Gespräch mit dem DWNT-Präsidenten Ludger Thol
Ausgabe Nr. 2721

Ludger Thol. Foto: DWNT
Im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben in der Region Nordsiebenbürgen hat sich der 2010 gegründete Deutsche Wirtschaftsclub Nordtransilvanien (DWNT) viel Anerkennung, Beachtung und Respekt erarbeitet. Der deutschsprachige Club vertritt derzeit über hundert Mitgliedsfirmen und ist damit die mitgliederstärkste Vereinigung von Wirtschaftsunternehmen im Raum Nordtransilvanien. Seit der Gründung ist Ludger Thol Präsident des DWNT und gibt nun die Leitung nach elf Jahren erfolgreicher Tätigkeit ab. Über den DWNT und dessen Ziele und Aktivitäten gibt Ludger Thol in dem folgenden Interview mit der HZ-Chefredakteurin Beatrice U n g a r Auskunft:
Wie kam es zu der Gründung des DWNT?
Nach der Revolution im Jahre 1989 bot das Rumänien der nachkommunistischen Zeit Investoren aus dem Ausland große Möglichkeiten, Geschäftsideen zu verwirklichen. Im Gegensatz zu den Regionen Hermannstadt, Temeswar, Kronstadt und Bukarest öffnete sich Klausenburg erst im Jahre 2004 nach der Wahl von Emil Boc zum Bürgermeister den ausländischen Investoren und empfing diese mit offenen Armen. In der Folge wurde Klausenburg mit seinen anerkannten Universitäten, dem Internationalen Flughafen und vielfältiger Kulturangebote immer attraktiver, so dass auch vermehrt deutsche Firmen von den guten Rahmenbedingungen förmlich angezogen wurden. In dieser Zeit wuchs bei den deutschsprachigen Firmenvertretern in Klausenburg der Wunsch, sich gegenseitig über die allgemein gemachten Erfahrungen im täglichen Leben und bezüglich Kultur und Mentalität der Rumänen auszutauschen. So entstanden sporadische Stammtischtreffen.
Im Jahre 2010 hatten dann 5 Firmenvertreter die Idee, die lockeren Stammtischtreffen zu bündeln und zu organisieren. Im Jahre 2010 gründeten sie den deutschsprachigen Wirtschaftsclub Nordtransilvanien und wählten Ludger Thol zum ersten Präsidenten des DWNT. Der Club wurde als nicht politischer Nonprofit-Verein im Handelsregister von Klausenburg eingetragen. Laut Satzung konnten auch rumänische Firmen Mitglied im DWNT werden, sofern Sie Geschäftsbeziehungen in den deutschsprachigen Raum hatten oder der deutschen Sprache mächtig waren. Die interkulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Rumänen, deren Kenntnis Basis für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen ist, wurde so hautnah erfahren.
Wie ging es dann weiter?
In den Folgejahren entwickelte sich der DWNT vom Stammtischclub zu einem heute hoch angesehenen, einflussreichen und über die Grenzen von Klausenburg hinaus bekannten Wirtschaftsclub mit über 100 Mitgliedern. War anfangs die Aufgabe des Clubs mehr menschlicher Art (wer kann einen guten Arzt oder Friseur empfehlen, wo erhält man dies oder wo bekommt man jenes, wo kann man gut Essen etc.), so haben sich heute die Anforderungen an den Club total verändert. Informationsveranstaltungen, Workshops, Vorträge über Personal- Finanz- und Rechtsthemen sowie die Möglichkeit des Networking für die Mitglieder untereinander, mit öffentlichen, wirtschaftlichen oder anderen Gruppierungen, stehen heute im Mittelpunkt.
Eine weitere Aufgabe des DWNT war und ist die Beratung und Betreuung neuer, an einer Investition in Rumänien interessierter Unternehmer aus dem deutschsprachigen Raum. Die objektiven und neutralen Beratungen werden hier sehr geschätzt, da der DWNT den potentiellen Investoren unabhängige Informationen ohne persönliche Interessen, aber fundiert durch langjährige Rumänienerfahrung, vermittelt.
Wie sieht der Veranstaltungskalender des DWNT aus?
In den monatlichen, thematischen Mitgliedertreffen werden Workshops und Diskussionen über soziale, arbeitsrechtliche, steuerliche oder sonstige interessante Themen organisiert. Aber auch die gesellige Komponente wie Firmenbesuche, Whiskyverköstigung o.ä. kommt bei uns nicht zu kurz.
Die Attraktivität, die Bekanntheit und die Anerkennung des DWNT nach außen wuchsen mit der Einführung großer, beliebter, jährlich wiederkehrender Veranstaltungen, die einen festen Platz im Klausenburger Veranstaltungskalender einnehmen. Hier seien der Neujahrsbusiness-Empfang, das Sommerfest und das dreitägige Herbstfest der Deutschen Wirtschaft genannt. Bei diesen Veranstaltungen kommt man ins Gespräch mit Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Bildungswesen und Teilen der Bevölkerung. Großen Wert legte ich von Anfang an auf gute Kontakte zu den Universitäten, und hier insbesondere zu den deutschsprachigen Studiengängen der Babeș-Bolyai-Universität, der FSEGA und der Technischen Universität. Geschlossene Partnerschaften, das Halten von Praxisvorträgen für die Studenten sowie die Unterstützung der Bildungsarbeit der Universitäten im Allgemeinen durch den DWNT und auch durch einzelne Mitgliedsfirmen des DWNT belegen die enge Verbindung.
Wie würden Sie die Arbeit des DWNT zum Abschluss Ihres Mandates resümieren?
Die Arbeit und die Angebote des Vorstandes an die Mitgliedsfirmen des DWNT orientierten sich immer daran, dass jedes Mitglied einen Mehrwert durch seine Mitgliedschaft erfahren sollte. Mein Leitsatz lautete: ,,Der DWNT ist für seine Mitglieder da“. Nach meinem Rückzug vom Präsidentenamt darf ich stolz darauf sein, einen in der Wirtschaft, der Verwaltung, dem Bildungswesen und in der ganzen Bevölkerung gut vernetzten, geschätzten Club, der sich in der Region und darüber hinaus einen guten Namen gemacht hat, zu hinterlassen.
Vielen Dank für das Gespräch.