Ausgabe Nr. 2734
Schirmherr und Ehrengast war Staatspräsident Klaus Johannis
Einen ganz besonderen Anklang fand die neunte Auflage der Haferland-Kulturwoche, die unter dem Motto ,,Die Tradition geht weiter im Haferland“ vom 30. Juli bis 1. August 2021 stattfand. Die M&V Schmidt Stiftung hat es gemeinsam mit ihren Partnern aus dem In- und Ausland erneut geschafft, ein abwechslungsreiches Programm auf allerhöchstem Niveau zu bieten. Schwerpunkt war wie immer die Pflege und Bekanntmachung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten von Rumänien Klaus Johannis und des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet.
Der Haupttag der Haferland-Kulturwoche fand am Sonntag in und rund um die Kirchenburg in Deutsch-Kreuz statt, traditionell wurde der Festtag mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche eingeleitet, in dem Bischof Reinhart Guib die Festpredigt hielt. Mit großem Applaus wurde Staatspräsident Klaus Johannis in der Kirchenburg von den mehreren Hundert Besuchern willkommen geheißen.
In seiner Ansprache würdigte Klaus Johannis das jahrhundertelange Wirken der Siebenbürger Sachsen: Sie hätten gezeigt, „dass nur eine gute Organisation, die Solidarität und der Einsatz für die Pflege der Werte, des Glaubens und der Freiheit dazu beitragen können, den Wirren der Geschichte standzuhalten“. Er dankte den Veranstaltern, die durch die Kulturwoche Haferland einen „wertvollen Beitrag zur Pflege der Identität und Kultur der Siebenbürger Sachsen“ leisteten. Lobenswert sei auch die Einbindung der jungen Generation, die die überlieferten Werte an die kommende Generation weitergeben und „die spirituelle Kontinuität der Region gewährleisten“ solle. Zudem sicherte das Staatsoberhaupt seine Unterstützung für die siebenbürgisch-sächsische Kulturpflege zu.
Grüße der Bundesregierung überbrachte deren Beauftragter für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius. Die Haferlandwoche sei eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse der Deutschen in Rumänien. Die siebenbürgisch-sächsische Kultur gehöre nicht nur den Siebenbürger Sachsen. Fabritius forderte Rumänien auf, „auch diesen Teil der Kultur Rumäniens beherzt zu schützen und zu pflegen und dafür Mitverantwortung zu übernehmen“.
Weitere Grußworte überbrachten u. a. Alexandru Muraru als Vertreter der rumänischen Regierung, Emil Hurezeanu, Rumäniens Botschafter in Wien, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, und Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Rainer Lehni zeigte sich überzeugt, dass das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen weiterleben werde, etwa durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen in Deutschland oder die Kulturwoche im Haferland, die einen ganz besonderen Beitrag leiste, das sächsische Kulturerbe in die Öffentlichkeit zu bringen..
Thomas Şindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung, führte in die Ausstellung „Samuel von Brukenthal – Ein früher Europäer“ ein, die anlässlich des 300. Geburtstags des Barons in Deutsch-Kreuz gezeigt wurde. Moderatorin Christel Ungar-Ţopescu freute sich, auch weitere Ehrengäste wie den Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und die rumänische Fußballlegende Gică Hagi begrüßen zu dürfen.
Ebenfalls in Deutsch-Kreuz tagte das Rumänisch-Deutsche Forum zur bilateralen Zusammenarbeit unter seinem Vorsitzenden Andrei Pleșu, ehemaliger Kultur- und Außenminister Rumäniens. Thematisiert wurden „Neue Perspektiven zur Entwicklung der bilateralen rumänisch-deutschen Kooperation“. Staatspräsident Klaus Johannis eröffnete das Forum mit einem kurzen Impulsreferat zum Zukunftsprojekt „Gebildetes Rumänien“, ein Vorhaben, das Rumäniens Weg der nächsten Jahrzehnte beeinflussen und die Bildungschancen der Bürger Rumäniens steigern soll.
In den drei Tagen der diesjährigen Haferlandwoche jagte ein kulturelles Ereignis das andere. Beginnend mit der festlichen Eröffnung in Arkeden, über die Konzerte im Hof der Kirchenburg in Bodendorf, dem zünftigen Ball auf dem Pfarr-
hof in Deutsch-Weißkirch mit der Band „Trio Saxones plus“, einem Rundgang durch Keisd, einem Jazzkonzert in Klosdorf und einem Orgelkonzert in Hamruden bis hin zum Abschluss des Wochenendes in Meschendorf waren für jeden Geschmack ausschließlich niveauvolle Beiträge dabei. Das Programm war so reichhaltig, dass hier nur eine Auswahl des Programms genannt werden kann.
Ein besonderer Augenblick war die Enthüllung der Gedenktafel an der deutschen Schule in Reps. Mit der deutsch-rumänischen Inschrift wird an die seit 1488 in Reps bestehende deutsche Schule erinnert. Die Tafeln wurden von Bischof Reinhart Guib und Ortspfarrer Danielis Mare an der Schule mit deutscher Unterrichtssprache eingeweiht, die 1904 errichtet worden war. Umrahmt wurde der Festakt durch traditionelle Blasmusik und Volkstänze sowie einem klassischen Konzert eines 15-jährigen Pianisten.
Erfreulich ist, dass diese Auflage der Haferlandwoche erneut neben den vielen rumänischen Gästen zahlreiche Siebenbürger Sachsen aus Siebenbürgen und aus Deutschland in diese siebenbürgische Region geführt hat. Die Siebenbürger Sachsen in Deutschland waren dieses Jahr wieder gut vertreten. Neben dem Bundesvorsitzenden Rainer Lehni waren u. a. die Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, Ilse Welther, die Bundesgeschäftsführerin des Verbandes Ute Brenndörfer sowie eine Delegation des Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen e. V., bestehend aus Harry Lutsch, Dr. Iris Oberth und dem bayrischen Landesvorsitzenden Werner Kloos, bei den Feierlichkeiten präsent.
Den Organisatoren sei für die herausragende Durchführung der neunten Auflage der Haferlandwoche gedankt. Ganz besonders sind hier Veronica und Michael Schmidt hervorzuheben, die keine Mühen gescheut haben, die niveauvolle Veranstaltungsreihe zu einem überregionalen Ereignis zu machen und dabei die siebenbürgisch-sächsische Kultur einem breiten Publikum näher zu bringen.
Rainer LEHNI
(Aus: Siebenbürgische Zeitung vom 10. August 2021)