,,Hier im abzweigenden Lassler Tal“

Teile diesen Artikel

Ordination und Einführung einer Pfarrerin der EKR in Malmkrog

Ausgabe Nr. 2765

Drei Premieren fanden am 2. April d. J. in Malmkrog statt:  Die erste Ordination überhaupt seit es Malmkrog gibt (der Ort wurde vor 717 Jahren erstmals urkundlich erwähnt), die erste Pfarrerin in dieser Kirchengemeinde und die erste Landlerin, die als Pfarrerin der EKR ordiniert wird. Unser Bild: Nach dem Ordinationsgespräch setzten Vikariatsvat er Dietrich Galter, Pfarrer in Neppendorf, die neue Pfarrerin Angelika Beer, Bischof Reinhart Guib und Joachim Lorenz, der frühere Pfarrer in Malmkrog,   der heute in der Honterusgemeinde in Kronstadt dient, ihre Unterschriften in das Ordinationsbuch der EKR.      Foto: Beatrice UNGAR

„Du wirst Pfarrerin“ habe ihr ihre siebenbürgisch-sächsische Großmutter – die mit ihren Enkelkindern Landlerisch gesprochen hat – nach dem Abitur gesagt, erzählte im Rahmen des Ordinationsgesprächs im Gemeinderaum der evangelischen Kirchengemeinde in Malmkrog Angelika Beer, die am 3. März 1982 in Hermannstadt als zweites Kind der Schneiderin Sara Beer, geborene Mesch und des Schlossers Josef Beer geboren wurde. Bei dem Ordinationsgespräch, das dem Gottesdienst zur ,,Ordination der Kandidatin des geistlichen Amtes Angelika Beer“, wie die offizielle Bezeichnung dieser Zeremonie in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien heißt, voranging, stellte Beer nicht nur ihren Lebenslauf sondern auch ihre Thesen vor. 

Bei der Einführung von Pfarrerin Angelika Beer durch den Dechanten des Schäßburger Kirchenbezirks, Pfarrer Dr. Hans-Bruno Fröhlich, standen auch einige der anwesenden Kuratoren  und Presbyter der Kirchengemeinden im Chorraum mit dem wunderschönen Flügelaltar.            Foto: die Verfasserin

Die insgesamt neun Thesen, die sie gegenüber Bischof Reinhart Guib und dessen Assistenten, ihrem Vikariatsvater, dem Neppendorfer Pfarrer Dietrich Galter, und dem früheren Malmkroger Pfarrer Joachim Lorenz, verteidigen musste,  bezogen sich auf ,,Die Bedeutung von kirchlichen Ordnungen gemäß CA 15 für die Entwicklung der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, angesichts der Bedrohung des Weltfriedens, mit Berücksichtigung von Epheser 6, 10–17 (,geistliche Waffenrüstung‘)“. Nach dem einstündigen Ordinationsgespräch, das die Kandidatin gut bestanden hatte, begaben sich alle Gäste in die evangelische Kirche hoch oben auf dem Berg und konnten sich bis zum Einzug der Pfarrer und Kuratoren und Presbyter, allen voran die ,,Kandidatin des geistlichen Amtes“ und Bischof Reinhart Guib, an den wunderschönen Fresken an den Innenwänden der schmucken ehemalogen Marienkirche erfreuen. Beer hatte in ihrem Lebenslauf u. a. erklärt, es sei ein besonderes Geschenk für sie, in einer Marienkirche ordiniert zu werden, da sie im Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für ein Ausstellungsprojekt in Marienkirchen und Nikolaikirchen zuständig gewesen sei. Nach den vielen Ausstellungen zu „Bei Deinem Namen genannt“ im Europäischen Kulturerbejahr 2018 war sie 2019 als Elternzeitvertretung Referentin für Vermittlung von Kulturerbe beim Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz und hat dann im Herbst 2019 ,,das Vikariat gewagt“. Sie entschied sich, obwohl sie seit ihrem neunten Lebensjahr in Deutschland gelebt hatte, für die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien, ,,weil ich vermutet und gespürt habe, dass unsere Kirche besser zu mir passt und ich zu ihr als eine der Landeskirchen in Deutschland.“

Bei der Verabschiedung von der damaligen Vikarin Angelika Beer in Neppendorf überreichten Kurator Josef Beer und Vikariatsvater Pfarrer Dietrich Galter je einen Blumenstrauß (v. l. n. r.).Foto: die Verfasserin

2015, also vor sieben Jahren, hatte sie auf Einladung von Pfarrer Dietrich Galter zum ersten Mal in Rumänien gepredigt, in Großau, Neppendorf und Törnen. Beer sagte: ,,Nun bin ich froh und sehr, sehr dankbar für die zwei-einhalb Jahre als Vikarin im Neppendorfer Gemeindeverband und bin wohl die erste Landlerin, die zur Pfarrerin ordiniert wird. Ich freue mich auf die nächste Etappe, auf die Gemeinden, die mir anvertraut sind, den Dienst in der EKR und auf Gottes Wege mit uns allen.“

In seiner Ordinationsansprache sagte Bischof Guib u. a., mit Bezug auf 2 Mose 13,18: ,,Du, liebe Schwester, hast auch über Umwege wieder nach Siebenbürgen, zu Deiner Berufung und Heimatkirche gefunden. Dich führte der geographische Weg aus der siebenbürgisch-landlerischen Heimat hinaus nach Deutschland um über viele Stationen im Saarland, Augsburg, Kassel, Bayern, Elstal, Berlin und Wittenberg wieder geläutert und gereift zurück ins Siebenbürgische Neppendorf und Hermannstadt, und nun nach Malmkrog nach Hause zu kehren. Dein Weg ist auf der Geraden angekommen, hier im abzweigenden Lassler Tal.“

Die fleißigen Frauen von der Malmkroger evangelischen Kirchengemeinde verwöhnten die zahlreichen Gäste mit leckeren Speisen und einer überreichen Kuchentheke.Foto: die Verfasserin

Die Kirchengemeinden Malmkrog, Rauthal, Lasseln und Sächsisch-Neudorf im Lassler Tal, Maldorf, Hohndorf und Großalisch an der Kleinen Kokel und Tekendorf und Moritzdorf in Nordsiebenbürgen freuen sich auf die neue Pfarrerin in dem Schäßburger evangelischen Kirchenbezirk. In aller Namen überreichte der Malmkroger Kurator Michael Linzing, der die Gottesdienstteilnehmenden begrüßt hatte, zum Abschluss der Pfarrerin Angelika Berer einen Blumenstrauß.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.