Armin Mühsam stellte in der Galerie Kunsthaus 7B in Michelsberg aus
Ausgabe Nr. 2726
Wie die Ruhe vor dem Sturm wirken seine Landschaftsbilder, kein Mensch weit und breit. Bloß Spuren der menschgemachten (Ein)Wirkung sind zu sehen: eine Leiter, ein Betonblock, der die Sicht versperrt, Kabel, Rohre. ,,Was wir in seinen Bildern sehen, ist all das, was von uns unserem profitotrientierten Wirtschaftsexperiment übrig bleiben wird“, schreibt Leanne Goebel treffend in dem Katalog zur Ausstellung ,,Historical Inevitability“ (Historische Unentrinnbarkeit), die der 1968 in Klausenburg geborene Künstler Armin Mühsam im Herbst 2012 in der Galerie Ambacher Contemporary in München gezeigt hat.
Vom 16. Mai bis zum 13. Juni d. J. stellte Armin Mühsam im Kunsthaus 7B in Michelsberg aus. Die 2012 in München ausgestellten Bilder stehen hier neben Bildern, die er in einer neueren Schaffensphase gemalt hat und 2019 in der gleichen Münchner Galerie gezeigt hatte. Zu den letzteren schreibt die Kunstkritikerin Maggie Vaughn vom Department für Kunstgeschichte der University of Kansas in dem Katalog u. a.: ,,Obwohl diese Gemälde-im-Gemälde seinen früheren Landschaften ähneln, paart der Künstler seine Landschaften nicht mehr mit industrieller Architektur, sondern zeigt sie in illusionistisch gemalten Ausstellungsräumen und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf ihre Künstlichkeit.“ In dem gleichen Katalog schreibt die Kuratorin und Kunsthistorikerin Mirjam C. Wendt: ,,Eine Kunstausstellung erschöpft sich nicht in der Präsentation, sie ist zudem eine Versammlung von Zwischenräumen, von Nichtorten, von Leerstellen. Etwas zu zeigen, beginnt immer mit der Entscheidung, etwas anderes nicht zu zeigen“. Treffend formuliert, denn die Bilder ,,strotzen“ vor Abwesenheit(en) und machen es dem Betrachtenden nicht einfach, sich damit auseinanderzusetzen, ja sie fordern ihn geradezu dazu heraus. Für beide Schaffensphasen gilt: Mühsams Werke sind, wie er selbst sagt: ,,Visualisierte Absurdität“. Und bei der Finissage in Michelsberg am Sonntag sprach der Künstler persönlich über seine (künstlerische) Auseinandersetzung mit der westlichen Mentalität, die er als ,,Sackgasse“ bezeichnet, da sie die Natur bloß als Ressource sieht, sich nicht in diese einfügt. ,,Wir erleben Natur nicht mehr unmittelbar“, stellt Mühsam fest und man darf ihm eigentlich nur zustimmen.
Beatrice UNGAR