Wie gewöhnlich ungewöhnlich

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Ausgabe Nr. 2734

Streiflichter von drei besonderen Konzerten am Wochenende in Hermannstadt

Sie bestritten das Konzert am Sonntagabend auf dem Huetplatz (v. l. n. r.): Mihai Murariu (Klavier), Raluca Stratulat (Violine), Marius Ungureanu (Viola), Ciprian Dancu (Klarinette) und Florin Coșuleț (Gedichtvortrag).

Für jeden Musikgeschmack etwas gab es am vergangenen Wochenende in Hermannstadt zu hören. Angefangen mit dem Marktkonzert in der evangelischen Stadtpfarrkirche über das Friedenskonzert in der Hammersdorfer evangelischen Kirche bis hin zu dem Streetmusic-Festival, bei dem an zwei Abenden – Samstag und Sonntag – auf dem Huetplatz musikalische Leckerbissen auf dem Programm standen. Parallel dazu tanzten auf der Bühne auf dem Großen Ring Folklorensembles und auf dem Kleinen Ring wurden im Rahmen des TIFF-Filmfestivals Filme gezeigt. Und keine Veranstaltung störte die andere.

Das erste Konzert bestritt am Freitagmittag an der Sauer-Orgel in der evangelischen Stadtpfarrkirche die Organistin Ursula Philippi. Es war ein außerordentlicher und emotionsgeladener Auftritt. Schließlich war Ursula Philippi von 1985 bis 2014 Stadtkantorin der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde und als sie in den Ruhestand trat, war die Orgel ,,eingepackt“, weil Renovierungsarbeiten anstanden. Umso mehr war ihre Freude und auch die des Publikums, dass Ursula Philippi erneut am Spieltisch der Orgel, die über 80 Register auf vier Manualen verfügt, saß und wie gewöhnlich ungewöhnliche Klänge ertönen ließ. So z. B. drei Choralbearbeitungen von Max Reger, dem ,,enfant terrible der deutschen Musik“. Im Todesjahr des Komponisten, genauer am 26. Februar 1916, hatte sein Freund, der Organist und Leiter des Leipziger Thomanerchors, Karl Straube, die Sauer-Orgel in Hermannstadt mit einem Konzert eingeweiht, die schon an Weihnachten 1915 hier aufgestellt worden war. Ursula Philippi erzählte, dass damals das Publikum ,,entsetzt“  gewesen sei über die Choralbearbeitungen von Max Reger, die der Musikwissenschaftler Arnold Schering seinerzeit als ,,musikalische Votivbilder“ bezeichnet hatte, die ,,jeder fortschrittliche Organist nicht nur besitzen, sondern auch fleißig spielen“ solle.

Ursula Philippi am Spieltisch der Sauer-Orgel. Fotos: Beatrice UNGAR

Als ,,fortschrittlichen“ Organisten kann man auch Jürg Leutert bezeichnen, der am Freitagabend in der evangelischen Kirche in der Hammersdorfer Kirchenburg das letzte Konzert der Reihe ,,Konzerte in den Kirchenburgen“ mit Werken aus aller Herren Länder und unterschiedlichen Epochen bestritten hat. Gewidmet war es dem Thema Frieden, weil am 6. August 1945 über Japan  die erste Atombombe abgeworfen wurde. Während Leutert ,,Dona nobis pacem“ des norwegischen Komponisten Trond Kverno erklingen ließ, gingen die Anwesenden zum Taufbecken und zündeten dort Teelichter an, ,,in Solidarität mit unseren japanischen Schwestern und Brüdern“, wie Dechant Pfarrer Hans-Georg Junesch sagte.

Jürg Leutert dankte zum Abschluss für den Applaus für sein Konzert an der wertvollen Barockorgel in der Hammersdorfer evangelischen Kirche.

Ein weiteres musikalisches Erlebnis der besonderen Art boten am Sonntagabend auf der Bühne des Streetmusic-Festivals auf dem Huetplatz der in Hermannstadt geborene Bratschist Marius Ungureanu und seine Freunde, der Pianist Mihai Murariu, die Violonistin Raluca Stratulat und der Klarinettist Ciprian Dancu, der Initiator und Leiter des Festivals. Der Schauspieler Florin Coșuleț gesellte sich bei zwei Stücken von Max Bruch zu Ungureanu, Dancu und Murariu und trug einige eindrucksvolle Gedichte vor. Die Fünf planen schon weitere gemeinsame Projekte, auf die man durchaus  gespannt sein darf.                              Beatrice UNGAR

 

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