Buchvorstellung im Schillerhaus in Bukarest
Ausgabe Nr. 2755
Der 18. Januar 2022 war ein besonderer Tag für das Friedrich-Schiller Kulturhaus in Bukarest mit der Vorstellung eines Sonderbandes mit dem Titel „Unser Weg ins Altreich“. Während der Pandemie war es schwieriger, solche Veranstaltungen zu organisieren, aber alles begann mit der Initiative des Vorsitzenden Regionalforums Altreich des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Dr. Klaus Fabritius, der die Idee hatte, ein Buch herauszugeben, das eine heftige Quelle der Begeisterung bei kommenden Generationen auslösen sollte. Die Veranstaltung selbst umrahmte virtuos mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart das Klavierduo Ana und Marius Boldea. Beide sind derzeit Doktoranden an der Nationalen Musikakademie in Bukarest und werden in diesem Jahr weitere Auftritte haben, bei denen sie Musik mit Theaterkunst verknüpfen werden.
Der in Hermannstadt geborene Dr. Klaus Fabritius, der das Vorwort verfasste und in dem Buch mit dem Text ,,Fünf Jahre in der Moldau, zehn in der Dobrudscha und fünfundvierzig in der Walachei“ vertreten ist, stellte in seiner einführenden Ansprache zunächst eine Analogie zum Titel des Buches her. Es stehe in engem Zusammenhang mit der Verschleppung der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion, die in der Nacht des 10. Januar 1945 massiv einsetzte. Fabritius wies darauf hin, dass „diese Menschen, nachdem sie in den Zug gesetzt wurden, nicht wussten, wohin sie gehen und was sie tun würden“. Später brachte dieses traurige Ereignis in der Geschichte der Deutschen in Rumänien so viele Zeugnisse von ethnischen Opfern der Zwangsarbeit in der Sowjetunion im Uralgebirge oder in Stalino hervor.
In dem Vorwort bietet Fabritius eine spannende Antwort auf die im Titel formulierte Frage ,,Wie sind Angehörige der deutschen Minderheit ins Altreich gekommen?“ So schreibt er eingangs Folgendes: ,,Hohe Berge sind und waren immer eine geographische Grenze, so auch die 2500 m hohen Karpaten, sie erschwerten den Weg von Siebenbürgen in Richtung Osten und Süden, zur Donau und dem Schwarzen Meer. Wege wurden aber immer wieder gefunden, besonders über die Pässe, die den Übergang erleichterten. Das haben auch die Sachsen gemacht. Dass es eine solche Welle gab, ist sicher, sonst hätte die ungarische Kanzlei den Sachsen nicht verboten, in die Walachei auszuwandern (1247).“
Die beiden Koordinatorinnen des Sammelbandes, Dozentin Dr. Marianne Koch von der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der Universität Bukarest und die Germanistin Christiane Gertrud Cosmatu, ebenfalls Vorstandsmitglied des Forums, präsentierten einige Abschnitte aus der Reihe der Zeitzeugenberichte. Sie hatten die Forumsmitglieder aus dem Altreich von Brăila bis Jassy und von Bukarest über Bacău bis Galatz sowie von Tulcea bis Konstanza, um nur einige Ortschaften zu nennen, in die ihre Familien oder diese selbst mehr oder weniger freiwillig gezogen waren, mit der zentralen Frage konfrontiert: „Wie bin ich oder meine Familie nach Bukarest beziehungsweise ins Altreich gekommen?“ Jede Zeitzeugin und jeder Zeitzeuge, die sich bereit erklärt hatten, auf diese Frage zu antworten, hat während des gesamten Projekts versucht, etwas Originelles aus ihrer/seiner Vergangenheit zu finden und einen kleinen Einblick in ihren/seinen biografischen Hintergrund zu geben.
Bei der Veranstaltung wurden auch verschiedene Zeugnisse vorgestellt. So schätzt sich einer der Autoren glücklich, seinen familiären Hintergrund zu kennen: „Der Name von Perko wurde ehrenvoll von meinen Vorfahren getragen, die am Hof der deutschen Kaiser und später am Hof des österreichischen Kaisers Franz Joseph lebten, wo meine Urgroßmutter bei der Kaiserin Elisabeth von Wittelsbach, auch Sissi genannt, als Hofdame gelebt hatte.” (Karl Robert Perko, Ortsforum Konstanza).
Abschließend erwähnte die Geschäftsführerin des Regionalforums Altreich Carmen Luminița Cobliș, dass es noch viele Zeugnisse und Ideen gibt, und diejenigen, die daran interessiert sind, zur Erstellung eines weiteren Bandes beitragen können.
Emanuel-Daniel SĂRMĂȘAN