Sisyphos, Oleg Popov und Nichita

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Drei sehenswerte Sonderausstellungen in Hermannstadt eröffnet

Ausgabe Nr. 2730

Zur Eröffnung des 25. Carl Filtsch-Klavierwettbewerbs- und Kompositonsfestivals am Samstag präsentierten die beiden Kuratoren Alexandru Constantin Chituță (Brukenthalmuseum) und Dr. Irmgard Sedler (Siebenbürgisches Museum Gundelsheim) gemeinsam mit Konsul Hans Erich Tischler (v. l. n. r.) die Ausstellung des Künstlers Gert Fabritius, die noch bis zum 31. August im Thaliasaal zu besichtigen ist. Ein Bericht über die Jubiläumsauflage des Filtsch-Festivals folgt in der nächsten Ausgabe.Foto: Beatrice UNGAR

,,Wenn Sisyphos auf dem Berg steht und dem Stein nachsieht, der ihm gerade wieder entglitten ist und hinunterrollt, so freut er sich zuerst einmal über die schöne Aussicht“. So interpretiere der Künstler Gert Fabritius ,,das oft von vergeblichen, ja widersinnigen Mühen gekennzeichnete künstlerische Schaffen“, schrieb die Kuratorin Dr. Irmgard Sedler in ihrem Geleitwort im Katalog zur Ausstellung des Künstlers, die 2010 unter dem Titel ,,Dem Absurden ins Auge sehen“ im Museum im Kleihues-Bau der Museen der Stadt Kornwestheim zu sehen war. Damals feierte Fabritius seinen 70. Geburtstag. Zehn Jahre danach kuratierte zu seinem 80. die gleiche Irmgard Sedler eine Ausstellung mit jüngeren Werken von Fabritius.

Im Multimediasaal im Blauen Stadthaus ist bis zum 1. August die Sonderausstellung ,,Kunsttechniken im Dialog“ mit Skulpturen, Grafiken und Gemälden von Mircia Dumitrescu zu besichtigen, eine sehenswerte Gesamtschau.Foto: Mihaela HELMIS

 

Die Ausstellung wurde im Rahmen der Eröffnung der 25. Auflage des Carl Filtsch-Festivals am vergangenen Samstag im Thaliasaal in Hermannstadt eröffnet und ist daselbst bis zum 31. August zu sehen. Die ebenfalls von Irmgard Sedler in dem oben erwähnten Geleitwort geäußerte Bemerkung zur Ausstellung in Kornwestheim klingt in diesem Zusammenhang geradezu prophetisch. Sie erklärte u. a., warum die Ausstellung damals nicht als Retrospektive gestaltet sei: ,,Man war hier der Überzeugung, dass dem rüstigen Jubilar auch in der Zukunft weitere Höhenflüge des Geistes und des bildnerischen Ausdruckes zuzutrauen und dementsprechend auch weiterhin neue Arbeiten in neuen Ausstellungen von ihm zu erwarten sind.“ Die Bemerkung trifft den Nagel auf den Kopf: Die im Thaliasaal ausgestellten Werke von Gert Fabritius (be)zeugen tatsächlich ,,geistige Höhenflüge“ und wirken überraschend frisch, dynamisch und ansprechend.

Gert Fabritius: Kunst Wege Vége. Farbholzschnitt.

Ansprechend ist auch die Kunst von Bruno Bradt, der eine knappe Woche davor eine Doppelausstellung im Brukenthalmuseum eröffnet hatte. Der in Temeswar geborene und heute in Fürth lebende Grafiker stellt im Landkartenkabinett im Brukenthalpalais mittelgroße und kleine Zeichnungen und Skizzen und in der Galerie für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums in der Quergasse großformatige Bilder aus.

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Dana Hrib und Alexandra  Gălăbuț behaupten in ihrem Geleitwort, die Struktur der Ausstellung fasse ,,die gesamte Geschichte der Zeichnung zusammen und stellt Bradt (durch die Wahl der Kompositionen, die Farbgebung und die Thematik) als einen Künstler dar, der fest verankert ist in den Tendenzen der Gegenwart. Aber jenseits dieser Aspekte bleibt er der Tradition der alten Meister treu: Die Zeichnung ist akademisch, auf dem höchsten Standard ausgeführt, die Modelle sind real, gefühlsmäßig und psychologisch gut erkennbar, das Figurative ist fotografisch realistisch abgebildet“.

Bruno Bradt mit seinem Bild ,,Wer bist Du – wir kennen Dich nicht“, Porträts des berühmten russischen Clowns Oleg Popov, das im Landkartenkabinett im Brukenthalpalais zu sehen ist. Foto: Beatrice UNGAR

Bradt entscheide sich, so die Kuratorinnen, ,,hauptsächlich für realistische Portraits, in denen sich die natürlichen oder widersprüchlichen Gefühle, die Imperfektionen, die Harmonie oder die Vereinsamung als Vorzüge entpuppen. Modell stehen reale Menschen, Familienmitglieder, Freunde, sozial marginalisierte Personen, der Künstler selbst als Zeuge verschiedener Szenen oder Momentaufnahmen. (…) Die Menschen von Bruno Bradt sind schön, weil sie krank, alt, unangepasst, abhängig, arm, getrennt, desorientiert, in diesem Leben oder jenseits dieses Lebens vergessen sind.“

Ebenfalls im Brukenthalmuseum, genauer im Multimediasaal im Blauen Stadthaus, ist eine Sonderausstellung des Künstlers Mircia Dumitrescu zu sehen, der am 3. Juli 2021 seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Die Ausstellung ist seinem Professor Eugen Schileru (1916-1968) und dem Dichter Nichita Stănescu  (1933-1983) gewidmet, die seine Laufbahn als Künstler entscheidend geprägt haben.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.