Wie schmecken ,,Männer-Launen“?

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Elise Fröhlichs Kochbuch ist in rumänischer Sprache erschienen

Ausgabe Nr. 2740

Direktor Silviu Borș, die Übersetzerin Ruxandra Stănescu und der Initiator der Übersetzung Dan Nanu bei der Buchvorstellung im Erasmus-Büchercafé (v. l. n. r.).                                             Foto: Mugur FRĂȚILĂ

Was „Männer-Launen“ sind? Kein Romantitel, sondern ein Kuchenrezept aus dem 19. Jahrhundert. Dieses Rezept ist im Kochbuch „Die siebenbürgische Küche“ (rum. toane bărbătești, S. 191) von Elise Fröhlich zu lesen, das zum ersten Mal 1897 erschienen ist. Nun wurde das alte Kochbuch, das schon damals recht vergriffen war – es erlebte fünf Auflagen – ins Rumänische übersetzt und liegt unter dem Titel „Bucătăria transilvăneană“ kostenlos beim Hermannstädter Forum auf. „Bucătăria transilvăneană“ ist im „Armanis“-Verlag Hermannstadt erschienen (Buchdruck: Honterus Druckerei) und wurde in Zusammenarbeit der Astrabibliothek mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt aus Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens herausgegeben. Die Vorstellung des Kochbuches fand am Montag, dem 20. September, im Erasmus Büchercafé statt.

„124 Jahre lang haben hunderte von Hausfrauen nach diesem Kochbuch Rezepte aus der Hermannstädter Gegend gekocht. 2019, als Hermannstadt Europäische Gastronomische Region war, habe ich dieses Buch bei uns in der Bibliothek entdeckt. Es war die fünfte Auflage.“ Dies erzählte Dan Nanu, Mitarbeiter der Astra-Bibliothek, der die Idee hatte, das Buch in rumänischer Sprache zu veröffentlichen.

Elise Fröhlich: Bucătăria transilvăneană. Rumänische Fassung von Ruxandra Stănescu. Armanis-Verlag Hermannstadt, 2020, 388 Seiten, ISBN 978-606-9006-99-3.

Für die Übersetzung war die stellvertretende Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, Ruxandra Stănescu, die auch bei der Buchvorstellung am Montag anwesend war, zuständig. Sie sagte: „Es war für mich eine besondere Gelegenheit, dieses Buch zu übersetzen. Ich habe viel daraus gelernt, nicht nur neue Rezepte sondern auch über die Lebensweise jener Zeit. Das Buch enthält außer Rezepten Ratschläge für Hausfrauen, z. B. wie man am besten eine Küche organisieren sollte oder wie ein Huhn oder eine Pute zerteilt werden muss. Man erhält als Leser einen Einblick in die damalige Gesellschaft. Ein Stückchen Geschichte wurde wiedergefunden.“

Bei der Buchvorstellung im Erasmus-Büchercafé war auch Silviu Borș, der Direktor der Astrabibliothek, präsent, der sich für die gute Teamarbeit zwischen der von ihm geleiteten Institution und dem Hermannstädter Forum bedankte. Benjamin Jozsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, empfahl das Kochbuch, das die deutsche Kulinarik des 19. Jahrhunderts sehr gut wiedergibt. Darin finde man auch die verschiedenen Einflüsse wieder – vom Orient bis zum Abendland – , die es in der siebenbürgischen Küche gab.

Im Anschluss an die kurze Buchvorstellung fand eine Weinkostprobe mit Octavian Isăilă, dem Leiter der Industrie- und Handelskammer Hermannstadt statt, der sich als Ziel gesetzt hat, Mediasch als alte Weinmetropole Siebenbürgens zum Leben zu erwecken.

In dem Kochbuch, das insgesamt 1.400 Rezepte beinhaltet, ist für jeden etwas dabei, sowohl für Anfänger in Sachen Kochkunst, als auch für Profis. Natürlich werden Nostalgiker ihren Spaß daran haben, die alten Rezepte nachzukochen, die sie als Kinder in Omas Küche ausprobiert haben. Jedes Rezept ist sehr detailliert erklärt. Einige Rezepte benötigen Ware, die es nicht so einfach im Lebensmittelladen zu kaufen gibt, z. B. wie Bärenfleisch am besten zubereitet werden sollte. Es gibt in dem Buch auch Anmerkungen, die Vieles über die Tradition der Siebenbürger Sachsen wissen lassen, z. B. jene Anmerkung zum Rezept „Brocke mit Wein und Rosinen“: „Diese Suppe wird auf den evangelischen Pfarrhöfen in Siebenbürgen jeder jungen Frau an ihrem zweiten Hochzeitstage (,Jungfrauentag‘) aufgewartet, wenn sie – geleitet von noch 2 ,gebockelten‘ Frauen – nach dem Vormittag-Gottesdienst dem ,Herrn Vater‘ (Pfarrer) einen Besuch macht.“

„Bucătăria transilvăneană“ von Elise Fröhlich wurde in 610 Exemplaren in der Honterus-Druckerei gedruckt und kann beim Hermannstädter Forum kostenlos abgeholt werden.

Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gastronomie.