Der deutsche Künstler wurde im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt gewürdigt
Ausgabe Nr. 2730
In diesem Jahr feiert die Kunstwelt den deutschen Künstler Joseph Beuys (1921-1986), der vor 100 Jahren in Krefeld geboren wurde. Beuys hinterließ ein beeindruckendes Werk, als Zeichner, Bildhauer, Lehrer, Politiker und Aktivist. Das Deutsche Kulturzentrum Hermannstadt widmete ihm aus diesem Anlass in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Bukarest einen Abend mit dem rumänischen Künstler Dan Perjovschi und der Kuratorin Iris Ordean.
Der Abend war die erste Veranstaltung des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt, das wieder offline stattfinden durfte und dementsprechend viele Personen meldeten sich dafür an. Diese fanden das Treffen so interessant, dass Lia Perjovschi, die Ehefrau des Künstlers, nach zweieinhalb Stunden mit Schwierigkeiten die Diskussionsrunde beendete.
Die Kuratorin Iris Ordean stellte die Tätigkeit und das Leben von Joseph Beuys vor und hatte die Qual der Wahl: „Ich habe die künstlerischen Aktionen aus seiner Aktivität gewählt, die relevant für die internationale Kunstwelt waren und durch die er international berühmt wurde”, erklärte sie. „Mich hat auch seine didaktische Arbeit interessiert und sie als relevant gefunden.”
„Ich hatte keine Ahnung, wer Beuys war, obwohl die Weste mit Taschen, die die meisten von uns Ende der 80er-Jahre in Oradea trugen, bei jungen Künstlern sehr beliebt war. Ich bin bei ihr geblieben… Erst nach dem Fall der Diktatur und schüchtern, während ich draußen ausstellte und unterwegs die Geschichte der zeitgenössischen Kunst lernte, die uns zu Hause verwehrt blieb, stieß ich auf Beuys. Nicht durch die Weste, sondern durch den Künstler, der sie trug”, so Dan Perjovschi, der danach das Wort übernahm und dann über „Performance” im Allgemeinen sprach, im Unterschied zum „Happening”, der ein „Szenario braucht”. Dazu wurden einige repräsentative Beispiele gezeigt, bei dem sich auch der Künstler amüsierte, obwohl er sie selber ausgesucht hatte – z. B. führt eine Künstlerin den Kurator an der Leine auf der Straße.
Danach sprach Dan Perjovski über die jetzige Künstlerwelt und zeigte sich unzufrieden mit dem Niveau des Malerei-Unterrichtes und auch mit den fehlenden Kunsträumlichkeiten in Hermannstadt. Auch die Brukenthal-Statue, die demnächst in Hermannstadt aufgestellt werden soll, fände er nicht zeitgemäß und die „Hunderttausend Euro” hätte das Bürgermeisteramt für was anderes ausgeben sollen.
Im zweiten Teil seines Vortrags zeigte der rumänische Künstler viele Fotos von „Performances”, die zum Teil unbekannt und unveröffentlicht stattgefunden haben, bei denen er und seine Ehefrau zugleich Künstler und Publikum waren – schon lange bevor dieser Bereich der Kunstwelt zumindest in Rumänien bekannt war. Unter anderem ließ er sich gleich nach der Revolution in einer öffentlichen Performance das Wort „ROMÂNIA” auf den Arm tätowieren.
Der Abend wurde mit einem regen Gespräch zwischen Künstler und Publikum beendet, alle Teilnehmer wurden auch mit einer Perjovschi-Zeichnung am Ende belohnt.
Die Mitarbeiter des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt erklärten, dass sie auch für die folgenden Monate interessante Treffen organisieren, die rechtzeitig auf ihrer Internetseite und auf Facebook angemeldet werden, zusätzlich zu den verschiedenen Deutschkursen und zur Aktivität der Bibliothek, die seit Kurzem wieder normal geöffnet ist und kleine und große Leser erwartet.
Ruxandra STǍNESCU