ABBA veröffentlichen erstes Album seit 40 Jahren
Ausgabe Nr. 2748
Es ist das Comeback des Jahres. Die Schweden von ABBA sind wieder da. Das erste Musikalbum nach fast 40 Jahren heißt „Voyage“ und verkauft sich seit der Veröffentlichung am 5. November wie warme Semmeln, 204.000 Stück nur in der ersten Woche. Seit dem 12. November belegt es Platz 1 der Album Charts in Deutschland. Für die Band ein Wahnsinnserfolg, zu dem sie nun ein kurzes Statement abgegeben haben. Zum Chart-Erfolg heißt es von ABBA: „Wir sind so glücklich darüber, dass unsere Fans offenbar genauso viel Freude am Album haben wie wir bei den Aufnahmen. Wir sind absolut begeistert, dass wir wieder ein Album an der Spitze der Charts haben.“
Bis heute ist die Musik von ABBA neben Knäckebrot und Ikea-Möbeln der wohl bekannteste Schweden-Export. Ihren Aufstieg in den Pop-Olymp verdankte die Band maßgeblich dem Eurovision Song Contest: Am 6. April 1974 gewannen sie mit „Waterloo“ in Brighton den weltgrößten Musikwettbewerb. Das war der Startschuss für ihre internationale Musikkarriere. Seitdem kamen die Hits am laufenden Band. Zu ihren bekanntesten Songs zählen „SOS“, „Mamma Mia“, „Fernando“, „Dancing Queen“, „Money, Money, Money“, „Take a Chance on Me“, „The Winner Takes It All“ und „Super Trooper“. Das 1992 veröffentlichte Best-of-Album „ABBA Gold“ zählt mit 31 Millionen verkauften Exemplaren zu den weltweit erfolgreichsten Alben. Nicht zu vergessen das 1999 Premiere feiernde Musical „Mamma Mia“, das auf ABBA-Songs basiert und das mit über 60 Millionen Zuschauern eines der erfolgreichsten Musicals der Welt ist. Die Verfilmung von „Mamma Mia!“ 2008 gehört zudem zu den bekanntesten Musicalverfilmungen.
Nun sind Benny Andersson, Anni-Frid Lyngstad, Agnetha Faltskog und Bjorn Ulvaeus zurück und wollen als Avatare mit einer virtuellen Konzertshow ab Frühling 2022 das neuen Album auf Tour vorstellen.
„Voyage“ ist ihr neuntes Studio-Album und eröffnet mit einer Ballade mit Klavierbegleitung „I Still Have Faith In You“. Vom Klavier zu Streichertönen und dem eindringlichen Harmoniegesang öffnet sich der Song von Minute zu Minute immer mehr. Er handelt von der ungewöhnlichen Verbindung der ABBA-Mitglieder und kann als eine Ode an die Freundschaft verstanden werden. Dabei sind die Stimmen von Agnetha und Anni-Frid – welche sich die Strophen aufteilen und den Chorus gemeinsam besingen – zwar älter geworden, trotzdem noch klar und deutlich zu erkennen.
„I miss the good old times when you danced with me“, bekunden die ABBA-Sängerinnen im nächsten mit schottischen Dudelsack-Rhythmen klingenden Lied „When You Danced With Me“. Es lädt zum Tanz ein und versetzt einen in Gedanken unter eine Disco-Kugel in die 1970-er Jahre zurück. „Little Things“ klingt wie ein Lied das für die Enkelkinder geschrieben wurde, immerhin sind die ABBA-Sänger/innen alle über 70 Jahre alt. Es ist ein Weihnachtslied mit Blockföte, Glöckchen, Xylophon und Kinderchor. Der ruhige gesprochene Beginn von „Don’t Shut Me Down“ täuscht, denn nach einer halben Minute des Songs ertönen Disco-Sounds der 1980-er, mit welchen man von der Band vertraut ist und die nicht zuletzt durch klimpernde Klavierklänge an „Dancing Queen“ erinnern.
„Just A Notion“ ist ein Mitklatschlied, das eigentlich 1978 geschrieben wurde. Benny Andersson habe ein neues Arrangement dafür aufgenommen, „zu dem wir Schlagzeug und Gitarren ergänzt haben – wobei die Gesangsaufnahmen durchweg die Originalparts von 1978 sind“, verriet Björn Ulvaeus der Zeitschrift „Stern“.
„I Can Be That Woman“ erzählt die Geschichte eines reifen Ehepaars, das kurz vor der Trennung steht. Etwas bizarr ist dabei die Implikation der Hündin Tammy, die mal mit dem Schwanz wedelt, mal an den Fingern der Ich-Sängerin leckt. Um Scheidungskind Dan geht es in „Keep An Eye On Dan“, einem sich langsam aufbauenden Disco-Song mit Synthesizer-Kadenz, der sehr stark an den ABBA-Hit „Gimme! Gimme! Gimme“ erinnert. Mit Flöten klingt „Bumblebee“ sehr kinderliedhaft und „No Doubt About It“ erinnert an die Schlagermusik der 1980-er Jahre. Das Album endet mit „Ode To Freedom“ ostentativ vierstimmig und mit einem großen Orchester.
Im Oktober hatte sich Benny Andersson in der britischen Zeitung „Guardian“ über die Zukunft der Band geäußert. Er sagte, das Album „Voyage“ sei das letzte und weitere Musik sei nicht vorgesehen. Die Band habe zwar zwei Songs geschrieben, die sie nicht auf das neue Album aufgenommen haben, das werde aber so bleiben. 2022 steht dann das nächste große ABBA-Projekt an: eine Multimedia-Show „ABBA Voyage“, wo Avatare, sogenannte „Abbatare“ zusammen mit einer Live-Band in einer eigens dafür geschaffenen Arena in London auf der Bühne stehen werden.
Das gesamte „Voyage“-Album ist auf Youtube hochgeladen worden und kann unter https://www.youtube.com/watch?v=tny2C4yrHUQ&list=PLxA687tYuMWiaZm97zAKxm6AGNVEWBm9F&index=1 angehört werden.
Wir sagen vorerst „Thank you for the music“.
Cynthia PINTER