Erinnerungsort und Identifikationsfigur

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Feierlichkeiten rund um den 300. Geburtstag des Barons Samuel von Brukenthal

Ausgabe Nr. 2732

Den Festakt im Innenhof des Brukenthalpalais umrahmte mit Werken zweier Lieblingskomponisten Brukenthals, Carl Friedrich Emanuel Bach und Georg Philipp Telemann, das als Bläserquintett zusammengesetzte Collegium Musicum Brukenthal (v. l. n. r.): Szilárd Kelemen (Horn), Szabolcs Tarcsi (Horn), Maximilian Braisch (Fagott), Mihai Bădiță (Klarinette) und Theresa Braisch (Klarinette).Foto: Beatrice UNGAR

,,Wodurch aber Brukenthal zu einem dauerhaften Erinnerungsort und zu einer Identifikationsfigur wurde, das ist die Stiftung seiner umfangreichen und wertvollen Sammlungen zu einem öffentlichen Museum mit Bibliothek in gemeinschaftlichem Besitz mit Prägekraft bis heute“.  Diese Worte stehen in der Einleitung zu dem Heft der Wanderausstellung ,,Ein früher Europäer“, die aus Anlass des 300. Geburtstags von Baron Samuel von Brukenthal von dem Deutschen Kulturforum östliches Europa Potsdam in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern erstellt und von der beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wurde.

 Das mit finanzieller Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen in zwei Sprachen – deutsch und rumänisch – gedruckte Heft lag bei der Brukenthalfeier in zwei Sprachen auf. Die zweitägige Feier richtete das Departement für Interethnische Beziehungen gemeinsam mit dem Brukenthalmuseum aus. Am ersten Tag, am 26. Juli, an dem vor 300 Jahren Brukenthal das Licht der Welt erblickt hatte, fand ein Festakt im Innenhof des Brukenthalpalais in Hermannstadt, der unter dem Motto ,,Samuel von Brukenthal (1721-1803) – ein früher Europäer“ stand.

Sergiu Horia Hossu, Dr. Bernd Fabritius, Cristina Popescu, Direktorin von Romfilatelia, und Dr. Paul-Jürgen Porr bei der Präsentation der Brukenthal gewidmeten  Sonderpostwertzeichen von Romfilatelia zum Abschluss des Festaktes am Montag.                        Foto: Beatrice UNGAR

Die zahlreichen Gäste der Veranstaltung hörten fünf musikalische Einlagen und 12 Ansprachen. Zum Abschluss stellte Romfilatelia-Direktorin Cristina Popescu die dem Anlass gewidmeten Sonderpostwertzeichen – einen Sonderbriefumschlag und eine Sonderbriefmarke – vor. Alle Gäste konnten ein Exemplar in einer schönen Mappe mitnehmen, die das DFDR zur Verfügung gestellt hatte.

Den Reigen der Redner eröffnete Minister Sergiu Horia Hossu, der als Kabinettschef des Premierministers die Bereitschaft kundtat, alle Einrichtungen zu unterstützen, die rumänische Kultur fördern. Dazu gehöre natürlich das Brukenthalmuseum in Hermannstadt.

Den ,,starken und positiven Einfluss“, den Brukenthal auf die Geschichte der Stadt und der Menschen ausgeübt hat, unterstrich Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und Nationale Minderheiten. Die Tatsache, dass der Baron erachtete, dass Wissen  zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt werden müsse, sei zukunftsweisend gewesen. Fabritius wünschte zum Abschluss seiner Rede der Jubiläumsausstellung, die im Innenhof zu sehen war und noch bis Jahresende zu sehen sein wird, ,,einen großartigen Erfolg“.

Der Manager des Brukenthalmuseums, Prof. Dr. Sabin-Adrian Luca, lüftete im wahrsten Sinn des Wortes den Hut, als ,,Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit“ für das Team, das dieses ,,einzigartige Projekt“ gemeinsam betreibt. Er meinte damit das Brukenthalmuseum, in dessen Aufsichtsrat aufgrund eines 2005 – als das Gebäude und Sammlungen an die Hermannstädter evangelische Kirchengemeinde rückerstattet worden ist – unterzeichneten Protokolls, paritätisch das Kulturministerium, die evangelische Kirchengemeinde und das DFDR Vertreter haben.

Dr. Harald Roth, Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, präsentierte die Wanderausstellung ,,Samuel von Brukenthal – ein früher Europäer“ und wünschte allen Anwesenden, aber auch den zukünftigen Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ,,viele vertiefte Brukenthalische Einsichten“.                                                         Foto: Beatrice UNGAR

Diese Zusammenarbeit würdigte auch Stadtpfarrer Kilian Dörr, der darauf hinwies, dass das 1817 eröffnete Museum mehr als 80 Jahre lang ,,in der Museenlandschaft Europas gut situiert“ gewesen sei und zwei Weltkriege überstanden habe. Ab 1948, als es enteignet wurde, seien die Sammlungen zerstückelt worden. Die Rückgabe 2006 sei ein Meilenstein  in der neueren Geschichte des Brukenthalmuseums gewesen, nun hoffe man auch auf eine Unterstützung seitens des Kulturministeriums für die notwendige Restaurierung des Brukenthalpalais, das die evangelische Kirchengemeinde für den symbolischen Betrag von 1 Leu zur Verfügung gestellt hatte.

Dr. Paul-Jürgen Porr, der Landesvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, sprach im Namen der Mitveranstalter und wies darauf hin: ,,Brukenthal war nicht zuletzt Patriot, weil er sich seiner Heimat verpflichtet fühlte. Dafür gebührt ihm noch heute alle Ehre.“

Dem pflichtete Unterstaatssekretär Dr. Thomas Șindilariu in seiner kurzen Wortmeldung bei, in der er erwähnte, dass die Veranstaltung ursprünglich unter dem Arbeitstitel ,,Samuel von Brukenthal – ein untypischer Baron“ vorbereitet worden sei und man sich schließlich auf die Übernahme des Titels der Wanderausstellung geeinigt habe.

Dr. Thomas Șindilariu (Bildmitte) präsentierte pointiert und kurzweilig weniger bekannte Aspekte aus Brukenthals Familiengeschichte im Rahmen der Feierlichkeiten in der evangelischen Kirche in Leschkirch, musikalische Einlagen bot das Collegium Musicum Brukenthal in einer anderen Zusammenstellung – Elisa Gunesch (Gesang), Iuliana Cotârlea (Violine), Gabriel Silișteanu (Bratsche), Brita Falch Leutert (Orgel) und Jürg Leutert (Kontrabass). Mehr zu der Veranstaltung lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe.   Foto: Beatrice UNGAR

Die designierte Deutsche Konsulin in Hermannstadt, Kerstin Ursula Jahn, stellte an ihrem zweiten Arbeitstag fest: Brukenthal sei auch 300 Jahre danach in Hermannstadt ,,allgegenwärtig“. Man begegne diesem ,,wahren Europäer, einem Mann des kulturellen Austausches über Grenzen hinweg“ auf Schritt und Tritt.

Die Rumänische Botschafterin in Berlin, Adriana Stănescu, sagte, Brukenthal sei weiterhin ,,ein Vorbild an Offenheit und Großzügigkeit“ und stelle eine ,,Brücke in Zeit und Raum zwischen Siebenbürgen und Europa, zwischen Rumänien und Deutschland“ dar.

Kulturattaché Thomas Kloiber, Leiter des Österreichischen Kulturforums, hob seinerseits die Rolle Brukenthals als Brückenbauer hervor, für die der Name Breckner und auch der Adelstitel ,,von Brukenthal“ prädestiniert seien. Kloiber überbrachte auch die Grüße der scheidenden Österreichischen Botschafterin in Bukarest, Isabel Rauscher, und würdigte Brukenthal ,,als Beispiel für Courage und Standfestigkeit“. Der Ausstellungs- und Veranstaltungstitel könne ergänzt werden: ,,Ein früher und großer Europäer“.

Rumäniens Botschafter in Wien, Emil Hurezeanu, meinte, der Baron wäre sehr zufrieden mit der Zusammensetzung der Festgesellschaft, schließlich habe er in fast allen Bereichen gewirkt. Er schloss mit der Vermutung, dass Bruken-
thals Wirken auch auf die Geschicke des ,,anderen“ Barons, des späteren ersten Metropoliten von Siebenbürgen, und inzwischen heilig Gesprochenen Andrei Șaguna Einfluss genommen hätten.

Seitens des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, wies der Bundesvorsitzende Rainer Lehni darauf hin, dass der Geehrte im ,,kollektiven Gedächtnis der Siebenbürger Sachsen als Museumsgründer und Namensgeber der Brukenthalschule“ geblieben sei. Lehni erwähnte auch, dass Brukenthal ,,gerne auch den Dialekt“ gesprochen habe und ,,evangelisch geblieben“ sei.

Die Moderatorin der Veranstaltung, Staatssekretärin Laczika Enikö Katalin, schloss die Reihe der Redner ab und wies auf die Devise ,,restitutio in integrum“ hin, die für alle  im Kommunismus enteigneten Besitztümer gelten sollte. Insofern habe die für das Brukenthalmuseum gefundene Lösung Vorbildcharakter.

Beatrice UNGAR         

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Persönlichkeiten.