Dankbarkeit und Wertschätzung

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80. Geburtstag von Prof. em. Dr. Hans Klein in gediegenem Rahmen nachgefeiert

Ausgabe Nr. 2729

Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor (rechts außen) bei ihrer Ansprache, Festgäste und Jubilar hören aufmerksam zu (v. l. n. r.): Luxemburgs Honorarkonsul Daniel Plier,  der DFDR-Landesvorsitzende Paul-Jürgen Porr, Sabine Reuter, Heide Klein, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Dr. Rainer Reuter, der Jubilar, Prof. Dr. Hans Klein und Bischof Reinhart Guib. Foto: Beatrice UNGAR

,,Wie kaum ein anderer verkörpert Hans Klein die Verbindung zwischen akademischer Theologie und kirchlicher Praxis“, sagte Hans-Bruno Fröhlich, Schäßburger Stadtpfarrer und Dechant, in seinem Grußwort im Rahmen des Abschlussgottesdienstes des Studienjahres 2020/2021 am Protestantisch-Theologischen Studiengangs der Lucian Blaga-Universität am Samstag in der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. Der Gottesdienst beschloss auch den ,,Dies Academicus“, der Prof. em. Dr. Hans Klein gewidmet war. 

Hans Klein hatte pandemiebedingt seinen 80. Geburtstag am 9. November 2020 im kleinen Kreis seiner Familie feiern müssen. Auf Initiative von Pfarrer Stefan Cosoroabă, dem Leiter des Zentrums für Evangelische Theologie Ost (ZETO), kam es am Samstag dann zu einer (Nach)Feier, die mit einem Akademischen Tag in der Aula des Theologischen Instituts begann, dessen musikalischen Rahmen die Stadtkantorin Brita Falch-Leutert gestaltete.

Nach Vorträgen von Prof. em. Dr. Dietrich Alex Koch (Universität Münster), Dr. Thomas Pitters (Diakoniewerk Gallneukirchen) und Dr. Daniel Zikeli (evangelische Kirchengemeinde Bukarest) stellte Pfarrer Samuel Piringer (Öhringen) das neueste Buch des Jubilars vor: ,,Der Mensch zwischen Himmel und Erde. Jesus nach dem Zeugnis der Evangelien“.

,,Dem Leben dienen“ lautet der Titel der Festschrift, die Dr. Rainer Reuter, Lehrbeauftragter für Neues Testament, und Thomas Pitters zusammengestellt haben. Dr. Reuter überreichte dem Jubilar einen Vorabdruck. das Buch wird voraussichtlich im Herbst 2021 im Honterus-Verlag erscheinen.

In der evangelischen Stadtpfarrkirche begrüßte Kuratorin Ilse Philippi die ,,akademische Festgemeinde“ im Namen der evangelischen Kirchengemeinde A. B. Hermannstadt und wies darauf hin, dass Hans Klein im Oktober 1993 als geschäftsführender Pfarrer in dieser Gemeinde eingeführt worden sei und ihr fünf Jahre lang gedient hat. Seit 1998 widmete er sich seiner Tätigkeit am Theologischen Institut und im Rahmen des Hermannstädter Forums.  Nach 23 Jahren sei aber nichts mehr so geblieben, stellte die Kuratorin fest. So sei das Theologische Institut der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien nach der Eingliederung in die Lucian Blaga-Universität inzwischen ein Studiengang für Protestantische Theologie im Rahmen des Departements für Geschichte, Patrimonium und Protestantische Theologie der Fakultät für Geisteswissenschaften, eine der neun Fakultäten der Hermannstädter Lucian Blaga-Universität.

Prof. Dr. Stefan Tobler, der leitende Professor des Studienganges und dessen einziger voll Angestellter legte einen kurzen Jahresbericht vor über ein ungewöhnliches Hochschuljahr 2020/2021, in dem Vieles online stattgefunden hat. Sogar die Deutsch-Sprachkurse, die seit kurzem als ,,postuniversitäre Weiterbildungskurse“ gelten. Den 15 Studierenden und zwei Gaststudierenden standen 14 Lehrbeauftragte aus dem In- und Ausland zur Verfügung. Tobler begrüßte insbesondere die Gründung des Zentrums für Protestantische Theologie Ost (ZETO) als ,,Ausdruck der Verbindung mit unserer Kirchenleitung und Netzwerkbildung ins Ausland“. Bei der Verabschiedung der drei Absolventen des Studiengangs wünschte er ihnen, ihre Leidenschaft für die Theologie möge ihnen erhalten bleiben.

Im Namen der ehemaligen Studentinnen und Studenten des Jubilars bedankte sich der Schäßburger Stadtpfarrer und Dechant Hans-Bruno  Fröhlich bei Hans Klein und erinnerte daran, dass dieser ihnen ,,in den wilden 90er Jahren“ als ,,väterlicher Begleiter ins Pfarramt und im Pfarramt“ zur Seite gestanden sei. Nicht nur deshalb verdiene er Dankbarkeit und Wertschätzung.

