,,Et äs mer griuß Frout“

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Ausgabe Nr. 2733

,,Et äs mer griuß Frout“

Auf Baron Samuel von Brukenthals Spuren im Harbachtal und in Freck

Dr. Hans-Bruno Fröhlich (Bildmitte) bei der Andacht. Musik aus Brukenthals Zeiten bot das Collegium Musicum Brukenthal – Gabriel Silișteanu (1. v. l.), Iuliana Cotârlea (2. v. l.), Jürg Leutert (2. v. r.), Brita Falch Leutert (1. v. r.) und Elisa Gunesch (nicht im Bild) – nicht nur in Leschkirch sondern auch in Holzmengen, Freck usw. Eine Zusammenfassung der Konzerte finden Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=arG332C2sFQ Foto: B. UNGAR

,,Die Teilnehmenden waren alle sehr begeistert, wie reibungslos alles geklappt hat und wie gut die Stimmung aber auch das kulturelle Angebot auf der Reise auf Brukenthals Spuren war, in Leschkirch, Alzen (Herkunftsort der Familie Breckner), Holzmengen (Ausstrahlung des spätbarocken „Brukenthal-Stils“ in der Kirche, wo Sartorius, Vater und Sohn, gelebt haben) und Freck“, resümierte Unterstaatssekretär Thomas Sindilariu gegenüber der Hermannstädter Zeitung den zweiten Tag der dem 300. Geburtstag von Brukenthal gewidmeten Veranstaltungen.

 

,,Law Brader och Siästern! Et ias bekunt, dat der Samuel vun Brukenthal Frängt och Gëst än senjer Muåtårspråch begruåsst hot (mär haven se net vil verstunden), ent am dåt wäll ech et uch esi hålden. Et äs mer griuß Frout, dat mer ze senjem 300. Geburtsdåchs ha en Leschkirch zesummen kun sen. Zeglech äs et får mech en hiu Īhr, dat ech än diëser Kirch, wå ech geduft och konfirmiert bian, diës Undocht hålden tierf.“ In der Leschkircher Variante der siebenbürgisch-sächsischen Mundart begrüßte der Schäßburger Dechant und Stadtpfarrer Dr. Hans-Bruno Fröhlich die Anwesenden in der evangelischen Kirche mit dem Hinweis, das habe auch Brukenthal immer getan. Als einziger anwesender gebürtiger Leschkircher überbrachte Fröhlich zunächst ein Grußwort von Walter Theiss, dem Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Leschkirch.

Der Andacht zugrunde lag ein Bibeltext aus 1. Samuel, Kapitel 3 und 20. Es sei zwar gewagt, eine Verbindung zwischen Israel im 11. Jh. v. Chr. und Siebenbürgen im 18. Jh. n. Chr. herzustellen, gab Fröhlich zu, er habe diese alttestamentliche Geschichte aber darum ausgewählt, ,,weil der Name SAMUEL Programm zu sein scheint für einen vielseitig begabten Menschen, für jemanden, der für seine Mitmenschen Verantwortung bereit zu übernehmen ist, für einen Modernisierer, der sich gleichzeitig seiner Wurzeln bewusst ist.

Fröhlich stellte fest: ,,Fidem genusque servabo (Meinem Glauben und meinem Volk diene ich oder bleibe ich treu): diesen Spruch – den Samuel von Brukenthal gesagt haben soll, als er in Wien höhere Ämter in Aussicht gestellt bekam – hätte wahrscheinlich auch der alttestamentliche Samuel geprägt, wenn er vor die Wahl gestellt worden wäre, zu Hause in Israel weiter sein Propheten- und Richteramt auszuüben, oder ein gut dotiertes administratives Amt, z. B. in Memphis zu bekommen.

Die unter dem Titel ,,Samuel von Brukenthal – ein früher Europäer“ stehende dreisprachige Tafelausstellung – deutsch, rumänisch, englisch – ist in der ehemaligen Brukenthalschen Sommerresidenz in Freck/Avrig fest verankert worden, wurde daselbst am 27. Juli eröffnet und wird hier auf Dauer zu besichtigen sein. Unser Bild: Hermannstadts Stadtpfarrer Kilian Dörr (Bildmitte) stellte den Anwesenden die Brukenthal-Stiftung vor, dessen Vorsitzender er seit 1999 ist. Foto: Marius BABOȘ/DRI

Wir gedenken hier am Geburtsort Samuel von Brukenthals, heute, 300 Jahre danach, in Dankbarkeit eines Menschen, der in schwerer Zeit sich mit Energie und Können eingebracht hat und mit Mut und Phantasie wichtige Entscheidungen für sein Volk getroffen hat. (…) Es ist für mich eine große Ehre, ein Landsmann des Samuel von Brukenthal zu sein.

In Leschkirch sei ,,neues Leben in alte Mauern“ eingezogen, hatte der Hermannstädter Dechant, Pfarrer Hans-Georg Junesch, in seinem Grußwort eingangs erklärt. Im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus sei schon seit Jahren ein Pfadfinder-Zentrum untergebracht, wobei die Pfadfinder sich auch um die evangelische Kirche kümmern. Desgleichen sagte er, dass die Brukenthalfeier ,,ein willkommener Impuls für die Gemeinde“ sei. Dieser Aussage pflichtete der junge Bürgermeister Adrian Musoaie bei, der allen Anwesenden versicherte, er und die Leschkircher erwarteten sie jederzeit ,,mit offenen Armen“.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Gesellschaft, Persönlichkeiten.