Zum 300. Geburtstag erhält Brukenthal ein Standbild auf dem Großen Ring
Ausgabe Nr. 2739
,,In dem weitläufigsten öffentlichen Raum der Gemeinschaft stehen zwischen den Orten der Spiritualität und der Stadtverwaltung am Großen Ring seit mehr als 200 Jahren die wichtigsten Zeichen unserer europäisch geprägten Kultur: Palais, Museum, Sammlung und Bibliothek des Samuel von Brukenthal. Das hier zu seinem Gedenken aufgestellte Standbild ist eine Würdigung seines wertvollen Erbes, eine Bestätigung seiner Überzeugung, dass Bildung und Kultur die Grundpfeiler einer guten Verwaltung darstellen, die den Bürgerinnen und Bürgern eine verantwortliche Teilnahme an dem Aufbau der eigenen Zukunft bieten. Symbolhaft begegnen sich auf diesem Platz der Gründer des ersten Museums aus dem Gebiet des heutigen Rumänien, die strahlendste Persönlichkeit der Siebenbürger Sachsen, mit dem Gründer der rumänischen Schule jenseits der Karpaten, Gheorghe Lazăr!“ Mit diesen Worten leitete Staatspräsident Klaus Johannis seine Ansprache bei der feierlichen Enthüllung des Brukenthal-Standbildes am vergangenen Samstag auf dem Großen Ring ein.
Die Feierstunde hatte pünktlich um 12 Uhr mit dem Anstimmen der rumänischen Nationalhymne durch die Blaskapelle der ,,Nicolae Bălcescu“-Militärakademie begonnen. Als Moderator schilderte der Öffentlichkeitsreferent Alexandru Constantin Chituță, wie Brukenthal 300 Jahre nach seiner Geburt zu seinem Standbild gekommen ist. Die Idee sei schon lange im Umlauf gewesen, aber in diesem Jubiläumsjahr war es dann wohl an der Zeit, sie in die Tat umzusetzen. Der Motor und schließlich der Hauptsponsor des Projekts sei der Unternehmer Mircea Ureche gewesen, der die Finanzierung zunächst im Alleingang schultern wollte. Dann sprang der Rotary Club Hermannstadt durch seinen damaligen Präsidenten Cosmin Iuga ein und holte auch den Lions Club Brukenthal mit ins Boot. Gemeinsam mit dem Brukenthalmuseum wurde am 15. Januar 2021 zum Tag der Nationalen Kultur ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 22 Bildhauer beteiligten. Die Entwürfe wurden am 1. März d. J. von der 13-köpfigen Jury begutachtet. Als Sieger ging eindeutig der Großwardeiner Bildhauer Deák Árpád hervor. Zehn Jurymitglieder hatten für seinen Entwurf gestimmt. Von März bis Juli erstellte der Bildhauer das drei Meter hohe Modell aus ca. 1400 kg Lehm. Dieses wurde dann in einer Werkstatt in Arad in Bronze gegossen und wiegt heute ca 700 kg. Der 60 cm hohe Sockel wiegt vier Tonnen und wurde in Miercurea Ciuc aus vulkanischem Gestein aus den Ostkarpaten hergestellt.
Als Staatspräsident Klaus Johannis und Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor im Anschluss die Statue enthüllten, stellten die Anwesenden fest: Die Statue entspricht den Vorgaben der Wettbewerbsausschreibung: Der Baron ist auf einem barocken Sockel stehend dargestellt und trägt die Insignien des Königlich ungarischen Sankt-Stephans-Ordens.
Im Alleingang – der ebenfalls eingeladene Metropolit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, Laurențiu Streza war der Veranstaltung ,,aus hygienischen Gründen“ ferngeblieben – stellte Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, das Standbild unter Gottes Segen und dankte allen, die sich dafür eingesetzt haben.
Als erster Redner wies Staatspräsident Klaus Johannis darauf hin, dass die ,,Kultur, der Wissensdrang, die Wertschätzung der Bildung, die Pfeiler gewesen sind, auf denen Hermannstadt und viele andere Gemeinschaften, angefangen mit dem Hermannstädter Umland hier in der Nachbarschaft, aufgebaut worden sind, bis hin zu den großen Hochschulzentren des Landes, die in Klausenburg, Temeswar, Jassy, Craiova und Bukarest Wohlstand und Entwicklung generieren.
