Ein Licht geht uns auf

Teile diesen Artikel

Weihnachtsbotschaft / Von Pfarrerin Bettina KENST

Ausgabe Nr. 2752

Mediasch im Advent:  Ein einsamer schön geschmückter Weihnachtsbaum steht seit dem 26. November d. J. auf dem Hauptplatz im Zentrum von Mediasch und macht dem Turm der Margarethenkirche ,,Konkurrenz“. Allerdings ist mit dem Weihnachtsbaum kein Weihnachtsmarkt auf den Platz gebracht worden. Am ersten Sonntag im Advent war der Platz wie leergefegt. Bei dem Weihnachtsbaum handelt es sich übrigens um eine Spende von einer Privatperson, die nicht genannt werden möchte. Dies ist schon zur Tradition geworden in Mediasch, dass jedes Jahr eine andere Familie einen Weihnachtsbaum spendet, der dann auf dem Hauptplatz aufgestellt wird…                                     Foto: Beatrice UNGAR

Eckart Bücken und Detlev Jöcker sind die Autoren des Liedes „Ein Licht geht uns auf“, das bereits seit einigen Jahren Bestandteil einiger evangelischer Gesangbücher ist. Es ist ein weihnachtliches Kinderlied aus den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Bibelfest und einfach dichtet hier jemand, der die Tradition christlicher Weihnachtstexte kennt.

Die erste Strophe des Liedes spielt auf das Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja an („Das Volk, das im Finstern wandelt, schaut ein großes Licht; über denen, die im Land der Dunkelheit wohnen, erstrahlt ein Licht.“ Jes 9,1).

  1. Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit, durchbricht die Nacht und erhellt die Zeit. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verläßt uns nicht..

Wenn die Tage dunkler werden, nicht nur um uns herum, sondern auch in uns, dann brauchen auch wir die Botschaft vom Licht, das das Dunkel durchdringt, so nötig wie das tägliche Brot. Wir freuen uns auf die Zeit des Advent, wo die Kerzen an unseren Adventskränzen zu brennen anfangen und uns die Botschaft verkünden: Es gibt etwas, das stärker ist als Trauer und Angst, als Ratlosigkeit und Tränen. Was Menschen zum Leben brauchen, sind die beiden Dinge: Licht und Hoffnung. Und das wusste auch der Prophet Jesaja, der im 8.Jh. v.Chr. seinem Volk die Botschaft brachte: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Diese Weissagung des Propheten Jesaja ist aber viel älter. Sie wurde in eine sehr dunkle und schwere Zeit hinein gesagt: Das Volk Israel lebte in der babylonischen Gefangenschaft, wohin es nach einem verlorenen Krieg verschleppt wurde. Diesem trostlosen Volk verheißt der Prophet  einen neuen König, wie König David. Und dieser neue Herrscher wird das Volk endgültig befreien von den feindlichen Soldaten und dem Stiefelgedröhn, und er wird den Frieden und Gerechtigkeit bringen und Israel nach dem Willen Gottes regieren. Jesaja sucht diesem Volk Mut und Hoffnung zu geben in dieser schweren politischen Situation nicht zu verzweifeln: „Ein Kind ist uns geboren; ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf seinen Schultern!“ Die Erfüllung dieser Verheißung des Jesaja finden wir nirgends im Alten Testament. Doch dieses Kind, dieser Sohn, kommt 700 Jahre später! Und er kommt anders als erwartet: „Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“ – so sagte der Engel zu den Hirten. In der zweiten Strophe also wird die alttestamentarische Verheißung (was Gottvater dem Propheten Jesaja sagt) zur jesuanischen Einladung, den Weg der Hoffnung zu gehen. Die Nacht ist zum Tag geworden. Die Verheißung beginnt sich zu erfüllen.

  1. Ein Licht weist den Weg, der zur Hoffnung führt, erfüllt den Tag, dass es jeder spürt. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verläddt uns nicht..

Weihnachten ist nicht nur konkret zur Weihnachtszeit, sondern immer dann, wenn Menschen sich von der frohen Botschaft bewegen lassen, wie die Hirten und Könige der Weihnachtsgeschichte.

Es hat lange gedauert, bis die Menschen in diesem hilflosen Kind den erkannten, der da eigentlich zu ihnen gekommen war: Gott selbst! Aus diesem Kind wurde ein Mann, der predigte und heilte, der die Gemeinschaft mit denen suchte, die ganz am Rande standen und verloren waren. Und hier geschah es, dass einer, der ihm begegnet war, sagte: Ich bin Gott begegnet! Und es hat lange gedauert bis einige seiner Jünger und Jüngerinnen verstanden: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!

So führt das Fazit der dritten Strophe über Ostern und Pfingsten hinaus. Man hört den letzten Satz aus dem Matthäus-
evangelium heraus: „Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Das Licht von Weihnachten geht immer dann auf, wo Menschen dieses Licht aufgeht, sie erleuchtet und bewegt.

  1. Ein Licht macht uns froh, wir sind nicht allein. An jedem Ort wird es bei uns sein. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verlässt uns nicht.

Die Geburt dieses Kindes in Bethlehem, was wir mit Weihnachten feiern, hat der Welt mehr gebracht als nur einen neuen Herrscher. Denn durch ihn ist diese Welt anders geworden, auch wenn äußerlich gesehen alles beim Alten geblieben ist.  Es gibt weiter Hass und Gewalt und Krieg, es gibt  Hunger, Elend und Krankheit. Aber durch Jesus ist uns etwas deutlich geworden: das ist nicht die Welt, die Gott will! Er hat uns auch gezeigt, wie wir das ändern können: Nicht durch Hass und Feindschaft gegenüber dem, der anders denkt und lebt, sondern durch Annahme und Liebe zu dem Andern. Und auch nicht immer durch dieselben Entschuldigungen – „das ist nun mal so und wir können es nicht ändern!“, sondern selbst lebendige Zeichen setzen. Davon spricht die letzte Strophe des Liedes.

  1. Ein Licht steckt uns an, macht uns selbst zu Licht. Wir fürchten uns, weil wir leuchten nicht. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verlässt uns nicht…

Selbst ein lebendiges Zeichen setzen – dass dies ein einfaches Unterfangen wird, hat niemand gesagt. Jedoch wird uns ein Beistand verheißen … Gottes Geist, der uns immer wieder zu diesem Lichte finden lässt, uns tröstet und aufrichtet, uns den Weg leuchtet.

Dieses Licht, das Jesaja vor tausenden Jahren ankündigte IST in unsere Welt gekommen. Jedoch diese Welt hat auch heute „keinen Raum in der Herberge“, sie will es auch heute nicht, weil es sie stört – obwohl sie von diesem Licht lebt. Aber dieses Licht ist nun mal da, ob wir wollen oder nicht. Und ja, wir können es erfahren, indem wir unsere Herzen öffnen, es aufnehmen und unser Leben von ihm bestimmen lassen.

So wünsche ich gesegnete und lichtvolle Weihnachtstage und  weiterhin ein offenes Herz für Gottes frohe Botschaft!

Pfarrerin Bettina KENST

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.