Neues und Erfreuliches aus der Orgelwelt der EKR
Ausgabe Nr. 2740

Das neue, rekonstruierte Balggestell (die „Lunge“ der Orgel) der Bistritzer Prause-Orgel von 1794: Vier übereinander liegende Keilbälge werden jeweils einzeln per Pedes und dem Körpergewicht der Kalkantinnen oder Kalkantinnen mit Luft gefüllt. Alternativ dazu wird das sich in der Holzkiste zwischen den untersten beiden Bälgen befindliche elektrische Gebläse für die nötige Luftversorgung sorgen.
Der Orgelausschuss der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR)ist stolz darauf, von zahlreichen positiven Aktivitäten zum Erhalt von Orgeln in unserer Landeskirche berichten zu können. Er ist gemäß seinem Mandat ausschließlich ein beratendes Organ und nicht Urheber und Finanzierer all der folgenden Projekte. Er ist dafür verantwortlich, die Besitzer (Kirchengemeinden oder stellvertretend -bezirke) der Instrumente fachlich zu begleiten und wohlwollend zu beraten. Die folgende Liste ist ungefähr chronologisch geordnet, soweit dies möglich war.
Am 22. August 2021 konnte im Rahmen des Bartholomäusfestes in Kronstadt die Wegenstein-Orgel nach einer umfassenden Reparatur wieder in Gebrauch genommen werden. In den letzten Jahren häuften sich bei ihr offensichtliche Fehler massiv. Ein würdiges Begleiten des Gottesdienstes und anderer Aktivitäten wurde immer schwieriger. Jetzt erstrahlt das Instrument wieder in neuem Glanz und ermöglicht es dem Kantor, Anlässe in der ältesten Kirche Kronstadts wieder musikalisch zu begleiten und zu umrahmen.
Schon in der kommenden Woche – bis zu den für die in der Zeitspanne 8.-10. Oktober geplanten Feierlichkeiten zur Wiedereinweihung der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt – werden dort gleichzeitig zwei Orgeln aufgestellt: die Stolzenburger Orgel ins Südschiff auf das neue Chorpodest und die Martinsberger Orgel in der Ferula. Beide Instrumente werden auf Zeit vertraglich geregelt das kirchenmusikalische Leben in der Stadtpfarrkirche bereichern. Ihr Besitzstand ändert sich dabei nicht. Ihre Sicherheit am ursprünglichen Standort war bedroht; die eine wurde leider bereits massiv beschädigt. Da trotz allem sich beide Instrumente in relativ gutem Zustand befinden, lohnt es sich, gerade diese beiden Instrumente zu schützen, um möglichst viel historische Substanz zu bewahren. Es fallen bei beiden Umzügen hohe Kosten an, die die Hermannstädter evangelische Kirchengemeinde A. B. aus eigenen Mitteln und aus Spenden deckt.
Die Reinigung und Reparatur der großen Sauer-Orgel in der Stadtpfarrkirche wird im Sommer 2022 (technisch) und Winter 2022/23 (Reinigung des Pfeifenwerkes, Kontrolle der Windladen) erfolgen. Bis dann werden sich die Organistinnen und Organisten im Slalom um kleine und große Fehler herum manövrieren, um für die Kirchenbesucherinnen und -besucher den imposanten Klang wenigstens teilweise hör- und spürbar zu machen.
In Eibesdorf wird im Laufe des Herbstes die ursprünglich von Johannes Hahn sen. erbaute Orgel gründlich repariert. Es ist ein Instrument, das äußerlich stark verändert wurde. Seine innere Struktur blieb jedoch bis heute gut bewahrt.
In Niedereidisch wird ebenfalls im Laufe des Herbstes die Orgel wieder spielbar gemacht und eingeweiht. Es handelt sich im Kern um eines der ältesten Instrumente unserer Landeskirche. Die letztjährige Kantatekollekte machte bereits auf dieses Projekt aufmerksam.
In Großau wird die Hahn-Orgel nach dem 31. Sachsentreffen, das am 17. und 18. September 2021 stattgefunden hat, abgetragen, um über den Winter in der Werkstatt restauriert und im Frühling wieder aufgestellt zu werden – sobald das Wetter mitmachen wird und die Temperatur in der Kirche genügend hoch ist, um mit Warmleim zu arbeiten. Die Finanzierung dieses großen Projektes wird ganz durch großzügige Spenden getragen.
Schließlich geht es auch in der evangelischen Kirche in Bistritz wenigstens orgelmäßig gut voran; Leider ist die Kirchenrestauration stark verzögert. Die Orgel wird erst wieder eingebaut, wenn die Innenrestauration fertig sein wird. Die Orgelbauer haben zum Beispiel aus wiedergefundenem, also teilweise originalem Material die riesige Balganlage rekonstruiert. Sie ist neben derjenigen der Buchholz-Orgel in der Schwarzen Kirche in Kronstadt die wohl größte Anlage ihrer Art. Die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Bistritz sagte zudem spontan zu, einen neuen Orgelmotor zu spenden. Der alte tat wider Erwarten seinen Dienst bei der Funktionskontrolle nur noch mit Nebengeräuschen, die einem Sägewerk gleichen. Auch sonst ist die Restauration der Orgel so weit fortgeschritten, dass die Orgelbauer nur noch auf das Klarsignal aus Bistritz warten. Die Restaurierung der Orgel ist ein Teil des EU-Projektes, das die Sanierung der gesamten Kirche umfasst.
Die Keisder Orgel wird dank einer Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Kirchenmusik (einer Unterorganisation des ,,Verbandes der evangelischen KirchenmusikerInnen Deutschlands“) und dank einer Finanzierung größtenteils durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bis 2023 wieder fehlerfrei und restauriert erklingen. Sie wird bis zu ihrem Abbau im Herbst 2022 trotz sehr schlechtem Zustand von dem dortigen Kantor immer regelmäßig gespielt. Somit wird 2023 die Orgel als letzter Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes in Keisd sich in einem Zustand befinden, der diesen Ehrentitel verdient. Die oben genannten und weitere Projekte befinden sich konkret auf einem guten Weg. Der Orgelausschuss der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien wird bei Gelegenheit weiter darüber berichten. Er hofft, dass sich stets möglichst viele Spielerinnen und Spieler sowie Zuhörer und Zuhörerinnen finden, die diese und weitere Instrumente zum Klingen bringen, ihnen zuhören oder ihre Stimme mit Unterstützung des Orgelklanges zum Lobe Gottes erheben.
Im Namen des Orgelausschusses der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien:
Jürg LEUTERT
Musikwart der Evang. Kirche A.B. in Rumänien