Das Manuskript des Josephus Fazakas Krizbacensis
Ausgabe Nr. 2737
Interessante Einblicke in die Arbeit von Komponisten aus dem 18. Jahrhundert bietet „Das Manuskript des Josephus Fazakas Krizbacensis“, welches 2021 von Ursula und Kurt Philippi in zwei Bänden herausgegeben wurde. Es ist eine Sammlung von Musikstücken von deutschen, italienischen, französischen und weiteren nicht identifizierten Komponisten. Das Original befindet sich im Hermannstädter Staatsarchiv (Brukenthalfonds jj110).
Der erste Band der im Honterus-Verlag veröffentlichten Bücher, enthält nach einer kurzen zweisprachigen (Deutsch/Rumänisch) Einleitung das Faksimile, während der zweite Band eine Transkription in moderner Notenschrift sowie ein ebenfalls zweisprachiges detailliertes Vorwort zum Stand der Forschung beinhaltet.
Die Sammlung enthält Musik für Tasteninstrumente, Suitensätze mit barocker Tanzmusik, zwei Sonaten für Violine und Generalbass, ungewöhnlich für die siebenbürgischen Manuskripte jener Zeit, und Choralmelodien mit beziffertem Bass. Im zweiten Band bieten die Autoren Leserinnen und Lesern detaillierte Auskünfte über die Besonderheiten und Eigenschaften dieser Musik.
Außerdem findet man vierzehn Partimenti, also Übungsstücke zum Erlernen der Harmonielehre, des Kontrapunktes und der Formbeherrschung, der früheste Beweis dessen Nutzung in Siebenbürgen. Diese Lehrmethode ist bis heute so gut wie vergessen. Die bezifferten Basslinien und Fugenthemen können von dem Studierenden weitergeführt und ergänzt werden. In dem zweiten Band findet man zum Abschluss einen Lösungsvorschlag des Komponisten und Musikwissenschaftlers Prof. Dr. Hans Peter Türk für zwei dieser Partimenti.
Schließlich beinhaltet die Sammlung auch eine handschriftliche, im zweiten Band abgetippte, auf Praxis zugeschnittene Musiklehre in deutscher Sprache. Dieses „Principio zum Clavier“ verdeutlicht, dass Musik zur damaligen Zeit nicht als Kunst sondern als Handwerk angesehen wurde.
Dennoch gibt es weiterhin offene Fragen bezüglich des Manuskriptes. So sind nur zwei Kürzel von Schreibern der Schriften entdeckt worden, obwohl man deutlich mehr Handschriften entdecken konnte.
Auch für Personen mit wenig bis keiner Erfahrung im musikalischen Bereich sind die Bände von Interesse. So kann man diese nebeneinander legen und ganz in Ruhe die Unterschiede zwischen der modernen und der alten Notation begutachten.
Die Herausgabe der beiden Bände erfolgte mit der Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien aus Mitteln des Departements für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der rumänischen Regierung.
Christina HÜBERS