßen Weins.“).

Nicht voll mit Wein, vielmehr voll mit Freude erfüllte sich die Klosterkirche und die Orte, von denen der Bischof, der Weihbischof sowie die Bischofsvikare angereist waren, und bildeten mit Hermannstadt, Blasendorf und Kronstadt ein Dreieck in Siebenbürgen und machten den Abend zu einem siebenbürgischen Segen.

Es ist zu wünschen, dass dieser Segen des stärkenden Miteinanders, des Hörens aufeinander und des Feierns miteinander weitergeht und Kreise in die Zukunft zieht.

Angelika BEER                                                                     

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.