Gurghiu-Monografie von Oberst von Spiess neu aufgelegt
Ausgabe Nr. 2720
,,Das letzte und für mich das leichteste“ sei die Überarbeitung der von ihrem Großvater, dem Hofjagddirektor Oberst August R. von Spiess erstellten Monographie „Gurghiu Görgényi-Szt.-Imre. Das königliche Leibjagdgehege einst und jetzt“ für sie gewesen, sagt Helga Stein. Damit hat sie die Herausgabe aller Schriften ihres Großvaters, dem Namensgeber des Jagdmuseums in Hermannstadt, abgeschlossen.
Alle fünf Bücher sind jeweils in deutscher Sprache in dem einschlägigen Verlag Neumann-Neudamm in Melsungen erschienen, vier davon in rumänischer Sprache in den Hermannstädter Verlagen hora und Honterus.
Bei dem neuesten und letzten Buch in der Reihe ,,Jagdliche Klassiker“ des renommierten Verlags in Melsungen – das zunächst in der rumänischen Fassung in zwei Auflagen, 2017 und 2018, im Hermannstädter Honterus-Verlag erschienen ist – handelt es sich, wie Helga Stein in ihrem Nachwort schreibt, um ,,die erste Monographie eines königlichen Leibjagdgeheges, die A. R. v. Spiess verfasst hat und die 1928 in Hermannstadt erschien. (…) Die Monographie des Leibgeheges Gurghiu war der erste Versuch, ein Jagdgebiet von seinen natürlichen und historischen Gegebenheiten zu verstehen. August R. von Spiess trägt darin umfangreiches Material zusammen, angefangen von den ältesten historischen Zeugnissen, den archäologischen Funden, den Wisenten, etc. Er erklärt anschaulich die Entwicklung dieses Jagdgebietes von den berühmten Bärenjagden des österreichischen Thronfolgers Rudolf bis hin zu dem relativ jungen Hirschrevier von Weltruf.“
Hinzu genommen wurden noch die späteren Aufsätze über die Hofjagden in Gurghiu, die bis 1937, dem Jahr der Pensionierung des Hofjagddirektors, in den bekannten Jagdzeitschriften Wild und Hund bzw. Deutscher Jäger veröffentlicht worden sind. Damit hat die Herausgeberin das ,,einst und jetzt“ im Untertitel ernstgenommen. Desgleichen führte ihre Begegnung mit dem Forstingenieur Radu V. Mija zu einer Ergänzung des Bandes, in der Mija ,,Das Schicksal Gurghiu’s zwischen 1938 und 1989″ schildert, u. a. als Staatsjagd Horthy’s und Ceaușescu’s. Mija zitiert darin aus der Besprechung des Buches, die 1928 C. A. V. Popescu in der Publikation Revista Vânătorilor veröffentlicht hatte: ,,Gurghiu! Gibt es einen rumänischen oder gar ausländischen Jäger, der unser Land kennt und dessen Herz nicht höher schlägt, wenn er den Namen dieses Jagdreviers hört? Unendliche Urwälder, unterbrochen von großen Dickichten, die auf den Schlägen oder auf von Feuer verwüsteten Flächen wachsen. Berge, deren Spitzen sich stolz über die Tannenwipfel erheben, deren Hänge Fichten und Buchen bedecken, ein riesiges Gebiet, bevölkert von mancherlei Wild, vom alten ,Meister Petz‘ bis zum Urhahn, dem Sänger des erwachenden Frühlingsmorgens. (…) Im Rahmen einer Buchbesprechung vermag ich nicht viel über den Inhalt dieses Buches zu sagen, aber ich kann allen, die des Deutschen mächtig sind, empfehlen, es zu lesen, um sich an dem sehr interessanten Inhalt, geschrieben im Stil des alten Weidmannes, wie Oberst von Spiess ja einer ist, und an der reichen, interessanten Bebilderung zu erfreuen.“
Helga Stein kann sich allerdings auf den sprichwörtlichen Lorbeeren ausruhen, denn sie hat auch weitere Ergänzungen in den Band einbringen können. Sie berichtet: ,,Als ich mit dem Manuskript fertig war, machte ich mich daran, alle Berichte über die Bärenjagden des Kronprinzen Rudolf aus dem Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt abzuschreiben, dessen Mitarbeiter ja minutiös alle seine Bewegungen verfolgten.“ Passendes Bildmaterial fand sie dazu in Wien, Salzburg, London, Klausenburg. Bisher nicht gefunden habe sie das häufig erwähnte Skizzenbuch der Kronprinzessin Stefanie. Sie sagt: ,,Es wäre volkskundlich sehr interessant“.
Ein weiteres Buch in rumänischer Sprache ist noch in Vorbereitung, das fünfte Buch nach „Karpathenjagd ehemals“, den Monographien Retezat und Gurghiu und dem Afrika-Buch. 2020 sollte auch der „Zauber der Karpathen“ in rumänischer Sprache vorliegen. Aber zwei Todesfälle kamen dazwischen. Helga Stein schreibt dazu: ,,Zuerst der gute und zuverlässige Helmuth Mathes vom Honterus-Verlag in Hermannstadt und zuletzt meine langjährige Freundin und gute Übersetzerin Adela Motoc. Adela war schon lange krank, aber sie wollte so gerne das Buch, zumindest das Kapitel über den Bären noch fertig machen. Sie musste mitten im Satz abbrechen. Es ist ein großer Verlust. Wir hatten uns im Laufe der Jahre richtig zusammengerauft – Jägersprache zu übersetzen ist wirklich schwer !!! – und sind zuletzt noch von der Übersetzersektion des Rumänischen Schriftstellerverbandes in höchsten Tönen gelobt worden. “
Beatrice UNGAR