Im Anschluss an den Abschlussgottesdienst, in dessen Rahmen er die Predigt gehalten hatte, lud Bischof Reinhart Guib zu einem Empfang im Bischofspalais ein, wo zunächst der Gastgeber selbst und danach mehrere Weggenossen des Jubilars in Ansprachen ihre Wertschätzung und Dankbarkeit zum Ausdruck brachten.

Bischof Guib machte den Anfang: ,,Auch wenn mit einiger Verspätung dürfen wir heute unseren Jubilar Hans Klein feiern. Wir danken Gott, dass die Pandemie wenigstens vorläufig abgeklungen ist und wir uns heute hier treffen können.

Am 9. November 2020 bist Du, lieber Hans, achtzig geworden. Mitten in einer Zeit, in der die pandemischen Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen eine Geburtstagsfeier mit Wegbegleitern und Freunden unmöglich machten. (..) Ich teile mit Vielen die Freude, dass die Wertschätzung von Hans Klein, unserem lieben Freund, Pfarrer-, Stadtpfarrer-, Doktor der Theologie, Professor-, Dekan-, Bischofsvikar a. D. aber auch Forumsgründer, Politiker, Philosoph, Visionär und Seelsorger nun heute Gestalt angenommen hat durch den akademischen Tag, den Abschlussgottesdienst mit Würdigung und nun diesen Empfang im Bischofshaus, allesamt an Wirkungsstätten des Gefeierten.

Wir haben Hans Klein außerordentlich viel zu verdanken: Noch keine 23 ließ er sich nach einem Vikariat in Liebling auf seine  erste Pfarrstelle ins Banat, nach Lugosch, entsenden und die ersten Erfahrungen im außersiebenbürgischen Raum sammeln. In seiner  zweiten Pfarrstelle im südsiebenbürgischen Deutsch-Kreuz, mit seiner geliebten Gattin Heide an der Seite, setzte er die Weichen für seine akademische Laufbahn, durch seinen Doktor der Theologie. Es folgten fast vier Jahrzehnte als Professor für biblische Theologie und später als Prodekan und als Dekan an dem Vereinigten Protestantisch-Theologischen Institut mit Universitätsgrad Klausenburg, Zweig mit deutscher Unterrichtssprache Hermannstadt. Beim Sitz des sogenannten ,Theologischen Instituts‘ im Bischofshaus, am nördlichen Eck des Großen Rings, lehrte und begleitete, begeisterte und prägte er viele Studentenjahrgänge, dank seiner pointierten Erläuterungen der Heiligen Schrift, verbunden mit dem alltäglichen Leben, seiner spannenden wie temperamentvollen Art des Vortrags, seiner theologischen wie Hans-Klein-originellen Kommentare, seiner ordnungsstrengen wie menschennahen Begegnungsweise. Daher ist es gar nicht verwunderlich, dass seine beiden Söhne anerkannte promovierte Pfarrer und seine beiden Töchter kirchennahe engagierte Frauen geworden sind.

Prof. Dr. Stefan Tobler, Professor für Systematische Theologie und zugleich leitender Professor des Studiengangs (rechts) verabschiedete die drei Absolventen: Claudiu Riemer, Ligia Taloș und Monica Montsch (v. l. n. r.) und überreichte ihnen je ein Faltkreuz mit einem Bibelvers. Foto: Beatrice UNGAR

Nach der Wende war er einer der Männer der ersten Stunde, die das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien aus der Taufe hoben und später als Hermannstädter Forumsvorsitzender auch anführte. Sein Herz schlägt bis heute für seine Kirche sowie siebenbürgisch-sächsische und deutsche Gemeinschaft in Rumänien. Diesen zu dienen ist für ihn zur Lebensaufgabe gewachsen.

Für das Theologische Institut suchte er seit der Wende nach Wegen in eine neue Zukunft, gründete einen Freundeskreis um die finanzielle Grundlage zu stärken und ebnete die Bahn zur Eingliederung in die Hermannstädter Lucian Blaga-Universität, im Jahr 2006. Er war der erste Direktor des neuen Departements für Protestantische Theologie. So wurde das theologische Studium in Hermannstadt, durch die damaligen Umbrüche hindurch, an der Konfluenz zwischen Ost und West, Okzident und Orient, Katholizismus, Protestantismus und Orthodoxie, für die Evangelischen und nicht nur, eine interessante und gern angenommene Studienoption im Inland und im westlichen wie östlichen Ausland.

Seine denkerische und visionäre Tiefe und Weite ist unserer Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien zum Segen geworden. Als langjähriger Bischofsvikar hat er Vielen Mut gemacht zum Bleiben und sich Einsetzen für ein erfülltes Leben hier. Er war sich nicht zu schade, in einer sich hinziehenden Vakanzphase der Hermannstädter Kirchengemeinde als Stadtpfarrer zu dienen. Für diese wie für alle Gemeinden und Gemeindeglieder, in deren Mitte er gewirkt hat und die ihm anvertraut wurden und besonders für die jungen und die bedürftigen Menschen, sind seine Ohren stets empfänglich, seine Hände gebebereit, sein Herz voller Wärme.

Einerseits, um eine Sache zu disputieren und andererseits, eine versöhnliche Haltung einzunehmen war bei ihm kein Widerspruch, sondern gelebte Wirklichkeit und das auch in den Jahren im Ruhestand. Bis hierher und wohl Zeit seines Lebens wird das ,i. R.‘ bei Hans Klein eher ,in Reichweite, bedeuten, denn das theologische und mitgehende Denken für seine Gemeinschaft hört bei ihm nimmer auf.

Im Namen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien danken wir dem Herrn des Lebens für unseren Jubilar, Prof. Dr. Hans Klein, und sein segensreiches Wirken unter uns, im Dienst seiner Kirche, seines Volkes und seiner Stadt und damit im Dienste des Herrn und wünschen ihm sowie seiner ihn stets unterstützenden und entlastenden Gattin Heide für das was kommt: ,Ad multos et felicitas annos sub deo est benedictio‘. “

Im Namen des Demokratischen Forums der Deutschen würdigte dessen Landesvorsitzender Paul-Jürgen Porr  den Jubilar wie folgt: ,,Über Hans Klein als Theologen, Dekan und Bischofsvikar wurde ausgiebig gesprochen. Ich möchte einiges über Hans Klein und seine Verbindung zum Forum sagen.

Im Dezember 1989 war er ein Mann der ersten Stunde im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Paul Philippi, Hermann Pitters und Wolfgang Rehner trafen sie sich noch vor Weihnachtem, um zu beraten, wie man eine politische Vertretung der deutschen Minderheit aus der Taufe heben könnte. Einige Tage darauf, als in Hermannstadt geschossen wurde, wurde auch Hans Klein durch einen Lungenschuss ziemlich schwer verwundet. Gott stand ihm auch diesmal, wie so oft, bei und Hans Klein genas. Als dann das Forum offiziell gegründet wurde, war Hans Klein einer, der die Verbindung zwischen Forum und Kirche durch seine Personalunion herstellte. Schon damals war ich von seinem präzisen Stil beeindruckt.

Es gab damals noch gewaltige Dissonanzen zwischen Forum und Landsmannschaft. Hans Klein war der, der in Kanada den Beitritt des Siebenbürgenforums zur Föderation der Siebenbürger Sachsen besiegelte, was ihm nachher von einigen leider ziemlich übelgenommen wurde. Hans Klein war 24 Jahre lang Stadtrat seitens des Forums und hat in diesen Jahren vieles bewegt, was ihm sogar Mitglieder verschiedener Parteien wohlwollend bestätigten.

Meines Erachtens war sein größter Verdienst die Entdeckung von Klaus Johannis als Politiker. Er überzeugte ihn im Jahr 2000 als Bürgermeisterkandidat anzutreten. Der Rest ist bekannt.“

Hans Klein blickt auf eine bemerkenswerte theologische und politische Laufbahn zurück. Diese war, wie aus dem Buch ,,Auf dem Wege“, das kurz vor seinem 80. Geburtstag im Honterus-Verlag erschienen ist, immer wieder hervorgeht, von Stichworten geprägt, die gleichzeitig seinen Lebenslauf bestimmt haben: Vertrauen, Hoffnung, Mut, neue Wege zu beschreiten, Ausschau halten nach offenen Türen, Gemeinwesen, Gemeinschaft, Zuverlässigkeit, Vision, konstruktiver Optimismus, Zuversicht. Sein Leitspruch, den Hans Klein in dem Buch  an die Leserinnen und Leser weiterreicht, lautet: ,,Man kann sich selber nur treu bleiben, wenn man sich entwickelt und entfaltet.“

Das Geheimnis hinter solch zuversichtlicher Lebenshaltung und hinter solch gewaltigem Lebenswerk sei, so Hans Klein in seinem kurzen Dankeswort an alle Rednerinnen und Redner beim Empfang im Bischofshaus, sei seine Gattin Heide Klein, die mehr war und ist als ,,seine bessere Hälfte“. Klein sagte: ,,Sie ist meine Mitte“. Sie habe ihn stets unterstützt und ihm Halt geboten. Dafür danke er ihr in aller Öffentlichkeit.

Die Redaktion der Hermannstädter Zeitung schließt sich den Gratulanten an und wünscht  ihrem treuen und umsichtigen Begleiter Hans Klein alles Erdenklich Gute.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche, Persönlichkeiten.