Eine One-Man-Show von und mit Radu Iacoban
Ausgabe Nr. 2737

Radu Iacoban auf der Bühne des Gong-Theaters. Foto: Nicolae GLIGOR
Acht Figuren, ein Schauspieler – Radu Iacoban vom Bukarester ,,Unteatru“-Theater führte im Rahmen des Hermannstädter Internationalen Theaterfestivals am Donnerstag, dem 26. August, seine One-Man-Show „Bad Talks“ im Gong-Theater auf. Die Vorstellung dauerte eineinhalb Stunden. Mit Humor und gewandter Wortwahl schaffte er es, das Publikum zum Lachen zu bringen und in seinen Bann zu ziehen.
Beeindruckend waren vor allem seine Rollenwechsel. So verkörperte Iacoban, der auch der Autor des Stückes ist, nicht nur eine Person, sondern gleich acht. Den Rahmen der Handlung stellte die Ermordung des Premierministers Rumäniens dar. Dabei wurde der frustrierte Mörder ganz zu Beginn vorgestellt, anschließend der Ankläger. Durch kleine Änderungen der Requisiten, aber dafür auffälligen Veränderungen der Körperhaltung oder der Sprache schlüpfte er auch in die Rolle eines Vloggers (jemand, der ein Video-Tagebuch führt und es ins Netz setzt) und eines in den Vereinigten Staaten von Amerika lebenden Artisten.
Schließlich verkörperte Radu Iacoban auch noch einen Freund des Mörders, den Vater des Mörders und ein Kind, welches bei der Parade für den Premierminister singen sollte. Ganz zum Schluss stellte er noch den Sohn des Premiers dar. So erhielt man Einblicke in verschiedenste Perspektiven dieses Geschehnisses und die unterschiedlichsten Meinungen und Gedanken der Personen.
Iacoban zeigte also auf, welch günstige oder ungeahnte Auswirkungen ein für die Gesellschaft einschneidendes Ereignis – in diesem Fall der Mord an einem Premierminister – auf die Menschen haben kann. Zentral ist außerdem die Aufforderung Iacobans, darüber nachzudenken, wie man mit gesellschaftlichen Tragödien umgehen sollte und wie man sie in Zukunft verhindern kann.
Das minimalistische Bühnenbild hatte Tudor Prodan entworfen, wobei lediglich ein großer Tisch mit einem Stuhl in der Bühnenmitte stand. Im Hintergrund konnte man eine Video-Projektion sehen, die die bereits gespielten Figuren auf einer Leinwand abbildeten. Für die Musik, die im Hintergrund oder bei den Rollenwechseln gespielte wurde, war Aida Šošić verantwortlich. Die englischen Untertitel links und rechts der Bühne wurden von Iuliana Giullot übersetzt – leider aber nicht immer zeitgleich mit dem eigentlich Gesprochenen abgespielt. Ein besonderer Dank wurde außerdem dem Saxophonisten Dan Samoilă ausgesprochen.
Das Theaterstück hat Radu Iacoban seinen Eltern gewidmet, die am 10. August 2019 aus Italien – wohin sie seit vielen Jahren ausgewandert sind – angereist waren, um an der Protestkundgebung der rumänischen Diaspora in Bukarest teilzunehmen. Iacoban stellte fest: ,,Sie wollten gehört und verstanden werden, trafen aber auf eine Gesellschaft, die ’schläft‘ und die in ihrem Schlaf nicht gestört werden will. Sie kamen voll Enthusiasmus und fuhren sehr enttäuscht wieder ab.“
Christina HÜBERS