Krawatten aus Pappe

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Vortrag und Workshop im Spiegelsaal des DFDH

Ausgabe Nr. 2741

Die Museografin Camelia Ștefan (rechts) und Gertrud Krech, DFDH-Vorstandsmitglied und Initiatorin der Veranstaltung.   Foto: die Verfasserin

Eingebettet in die Tradition der Fest- und Feiertage, war die Tracht ein wichtiger Teil der siebenbürgisch-sächsischen Identität. Ausgehend von diesem Themenkomplex hat das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt am Freitag der Vorwoche zu einem Vortrag unter dem Titel „Von dem Pelz zur Haube – die siebenbürgisch-sächsische Tracht“ eingeladen. Vortragende war die Museografin Camelia Ștefan von der Emil Sigerus-Abteilung für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde des Astra-Museums Hermannstadt.

Unter Anleitung von Dr. Liane Junesch (3. v. l.) und Bianke Grecu (1. v. r.) machten sowohl Lehrerinnen als auch Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene bei dem Workshop mit. Foto: die Verfasserin

Camelia Ștefan ist seit 20 Jahren im Astra-Museum tätig, in dessen Beständen sich mehr als 3650 Trachtenstücke der Siebenbürger Sachsen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert befinden. Dabei handele es sich teils um Schenkungen, teils um Ankäufe. Ergänzend zu der Sammlung betreiben die Mitarbeiterinnen der Emil Sigerus-Abteilung für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde Feldforschung. So z. B. besuchten sie Katharina Krech in Hamlesch, die ihnen alle Trachtenstücke genau erklärte.    Leider gebe es in Siebenbürgen kaum noch Gewährspersonen, die Auskunft geben können, betonte Ștefan.

Desgleichen werden Stücke aus den Beständen des Astra-Museums in Sonderausstellungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Aufgrund der Bücher ,,Die Festtracht der Siebenbürger Sachsen“ von Ortrun Scola, Gerda Bretz-Schwarzenbacher und Annemarie Schiel (1987), und ,,Siebenbürgisch-säschsische Trachtenlandschaft“ von Horst Klusch (2002) präsentierte die Museografin die für die Regionen Hermannstadt, Harbachtal, Repser Ländchen, Unterwald, Burzenland, Nösnerland typischen Trachten. Laut einer von Horst Klusch aufgestellten Hypothese handelt es sich bei einigen Trachtenteilen – Busenkittel, Knüpftuch und Heftel – um Reminiszenzen der Kleidung, die die Siedler im Mittelalter aus ihren Herkunftsgebieten mitgebracht hätten.

Wie der Vortragstitel lautete, stellte Ștefan dann die Trachtenteile ,,von dem Pelz bis zur Haube“ anhand von teilweise historischen Aufnahmen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert einzeln vor: Schleiertuch, Borten, Bänder, Bockelnadeln, Spangengürtel, Perlenketten, Heftel, Schneuzltuch, Leibchen, Kürschen, Pelze usw. Die Männertracht sei bei den Siebenbürger Sachsen gegenüber der Frauentracht doch etwas schlichter, stellte sie fest.

Im Anschluss an den Vortrag boten Dr. Liane Junesch und Bianke Grecu einen Workshop an, bei dem die Teilnehmenden  die zur Männertracht gehörenden Krawatten, die als Vorlagen aus Pappe zur Verfügung standen, besticken konnten. Zunächst mussten mit weißem Buntstift die Muster aufgezeichnet werden und danach ging es richtig zur Sache. Alle hatten Spaß daran und durften die bestickten Pappkrawatten nach Hause mitnehmen.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tradition.