Zum Auftakt ein Buch

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100 Jahre Handball in Rumänien

Ausgabe Nr. 2722

Narcisa Lecușanu (links außen) mit ihrer Vorstandskollegin und ihren Vorstandkollegen bei der 24. Handball-Wm der Damen in Japan (v. l. n. r.): Präsident Dr. Hassan Moustafa (Ägypten), Erster Vizepräsident Joel Deplanque (Frankreich), Schatzmeisterin Anna Rapp (Schweden), Mitglied Frantisek Taborsky (Tschechien).                           Foto: www.ihf.info

,,Im allgemeinen muß aber ausgesetzt werden, daß das Gesamtbild bei beiden Wettkämpfen durch das häufige Verschwinden des Balles (oft minutenlang!!) auf der einen Seite in den Bach, auf der anderen hinter den Blanken überaus gestört wurde, was auf die unzulänglichen Breitenverhältnisse des Platzes zurückzuführen ist. Weiters mangelt es an ordentlichen Toren, die hier durch Stangen mit hängendem Strick markiert wurden.“  Dieser Kommentar zu dem Turnschulgrund ist in der Hermannstädter Zeitung Deutsche Tagespost Nr. 144 vom 6. Juli 1920 zu lesen. Der Kommentar bezog sich auf ein Fußballspiel, doch es ist zu vermuten, dass knapp ein Jahr später, als am 17. Juni 1921 auf diesem Platz in Hermannstadt das erste Handballspiel in Rumänien ausgetragen worden ist, die Verhältnisse ähnlich waren.

Dieses vor 100 Jahren im Rahmen des Prüfungsschauturnens der evangelischen Mittelschulen und der Knabenbürgerschule ausgetragene Spiel war sozusagen das ,,Urspiel“ in dieser Sportart in Rumänien und Hermannstadt gilt seither als ,,Wiege des Handballs“ hierzulande. Dabei traten die 5. Realklasse und die 5. Gymnasialklasse von dem evangelischen Gymnasium, das im gleichen Jahr aus Anlass des 200. Geburtstages des Barons den Namen Samuel von Brukenthal erhalten sollte, gegeneinander an. Es siegte die Realklasse mit 1:0. In dem diesbezüglichen Bericht in dem Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt vom 18. Juni 1921 ist u. a. Folgendes zu lesen: ,,Der beim letzten Sport- und Turnfest dieser Anstalten gewonnene günstige Eindruck wurde beim gestrigen Schauturnen bestätigt. Es klappte alles tadellos und nicht nur die Einzel-, Gruppen- und Massendarbietungen und Leistungen, sondern die allenthalben herrschende Disziplin berührte überaus angenehm. (…) Die zahlreichen Zuschauer des Schauturnens können sich sagen, daß die körperliche Erziehung unserer Knaben bei Turnlehrer Wilhelm Binder in den besten Händen ist. Seine gediegene Arbeit zeugt von unermüdlichem Fleiß, von Sachverständnis und Liebe zu seinem Beruf und zur Jugend.“

100 Jahre danach sind in Hermannstadt einige Veranstaltungen geplant, um dieses Jubiläum zu feiern, unter Berücksichtigung der in Pandemie-Zeiten erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen. Zum Auftakt stellt die ehemalige Top-Handballspielerin Narcisa Lecușanu, Mitglied im Vorstand des Internationalen Handballverbands (International Handbal Federation, IHF), ihr autobiografisches Buch ,,Povestea vieții mele“, das sie auf Initiative und unter freundschaftlicher Begleitung der Schäßburger Autorin Mariana Gorczyca verfasst und im Coresi-Verlag herausgebracht hat,  am Donnerstag, den 27. Mai, im Sportsaal des Samuel von Brukenthal-Gymnasiums vor. Im Anschluss tragen zwei gemischte Mannschaften von Brukenthalschülerinnen und Brukenthalschülern ein kurzes Handballspiel aus. Für den Stichtag ist das Anbringen einer Gedenktafel für den Sportlehrer Wilhelm Binder ebenda geplant. Nicht zuletzt veranstaltet der Trainer Damian Matei am 19. Juni ein Mini-Handballturnier für Kinder.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Sport.