Immer dem orangefarbenen T nach

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Zu Fuß auf der Via Transilvanica von Mediasch bis Malmkrog

Ausgabe Nr. 2717

Schon allein dieser Blick auf Birthälm ist eine echte Belohnung für die Wanderer.         Foto: Angelika BEER

Montag, 8. März, eine Minute nach 9 Uhr in Mediasch. Der Zug aus Hermannstadt hält im Bahnhof, die Sonne scheint. Drei freie Tage liegen vor mir und die Via Transilvanica. Ein Stück dieses neuen Wanderweges, der sich schon über 800 Kilometer durch das Land schlängelt, gut ausgeschildert, wie es heißt. Von Mediasch will ich zu Fuß über die Hügel bis nach Reichesdorf und dann bis Malmkrog. Zwei Tage. Immer dem orangefarbenen Kreis nach, weiß ausgemalt und mit einem ebenso leuchtend orangefarbenen T gut erkennbar.

 

Für den dritten Tag hat sich die Wettervorhersage von Sonnenschein auf Schneeregen geändert, daher schiebt sich der Plan, bis nach Schäßburg zu wandern, in den Hintergrund. Wie auch immer, jetzt geht es los. Ich gehe aus dem Bahnhof, nach rechts, an der mächtigen Synagoge vorbei und bleibe nach der Brücke über die Bahngleise an einer Kreuzung stehen. Hier müsste ich auf den Weg stoßen, ich schaue auf dem Smartphone auf den Streckenverlauf, hebe meinen Kopf und direkt vor mir auf dem Betonmast leuchtet mir das frisch aufgemalte T der Via Transilvanica entgegen. Also: Augen auf, das Handy wegstecken und der Beschilderung hinterher. Bis zum Stadtrand von Mediasch geht das auch ganz gut, bis ich an einer Stelle nicht gleich merke, dass ich abbiegen sollte. Als das dann korrigiert ist und erste matschig-rutschige Stellen auf einen Hügel überwunden sind, geht der Wanderweg bei herrlichem Morgenlicht durch einen Kiefernwald und ich kann die ganze Stadt von oben sehen.

Blick auf Malmkrog bei der Ankunft in der Abenddämmerung.        Foto: Angelika BEER

Die Beschilderung ist jetzt auch wieder eindeutig und von jeder Markierung sieht man die nächste. Etwa nach jedem Kilometer steht eine graue Stele mit dem orangefarbenen T im Kreis und an der Seite ein künstlerisch gestaltetes Motiv, ein bisschen Kunst auf dem Weg. Der Wald ist noch kahl und so kann ich von der Höhe durch die Bäume hindurch weit in die Landschaft sehen, golden glänzende Samen an ausgetrockneten Stengeln säumen den Weg und nach der Höhe kommt eine Strecke über Wiesen. Dann wieder Wald, der nicht enden will und nach jeder Kuppe taucht die nächste Kuppe auf. Der Waldboden wird warm von der Sonne und am liebsten möchte ich mich ins Laub legen und einfach nur diese Luft einatmen. Aber ich will vor Sonnenuntergang in Reichesdorf ankommen und so gehe ich nach einer kurzen Pause weiter, weiter, weiter. Kurz vor Reichesdorf komme ich endlich aus dem Wald heraus, die Felder kenne ich von einem Besuch im Sommer. Fröhlich und voller frischer Eindrücke komme ich bei einer Freundin an und brauche zum Abendessen nicht mehr als einen Teller Suppe – so satt hat mich der Weg gemacht.

Das frisch aufgemalte T der Via Transilvanica an der Ausfahrt aus Mediasch Richtung Schäßburg.Foto: Angelika BEER

Am zweiten Tag gehe ich um 10 Uhr los, nach Birthälm auf der Straße – die Strecke über die Hügel hatte ich im Sommer schon einmal gemacht und weiß, dass sich der Weg dort hoch und herunter zieht. Nach einer Stunde bin ich in Birthälm und gehe auch in die Kirchenburg hinauf, atme dort die Schönheit des Kirchenbaus und der gesamten Einrichtung. Die Geschichte strahlt in die Gegenwart. Etwa drei Stunden bräuchte man von Birthälm bis Malmkrog und da ich mich nicht beeilen wollte, plante ich mit etwa vier Stunden. Der Weg führte aber erst einmal wieder über eine wunderschöne Höhe, vorher durch ein Stoppelfeld, weil ein freilaufender Hofhund nicht nur den langen Garten hinter dem Haus, sondern auch den Wanderweg als sein Revier beansprucht hat. Auch am Ein- und am Ausgang von Großkopisch gab es Gekläffe von Hofhunden, die sich aber zum Glück wieder beruhigt haben. In Neudorf hat sich ein Hund mit einem Stück Brot befrieden lassen.

Nachdem ich am ersten Tag die ganze Strecke über durch kein weiteres Dorf kam, ging es am zweiten Tag von Dorf zu Dorf, aber mit deutlich weniger Handyempfang. Dafür umso mehr Matsch, mit rutschigen Stellen hoch und runter. Durch zwei Bachläufe und an eine Stelle vor Neudorf, an der mich die Beschilderung im Stich gelassen hat. In Sichtweite war aber eine kleine Schafherde mit Hirte und er zeigte mir dann die von mir gesuchte Richtung. Nach etwas Bangen beim Anblick des ersten Bachlaufs, kam ich gut herüber und erblickte Spuren im Matsch. Aha, ich bin also nicht die Einzige, die hier herumläuft. Das sind aber große Abstände zwischen den Spuren. Oh, da sind Krallen an den Abdrücken! Jetzt weiß ich, wo der Bär zum Trinken geht, zwischen Großkopisch und Neudorf. Schnell weiter.

Gesehen habe ich auf dem ganzen Weg nur zwei Rehe dann später hinter Neudorf. „Ach, die drei, vier Kilometer von Neudorf bis Malmkrog“… ist mir von einem Freund im Ohr. Die beiden ordentlichen Steigungen, eine gleich hinter Neudorf und eine kurz vor Malmkrog, hatte er aber nicht erwähnt. Schnaufend und leise vor mich hin schimpfend geht es weiter, irgendwo hinter dem Hügel muss Malmkrog sein. Eine Viertelstunde vor Sonnenuntergang komme ich an – auch das Schwitzen hat gut getan und ich freue mich darauf, demnächst den Weg ab Malmkrog dann fortzusetzen.

Angelika BEER

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tourismus.