Samuel von Brukenthal war tatsächlich eine hervorragende Persönlichkeit seiner Zeit und seiner Heimat. Hierzulande sagen wir: ,Der Mensch heiligt den Ort‘. Ich bin davon überzeugt, dass es viele solche Menschen gibt und dass ihr Beitrag den Grundstein darstellt, auf dem eine Gemeinschaft aufgebaut werden kann, in der sich die Jugend entwickeln kann.
Es ist uns eine Freude zu beobachten, dass Rumänien in Europa und in der Welt oft von den Schätzen vertreten wird, die Samuel von Brukenthal Hermannstadt vererbt hat.
Wir sind gefordert, unsererseits den zukünftigen Generationen ein reicheres, reineres Land und eine gebildete Gesellschaft zu hinterlassen, eine Gesellschaft die dazu fähig ist, ihre Vorzüge und Opportunitäten zu nutzen.
Möge uns das Erbe von Samuel von Brukenthal weiterhin inspirieren und stärken, damit wir Bildung und Kultur zu nationalen Pfeilern machen können, die zur Entwicklung Rumäniens beitragen.“
Bürgermeisterin Astrid Fodor habe das Projekt nach Kräften unterstützt, sagte Moderator Chituță. Er habe von Mitte Januar bis zum Tag der Enthüllung des Standbilds fast täglich mit ihr gesprochen und werde diese Gespräche wohl ab sofort vermissen. Die Bürgermeisterin dankte allen an dem Projekt Beteiligten, allen voran dem Unternehmer Mircea Ureche.
Dieser kam als Dritter zu Wort und holte ein wenig aus. Ureche wies in seiner Ansprache ausdrücklich darauf hin, dass Gründer und Betreiber der Firma Boromir – die übrigens seit 2017 rund 2 Millionen von den beliebten Doppelkeksen der Marke ,,Brukenthal“ an Besucher des Brukenthalmuseums verteilt hat – aus der Loviștei-Senke stammen. Diese Senke erstreckt sich im Norden des Landkreises Vâlcea bzw. aus Hermannstädter Sicht jenseits der Südkarpaten zwischen Parâng- und Fogarascher Gebirge. Statistisch gesehen, arbeiten die meisten aus dieser Gegend stammenden Personen – so genannte ,,lovișteni“ – in Hermannstadt. Für sie bedeute die Umsetzung des Projektes ,,Freude, Ehre und Verpflichtung.“ Ureche führte aus: ,,Freude, weil wir diese Investition geschultert haben. Für uns ist es eine Investition! Ehre, weil die Erben Brukenthals, die dazu berechtigt gewesen wären, ihm ein Standbild zu widmen, uns diese Ehre überlassen haben.“ Was die Verpflichtung angeht, erzählte Ureche eine Sage, die sich auf den unterhalb des Suru-Gipfels gelegene Cumpănita-Sattel bezieht. An dieser Stelle befindet sich eine Quelle, deren Wasser in den Frecker Bach floss und die Ortschaft Freck, ,,die Brukenthal ins Herz geschlossen hatte und wo er seine Sommerresidenz errichtete“ mit Wasser versorgte. Brukenthal habe die ,,lovișteni“ sehr geschätzt und habe seine Diener angewiesen, eine Wasserscheide anzulegen, so dass ein Teil des Wassers deren Mühlen betreiben konnte. Seither heißt der Ort ,,La apa cumpănită“ (An der Wasserscheide).
Seitens des Rotary Clubs Hermannstadt ergriff anschließend der amtierende Präsident, Rechtsanwalt Marin Craciun das Wort und dankte seinerseits der Firma Boromir für die großzügige Geste. Diese hatte 80 Prozent der Kosten übernommen. Der Rotary Club steuerte zehn Prozent bei. Die übrigen zehn Prozent übernahm der Lions Club Brukenthal. Als dessen Vertreter würdigte im Anschluss der DFDR-Landesvorsitzende Paul-Jürgen Porr die Persönlichkeit des Museumsgründers, der vor mehr als 200 Jahren seine Sammlungen öffentlich zugänglich gemacht hat und stellte fest: ,,Brukenthal war ein Patriot, der seine Wurzeln nicht vergessen hat. Wir sind ihm unsere Ehrerbietung schuldig.“
Zum Abschluss kam der Generalmanager des Brukenthalmuseums zu Wort: Sabin-Adrian Luca sagte, er sei sehr froh, dass Brukenthal jetzt ,,sichtbar“ da sei, sozusagen als ,,Schatten des Weisen in der Gemeinschaft der Lebenden.“
Beatrice UNGAR