„In meinen Werken geht es um die Liebe”

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Der Regisseur Alexander Hausvater hat seine Bücher vorgestellt

Ausgabe Nr. 2728

Alexander Hausvater. Foto:  Ruxandra STĂNESCU

Vier Romane des bekannten Regisseurs Alexander Hausvater – „Penumbra”, „Aici Radio Eros”, ,,Dor calator” und ,,Ludi” -, die 2020 bzw. 2021 im integral-Verlag erschienen sind, wurden am Mittwoch, dem 23. Juni, im Beisein des Autors auf der Bühne des Radu Stanca-Nationaltheaters vorgestellt. Costel Postolache, Leiter des integral-Verlags, hat die Veranstaltung moderiert, über Hausvaters Bücher und auch über deren Übersetzung sprachen HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar und Silviu Borș, Manager der Astra-Bibliothek. Die Schauspielerinnen Ofelia Popii und Emöke Boldizsár lasen kurze Ausschnitte aus Hausvaters neuesten Werken.

 

Alexander Hausvater und das Team des integral-Verlags waren auf einer Rumänien-Tournee, auf der die Werke des Autors vorgestellt wurden, dabei sei Hermannstadt die letzte Station vor den Sommerferien, erklärte der Verleger Postolache, der den Nachmittag moderierte.

Der erste Auftritt des Abends gehörte der Schauspielerin Ofelia Popii, die einen Ausschnitt aus dem Roman „Penumbra” (Halbschatten) vorlas. Die Schauspielerin, die vor 20 Jahren in dem Stück „Canibalii” von George Tabori, in der Regie von Hausvater debütiert hatte, hatte den Autor besonders herzlich begrüßt.

„So wie Sie Ihre Zuschauer auf der Bühne disziplinieren, so werden sie auch Ihre Leser durch diese Bücher disziplinieren, insbesondere weil der Leser auch zu einer gewissen Einsamkeit gezwungen ist”, erklärte Silviu Borș anschließend, der dann kurz die Bücher vorstellte.

Eine weitere Kostprobe aus den Werken des Autors – diesmal aus dem  Roman „Ludi“ – bot die Schauspielerin Emöke Boldizsár dem Publikum im Saal an.

Der Verleger Costel Postolache, die Schauspielerin Emöke Boldizsár, der Regisseur und Autor Alexander Hausvater, die Journalistin und Übersetzerin Beatrice Ungar und die Schauspielerin Ofelia Popii auf der TNRS-Bühne (v. l. n. r.). Foto: Ruxandra STĂNESCU

Beatrice Ungar sprach über die Werke des Autors auch aus der Perspektive der Übersetzerin, die für die deutsche Fassung des ersten Buches des Autors „Ce dacă” („Was wäre“) zuständig war. „Ich denke, dass der Autor sich bald auch an ein neues Medium – außer Theater und Literatur – wie z. B. den Film heranwagen kann, denn diese Romane kann man auch als Drehbücher betrachten“, erklärte die HZ-Chefredakteurin. „Durch seine Bücher wird der Leser aufgefordert, sich zu implizieren, denn man kann keines dieser Romane lesen und dann einfach beiseite legen“, erklärte sie, und bedankte sich sowohl beim Publikum, als auch beim Autor, dass er bei der Buchvorstellung persönlich dabei ist. „Ob Hausvater ein Stück inszeniert oder ein Buch schreibt – er holt dich immer aus deiner Komfortzone heraus“, gab ihr auch Postolache Recht, bevor er die Bühne dem Autor überließ.

„Die vier Bücher habe ich während der Epidemie geschrieben“, erklärte Hausvater, „ich konnte gar nicht anders, denn in mir lag ein ganzes Leben voller Geschichten… viele reell, viele erfunden, aber Geschichten, die erzählt werden müssen. Die Bücher habe ich aus zwei Perspektiven geschrieben. Eine des Terrors, dass wieder das Telefon klingelt und ich erfahre, dass ein Freund krank ist oder auch schlimmer. Aber auch vor lauter Schande für 90 Prozent der Schauspieler und Regisseure, die in all dieser Zeit nichts gemacht haben, als sich unter dem Bett zu verstecken und zu warten, dass Herr Pfizer sie erlöst. Unsere Berufung als Theatermacher aber ist, dass wir uns dort befinden, wo Tränen sind und Schmerz, wo wir gebraucht werden, mit einem Lied, mit einem Gedicht, mit etwas, womit wir uns um die Menschen kümmern, die leiden.“

Zu seinen Büchern sagte Hausvater: „Sie sprechen von Personen, die Leidenschaften haben  – vielleicht extreme Leidenschaften -, und sich diesen auch hingeben, denn ich denke, wir Menschen verzichten meistens auf extreme Leidenschaften und geben uns mit durchschnittlichen Beziehungen und Situationen zufrieden.“  Es gehe ihm immer nur um eins: „Die Liebe.  In meinen Werken geht es um die Liebe. Die Liebe, die existiert, die Liebe, die nicht existiert, die mögliche Liebe, das Potential der Liebe, der Traum von der Liebe. Die Liebe ist die Materialisierung der Spiritualität.“

Dabei drückte der Autor seine Hoffnung aus, dass diese Epidemie ein Weckruf für viele ist, dass man im Theater und nicht nur dort etwas ändern müsse, „damit man nicht nur die Seele, sondern auch den Leib dieses Volkes retten kann.“ Dabei ist es wichtig, dass am Ende der Pandemie sich jeder fragt: „Warum ich? Warum habe ich überlebt?“

Da muss jeder seine eigene Antwort finden, so Hausvater. Dafür müssten sich allerdings auch die Einstellungen ändern: „Wenn du überlebt hast, heißt es, dass du ein besserer, ein tiefsinniger und ein verständnisvoller Mensch werden musst und ein viel offener Mensch, um eine Beziehung mit deinem Mitmenschen haben zu können.“

In einem moderat optimistischen Ton beendete der Autor seine Darlegungen, forderte allerdings alle auf, sich gegen die derzeitigen Entwicklungen zu wehren: „Ich beobachte und sehe voraus einen langsamen Niedergang der Kultur in der ganzen Welt. Und wenn die Kultur erlischt, dann hat die nächste Generation, meiner Meinung nach, keine Chance. Wir machen Vieles nicht, aus Angst, dass es morgen schlimmer wird, auch wenn es heute nicht so gut ist. Jede Änderung bringt das Risiko mit, dass wir das verlieren, was wir heute haben, was wir heute sind. Ich ermutige Sie, die Bücher zu lesen. Man kann dabei erfahren, dass man nicht alleine ist, dass jeder eine Geschichte hat.“

Beendet wurde das Treffen mit einer Autogrammstunde, bei der sich der Autor Zeit nahm, mit seinen Leserinnen und Lesern einige Worte zu wechseln. Kaufen konnten die Leser nicht nur die vier neuen Werke des Autors, sondern alle 12, die im integral-Verlag erschienen sind.

Alexander Hausvaters Bücher liegen in den Cărturești-Buchhandlungen auf, bestellen kann man sie auch im Erasmus- Büchercafé und in der Schiller-Buchhandlung.

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bücher.