Zwei neue Bücher für Kinder und Jugendliche aus dem Hanser-Verlag
Ausgabe Nr. 2751

Micha Friemel, Jacky Gleich: Lulu in der Mitte. Empfohlen ab 3 Jahren, Hanser Verlag München, 2020, 32 Seiten, ISBN 978-3-446-26612-4.
Bücher zu verschenken oder zu bekommen gehört für viele zur Weihnachtszeit dazu. Der rumänische Büchermarkt kann nur neidisch auf den deutschen Markt sein, wo die vielen jährlichen Neuerscheinungen die Herzen der Leser höher schlagen lassen und wo man die Qual der Wahl hat. Für die sogenannten „Sandwichkinder” ist das Bilderbuch „Lulu in der Mitte” von Micha Friemel und Jacky Gleich eine Option, für Jugendliche – besonders für die eher stilleren Mädchen – „Hinter Glas” von Julya Rabinowich. Beide Bücher sind im Hanser-Verlag erschienen.
„Leonor tut gar nichts. Aber sie ist süß”. Leonor ist Lulus kleinere Schwester. Dazu kommt der große Bruder Kaspar, der schon fast alles kann und Helikopter und Melkmaschinen baut. Weder klein noch groß ist Lulu, die im Buch „Lulu in der Mitte” von Micha Friemel und Jacky Gleich ihre Stelle in der Familie sucht.
Dabei ist Lulu zu groß, um bei Tisch unaufmerksam den Becher umzustoßen – was Leonor natürlich dauernd passiert -, aber zu klein, um einen richtigen Teller wie Kaspar zu bekommen.
Nicht nur der Text ist ganz witzig, sondern auch die hauptsächlich zweifarbigen Zeichnungen, die den Text ergänzen und uns viel mehr über Lulus Familie erzählen und dem Chaos, der in einer Familie mit drei Kindern, Hund und Oma Alltag ist.
Die Geschichte von Lulu und ihrer Familie geht auch weiter: 2022 soll „Oma Erbse“ erscheinen, vom gleichen Autorinnen-Team, in dem es um Abschiednehmen, Tod und was danach kommt, geht. Trotz des schwierigen Themas – denn Oma ist krank – soll auch dieses Bilderbuch „aufrichtig, mutig und witzig“ bleiben.
Micha Friemel, 1981 geboren, studierte Geschichte und Germanistik in Basel und absolvierte dann ein Bachelor-Studium „Literarisches Schreiben“ am Schweizerischen Literaturinstitut Biel. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Santa Maria Val Müstair.
Jacky Gleich, 1964 in Darmstadt geboren, studierte Animation an der Filmhochschule Babelsberg. Sie hat mehr als 80 Bücher für Kinder und Erwachsene illustriert, wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für „Hat Opa einen Anzug an?” (Text: Amelie Fried, 1997).

Julya Rabinowich: Hinter Glas. Hanser Verlag München, 2019, 208 Seiten, ISBN 978-3-446-26218-8, E-Book ISBN 978-3-446-26323-9.
In „Hinter Glas” stellt Julya Rabinowich die Jugendliche Alice vor, die von ihrer wohlhabenden Familie unter einer Glaskuppel gehalten wird, wo ihre Stille und Traurigkeit nicht wahrgenommen werden. Die erste große Liebe bringt sie dazu, aus der Familie zu fliehen, weg vom aggressiven Großvater und von ihrer Klassenkollegin Rosa, die sie mobbt. Es erwartet sie ein Sommer voll Liebe und Freiheit, doch auch hier ist die Welt nicht heil.
Das Buch beginnt mit einem kurzen Abschnitt aus ihrem jetzigen Leben, wo ihr Spiegel zerbricht, genauso wie ihr Leben. Scherbe für Scherbe versucht sie, den Spiegel zusammenzustellen, so wird auch ihr Weg zur Emanzipation im Roman vorgestellt. Dabei ist ihr Weg auch so kurvenreich wie der Kaninchenbau ihrer Namensvetterin, Lewis Carrolls Alice aus dem Wunderland oder, genauer gesagt, aus „Alice hinter den Spiegeln”. Und auch sie findet ihren eigenen Weg.
Julya Rabinowich, geboren 1970 in St. Petersburg, lebt seit 1977 in Wien, wo sie auch studierte. Sie ist als Schriftstellerin, Kolumnistin und Malerin sowie als Dolmetscherin tätig. Bei Deuticke erschienen „Spaltkopf” (2008, u. a. ausgezeichnet mit dem Rauriser Literaturpreis 2009), „Herznovelle” (2011, nominiert für den Prix du Livre Européen), „Die Erdfresserin” (2012) und „Krötenliebe” (2016).
Mit „Dazwischen: Ich” veröffentlichte sie bei Hanser 2016 ihr erstes Jugendbuch. Es wurde u. a. mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis, dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Luchs (Die Zeit & Radio Bremen) ausgezeichnet sowie unter die Besten 7 Bücher für junge Leser (Deutschlandfunk) gewählt.
Ruxandra STĂNESCU