Das Ziel: die Hälfte der Energie selbst erzeugen

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DWS-Mitgliedertreffen hat am 9. Februar online stattgefunden

Ausgabe Nr. 2759

Bosch Blaj Goes Green: Auf einem Bürogebäude wurden Photovoltaik-Anlagen montiert, die 300 Megawattstunden produzieren, so dass sich der Betrieb nun rein rechnerisch zur Gänze über diese mit Strom versorgen kann.                      Foto: Bosch Media Service Romania

Das Mitgliedertreffen des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) am 9. Februar fand dieses Mal online statt, wobei es der Frage gewidmet war, ob Photovoltaikanlagen eine  wirtschaftliche Lösung sind. Über Erfahrungen in diesem Bereich sprachen Matthias Welter von Bosch, Martin Müller von Sobis und Wilhelm Beer, ein Vertreter der Carl-Wolff-Gesellschaft. Zu den Punkten der Tagesordnung gehörte u. a. auch die Präsentation der DWS-Agenda für das laufende Jahr. Geplant ist, die schon traditionellen DWS-Veranstaltungen wie den Fußballcup im Sommer, das Weinfest im Herbst und die Weihnachtsfeier im Winter erneut zu organisieren.

„Wir haben eine Strategie: Als Bosch möchten wir CO2-neutral  sein und das haben wir das erste Mal vor zwei Jahren erreicht. Die Niederlassung in Blasendorf leistet natürlich auch einen Beitrag dazu“, sagte Welter, zuständig bei Bosch in Blasendorf/Blaj für alle technischen Funktionen, für das Gebäudemanagement und auch für die Projekte die grüne Energie betreffen. 2021 wurde der primäre Energiebedarf in Blasendorf um 10 Prozent heruntergesetzt. Es gehe um rund 24 Gigawattstunden pro Jahr, wobei 2350 Megawattstunden eingespart wurden. „Bosch Blaj Goes Green“ nennen sie das Projekt. Als Erstes wurde auf dem Dach des zentralen Werktors, dann auf der Überdachung des Parkplatzes Photovoltaikanlagen installiert, wodurch etwa 100 Megawattstunden produziert werden. Weiterhin wurden auf einem Bürogebäude Photovoltaik-Anlagen montiert, wo 300 Megawattstunden entstehen und das sich nun rein rechnerisch zur Gänze über diese mit Strom versorgen kann. Insgesamt 200.000 Euro wurden bislang investiert. Über die beiden Investitionen sollen nun an die 165 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden und damit muss gleichfalls auch weniger Strom eingekauft werden. „Die beiden Investitionen sind hoch wirtschaftlich“ schlussfolgerte Welter.  Die Niederlassung in Blasendorf war übrigens die erste Bosch-Niederlassung in Rumänien, wo Photovoltaik-Anlagen installieren werden konnten und auch die erste, die auf Basis dieser Anlagen Ladestationen für Fahrzeuge von Mitarbeitern auf dem Gelände installiert hat. An den Ladestationen können die Mitarbeiter kostenlos ihre Elektroautos und E-Bikes laden. Das Bewusstsein betreffend der CO2-Neutralität und dem Übergang zur E-Mobilität soll nämlich auch bei den Mitarbeitern gestärkt werden. „Gegenüber Deutschland haben wir nur einen Bruchteil der Ladesäulen hier in Rumänien. Und das elektrische Fahren wird sich so kaum durchsetzen. Deswegen leisten wir so auch einen aktiven Beitrag“, meinte Welter.

Ein weiteres Gebäude, in dem hauptsächlich Automobilfertigung läuft, soll dieses Jahr an die Reihe kommen. Mit fast 2 Millionen Euro wird es das größte Projekt in diesem Bereich sein. Das Dach der Kantine soll natürlich auch belegt werden und geplant wird 2024 noch das Logistikgebäude zu belegen. Außerdem werden einige weitere Gebäude auf diese Möglichkeit geprüft.

Das Energiemanagement wird übrigens nicht nur durch Solaranlagen verbessert sondern z. B. auch durch das Beheben von Lecks im Bereich von Druckluft oder durch Installieren von Frequenzkonvertern für Kompressoren. Weiterhin wird grüne Energie auch dazugekauft.

„Unser Ziel ist, 2024 die Hälfte der Energie, die wir brauchen, auf dem Gelände selbst zu erzeugen“, unterstrich Welter.  Infolge der Bemühungen die Energiebedarfe zu reduzieren möchte man von einer Nettoemmission von 10.700 Tonnen zur Zeit bis 2025 auf 3500 Tonnen kommen.

Im Weiteren sprach Martin Müller von seinen Erfahrungen im Bereich grüne Energien auf Albota, wo 50 Megawatt über ein Wasserkraftwerk erzeugt werden und 27 kWp pro Jahr  über die Photovoltaik-Anlagen. Nach den Berechnungen von Müller beträgt die Rückkehrszeit des investierten Geldes etwa 9-10 Jahre und bei hohen Strompreisen sogar 5 Jahre. „Ich bin nach wie vor der Ansicht, Solar wird sich rechnen, beginnt sich schon zu rechnen“, meinte Müller.

Wilhelm Beer ist in Siebenbürgen geboren und lebt seit 44 Jahren in Deutschland. Inzwischen ist er in Rente, unternimmt immer noch Reisen nach Siebenbürgen und befasst sich mit Möglichkeiten von Investitionen im Bereich Solarenergie in Deutschland und in Rumänien. Beer  ging auf verschiedene Regelungen ein. „Es zeigt sich aber, dass inzwischen einige Dinge in Rumänien besser laufen als in Deutschland“, glaubt Beer. Als vielversprechend sah er vor allem die Bestimmungen der Dringlichkeitsverordnung vom 31. Dezember 2021 über die quantitative Kompensation von Prosumenten, eins zu eins, also von denjenigen, die sowohl verbrauchen als auch produzieren. Er blickt nun gespannt auf die Veröffentlichung der Durchführungsbestimmungen. Sollten diese den Erwartungen entsprechen, wäre das Gesetz einzigartig.

DWS-Vorsitzender Köber berichtete von dem Treffen mit den Vertretern der Lions und Rotary Clubs  in Hermannstadt, wobei eine gegenseitige Annäherung angestrebt wird.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.