,,Ich freue mich schon mega darauf“

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Kulturweit-Freiwillige beim Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt

Ausgabe Nr. 2762

Zu viert im Online-Gespräch (v. l. n. r.): Timo Klocker, Ruxandra Stănescu, Amelie Hiller und Jasper Freh .                                  Screenshot: Deutsches Kulturzentrum Hermannstadt

Beim Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt ist Amelie Hiller seit gut einem halben Jahr Praktikantin, genauer gesagt leistet sie hier einen einjährigen Kulturweit-Freiwilligendienst. Kulturweit ist der internationale Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission und bietet Menschen zwischen 18 bis 26 Jahren die Möglichkeit, sich für sechs oder zwölf Monate in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zu engagieren. Die 19-Jährige hat in Hermannstadt seit Kurzem Verstärkung bekommen, von Jasper Freh und Timo Klocker. Alle drei sprachen über ihre Erwartungen und Zukunftswünsche mit der HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u.

Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Jasper Freh (J. F.): Ich bin 20 Jahre alt, habe im vergangenen Sommer Abitur gemacht und plane, Gamedesign zu studieren. Im Moment mache ich ein Praktikum bei einem Spieleentwickler.

Timo Klocker (T. K.): Ich habe auch letztes Jahr  Abitur gemacht, bin vor Kurzem 19 geworden und  habe vor dem Studium ein Jahr Pause gemacht, um unterschiedlichen Projekten und Hobbys nachzugehen. Ich war letztes Jahr trotz Corona sehr viel unterwegs, u. a. in Budapest, Strassburg und Tallinn, für viele politische Projekte, die meistens mit Gleichberechtigung zu tun haben. Ich freue mich auf das Praktikum hier und weiter soll es mit dem Studium gehen, wahrscheinlich in Richtung Politikwisenschaften, internationale Beziehungen.

Amelie Hiller (A. H.): Ich habe ebenfalls letztes Jahr Abitur gemacht und habe dann direkt im September meinen Freiwilligendienst hier in Hermannstadt begonnen. Ich bin  schon fast sechs Monate hier und werde weitere sechs Monate da sein, eben zusammen mit Timo und Jasper.

Amelie, wie war für dich die Erfahrung hier?

A. H.: Bis jetzt war meine Erfahrung hier sehr, sehr positiv. Als ich angekommen bin, war richtig viel los und es war ziemlich stressig, weil direkt am nächsten Wochenende eine Lesung mit Ingo Schulze geplant war. In der Woche davor musste ziemlich viel fertig gestellt werden und ich wurde direkt mit eingebunden und ins kalte Wasser geworfen, aber natürlich nicht im negativen Sinn, sondern mir wurde von Anfang an relativ viel zugetraut. Wenn ich aber Fragen habe, ist natürlich immer jemand da, der mir auch hilft. Die Stadt gefällt mir sehr gut, sie war auch im Vorjahr unglaublich belebt. Im Winter war sie eher verschlafen, was wahrscheinlich auch mit den Ausgangsbeschränkungen zusammenhängt. Ich freue mich auf den Sommer, ich denke, es wird eine sehr coole Zeit.

Warum habt ihr euch für Rumänien entschieden?

J. F.: Mit dem Kulturweit-Dienst ist es so, wenn ich es richtig weiß, dass einem ein Land zufällig zugewiesen wird. Ich habe die Stelle angenommen, die für mich frei geworden ist.

T. K.: Als ich in Tallinn war, es waren minus 19 Grad, habe ich einen Anruf bekommen, es gäbe die Möglichkeit, nach Rumänien zu gehen, ob ich Lust darauf habe und in zwei Tagen die Antwort geben könne. Es gab auch ein Angebot, nach Mexiko zu fahren, aber ich habe auch wegen Corona die sichere Variante gewählt. Freunde meiner Eltern kommen aus Rumänien und ich hatte gehört, dass es ein wunderschönes Land ist.

A. H.: Man kann keinen spezifischen Wunsch abgeben, in welchem Land man den Freiwilligendienst ableisten möchte, man kann aber die Region wählen. Ich hatte auch mehrere Einsatzstellenangebote und habe mich für Rumänien entschieden. Mein Opa mütterlicherseits kommt aus Rumänien, ich war schon mit der Familie zu Besuch in der Gegend von Arad und wollte das Land eingehender kennenlernen.

Was erwartet ihr von dieser Freiwilligenzeit?

T. K.: Mehr Selbstständigkeit, weil das doch mehr oder weniger der erste Auszug ist. Ich muss mich hier um alles selber kümmern und kann, wenn was ist, nicht schnell nach Hause zu meinen Eltern fahren. Ich denke, es wird trotzdem cool, weil es meine erste eigene Wohnung ist. Ich denke, wir werden sehr viel lernen, vielleicht auch mehr, mit Problemen umzugehen, die Sachen lockerer zu nehmen, einfach generell Erfahrungen sammeln und viele nette Leute kennenlernen.

J. F.: Ich kann mich nur anschließen und sagen, dass man vielleicht eine neue Leidenschaft findet, was man in Deutschland gar nicht kennt oder womit man sich gar nicht beschäftigt.

A. H.: Eine Erwartung, die ich auch teile, nämlich viele neue Leute kennenlernen und viel Neues lernen, hat sich auf jeden Fall bestätigt. Ich muss auch sagen, dass es von Kulturweit auch sehr toll ist, dass es da eine Liste gibt, damit sich die Leute vernetzen können. Wir haben eine riesige WhatsApp-Gruppe mit allen Leuten, die im Vorjahr begonnen haben und in der Welt und in Rumänien verstreut sind. Gerade am Anfang war es sehr schön, dass man – wenn man z. B. nach Kronstadt wollte – direkt den Leuten aus Kronstadt schreiben konnte und dort neue Leute kennenlernen konnte.

Warum habt ihr euch für einen Freiwilligendienst im Bereich Kultur entschieden?

A. H.: Bei mir hat es so begonnen, dass wir in der Oberstufe ein Seminar zu Berufs- und Studienorientierung hatten. Dabei wurde auch über den Freiwilligendienst gesprochen, und so habe ich auch zum ersten Mal von Kulturweit erfahren.

J. F.: Ich wollte nach dem Abitur nicht direkt studieren, wollte ins Ausland und meine Mutter hat mir gesagt, ich könnte mich bei Kulturweit anmelden.

T. K.: Ich habe mit einer ehemaligen Studienkollegin über ein Studium im Bereich Politikwissenschaften gesprochen, und sie meinte, sie war erst mit Kulturweit unterwegs. Sie hat mir die Unterlagen geschickt, ich fand aber die Termine nicht so toll. Zwei Tage vor Bewerbungsschluss habe ich mich aber trotzdem beworben, wurde genommen und bin jetzt froh, es gemacht zu haben, weil ich mich schon mega darauf freue.

Welche Erwartungen habt ihr, auch konkret, was z. B. die Wohnung und die Preise betrifft?

J. F.: Ich ziehe in eine Wohnung mit mehreren Freiwilligen, auch von anderen Organisationen, da werde ich 150 Euro im Monat fürs Wohnen bezahlen. Ich habe nachgefragt, dazu kommen ca. 200 Euro pro Monat für Lebensmittel.

T. K.: Ich zahle tatsächlich mehr für die Wohnung, 230 Euro im Monat, ich will aber alleine wohnen. Dazu kommen die Nebenkosten, die aber viel unter denen liegen, die ich in Deutschland zahlen würde und ich kann deutlich frischere und bessere Lebensmittel kaufen, besonders auf den Märkten, die täglich stattfinden, was ich sehr cool finde. Ich denke aber, dass ich mit dem Geld, das mir zur Verfügung steht, sehr gut auskommen werde.

A. H.: Wir wohnen zu zweit in einer WG und zahlen 500 Euro. Ich fühle mich hier wirklich wohl. Gerade frische Lebensmittel, besonders die aus Rumänien, sind wirklich günstig, aber importierte oder Markensachen z. B. sind genauso teuer wie in Deutschland.

Herzlichen Dank und viel Erfolg!

 

Das vollständige Gespräch ist auf der Youtube-Seite des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt zu finden (https://www.facebook.com/watch/?v=2992746104205477&extid=NS-UNK-UNK-UNK-IOS_GK0T-GK1C&ref=sharing).

Nähere Informationen zu Kulturweit: https://www.kulturweit.de

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.