Damit einen das Erwartete nicht unerwartet überrascht

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Neue Schulbücher für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien

Ausgabe Nr. 2722

 

 

Die aus dem Rumänischen übersetzten Schulbücher für die 8. Klasse haben aufgrund der Pandemiesituation länger auf sich warten lassen, als ursprünglich vorgesehen. Jetzt sind sie wenigstens als PDF schon auf manuale.edu.ro abrufbar und hoffentlich bald auch gedruckt. Über die Arbeit an den Schulbüchern für die Schulen und Schulabteilungen mit Unterricht in der Sprache der deutschen Minderheit berichtet im Folgenden Dr. Renate Klein, Schulbuchbeauftragte des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR).

In jedem Jahr rechnen wir ungefähr um die gleiche Zeit mit dem ersten Schnee und sind dennoch jedes Mal überrascht, wenn er kommt. Das ist mit dem Schulbeginn nicht anders. Fast so sicher wie die Tatsache, dass die Schule im September beginnt, ist auch der wenig erfreuliche Umstand, dass viele Schulbücher zum Schulbeginn noch nicht fertig sind.

Die Lehrbuchausschreibung für die Schulbücher der 8. Klasse im Dezember 2019 (mit Abgabefrist im Februar bzw. März 2020) hat zwar ordnungsgemäß stattgefunden, die Bewertung und Genehmigung der Bücher für den Unterricht zog sich aber lange hin – pandemiebedingt, versteht sich! Viele Einsprüche mussten geklärt und im Falle einiger Lehrbücher die ganze Überprüfungsprozedur neu aufgezogen werden. Dieses Hin und Her war für alle Beteiligten – die Lehrbuchautoren, die Verlage, die in den Startlöchern hockenden Übersetzerinnen – eine große Herausforderung und Geduldsprobe. Der Beginn des Schuljahres 2020/21 war schon seit Wochen aus dem Gedächtnis verschwunden, ehe auch die Übersetzung des letzten Schulbuchs für die 8. Klasse in Angriff genommen werden konnte.

 

Immerhin waren die für die Übersetzungsarbeiten anberaumten Fristen wesentlich großzügiger als im Jahr zuvor – das sei hier extra vermerkt und mit einem großen Dankeschön an diejenigen versehen, die diese Fristverlängerung beim Nationalen Zentrum für Bildungspolitik und Evaluation im Unterricht (CNPEE/Centrul Național de Politici și Evaluare în Educație) durchgesetzt haben. Die Schulbücher konnten alle in der jeweils festgelegten Zeitspanne übersetzt, in den meisten Fällen mehrfach korrigiert und dann auch überprüft werden. Einige Bücher waren gegen Jahresende 2020 fertig, die letzten im Februar 2021. In der PDF-Fassung sind sie alle seit Mitte Mai unter ma nuale.edu.ro abrufbar.

Den rund 50 Übersetzerinnen und Übersetzern, Überprüfern und Überprüferinnen sei hier für ihre wichtige und wertvolle Arbeit gedankt. Aktive Lehrkräfte aus dem schulischen und universitären Bereich, Redakteurinnen der Hermannstädter Zeitung, Lehrerinnen und Lehrer im Ruhestand, Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen (Friedrich Teutsch-Kultur- und Begegnungszentrum, Schülerheim der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien) haben durch ihre Übersetzungs- und Überprüfungsarbeit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt unseres deutschen Schulwesens geleistet.

Von Sanktanna bis Bukarest, von Sathmar bis Reschitza, von Klausenburg bis Temeswar, aber auch in Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, Petersdorf, Mediasch, Neumarkt oder Fogarasch wurden Texte übersetzt, geschrieben, umgeschrieben, überprüft und korrigiert. Ergebnis dieser Aktionen sind zehn Lehrbücher, die hoffentlich bald gedruckt und ab dem Schuljahr 2021/22 in den 8. Klassen mit deutschsprachigem Unterricht eingesetzt werden: Mathematik, Biologie, Sozialkunde, Technologiekunde und praktische Anwendungen, Kunsterziehung (Litera-Verlag), Physik, Informatik und Informations- und Kommunikationstechnologie/IKT (Editura Didactică și Pedagogică), Chemie, Geschichte, Geographie (Art-Klett-Verlag).

Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass neben den aus dem Rumänischen übersetzten auch neue Bücher in deutscher Sprache entstehen (für die Fächer Deutsch als Muttersprache für die Gymnasialklassen, Musik für die Grundschule, Geschichte und Traditionen der deutschen Minderheit, Evangelische Religion).

Knapp 40 Grundschul- und Fachlehrerinnen und -lehrer sowie Fachleute aus dem In- und Ausland verbringen einen guten Teil ihrer Freizeit damit, neue Schulbücher zu verfassen oder die Arbeiten daran beratend zu begleiten. Ihnen allen sei für den Mut gedankt, mit dem sie das Wagnis der Schulbucherstellung eingehen, und für das Engagement, mit dem sie – trotz aller Hürden – die Arbeiten an den neuen Schulbüchern konsequent fortsetzen.

Eines habe ich im vergangenen Jahr von und mit ihnen allen gemeinsam gelernt, nämlich dass man dranbleiben muss, wenn man vom Erwarteten nicht unerwartet überrascht werden will.

Danke allen, die drangeblieben sind. Sie sind aus der Schulbuchwerkstatt gar nicht mehr wegzudenken! Und für alle, die noch zögern, ob sie auch mitmachen wollen: Dranbleiben ist nicht so schwer, wie es sich anhört.

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung.