,,Eierschippeln gegen die Pandemie“

Teile diesen Artikel

Osterbräuche der Siebenbürger Sachsen werden weiterhin gepflegt

Ausgabe Nr. 2717

Beim traditionellen Eierschippeln am Ostermontag auf der Michelsberger Burg machten alle Kinder begeistert mit. Manche erwiesen sich als geschickt, andere stellten fest, dass sie noch üben müssen…            Foto: Beatrice UNGAR

Drei vor allem für Kinder gedachte Workshops zu Osterbräuchen der Siebenbürger Sachsen veranstaltete die Emil Sigerus-Abteilung für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde des Hermannstädter ASTRA-Museums am Wochenende im Winzerhaus aus Kleinschelken/Șeica Mică im Freilichtmuseum im Jungen Wald. Zunächst gab es Eierfärben (insgesamt 125 Eier) und Osterschmuckfertigen, und am Ostersonntag war Eiersuchen angesagt, an dem 150 Kinder teilnahmen.

In der Küche des Winzerhauses zeigt eine Mutter ihrer Tochter, wie man das Ei in ein Stück aus einem Seidenstrumpf ,,verpackt“ mitsamt einem Blatt einer Brennessel oder einem Stückchen Petersilienlaub.     Foto: Beatrice UNGAR

Wer wird sich noch Mühe machen, selbst Eier zu färben, dürften sich Viele gefragt haben, da es ja in den Supermärkten fertig hartgekochte und gefärbte Eier zu kaufen gibt. Die Anwort konnten alle erfahren, die sich am Wochenende Zeit genommen haben, um bei den drei Workshops dabei zu sein, die von den Museografinnen Camelia Stefan und Simona Malearov angeboten wurden. Es macht einfach mehr Spaß, wenn man die Eier selbst färbt. Das erlebten alle Kinder aber auch ihre durchaus ebenso begeisterten Eltern, die etwas betrübt  waren, da sie aus Platzmangel – die Küche des Kleinschelkener Winzerhauses ist nicht gerade geräumig – nicht auch mitmachen konnten. Voll der Anerkennung stellte dabei ein Vater fest: ,,Wie mutig von den Veranstalterinnen, den Kindern rohe Eier zur Verfügung zu stellen.“ Es handelte sich nicht nur um rohe Eier sondern sogar um frisch gelegte, von Hennen, Enten und Gänsen, die auf dem Gelände des Freilichtmuseums eine Bleibe gefunden haben.

Die Museografin Camelia Ștefan (stehend) setzte die Hermannstädter Zeitung als ,,Lehrmittel“ beim Workshop in der Scheune des Anwesens aus Kleinschelken ein. Während einige Mädchen die ausgeblasenen Eier für den Osterbaum bemalten, las ihnen eines die Ostergedichte von Jürgen Steinbrücker von der Junior-Ecke vor.               Foto: Beatrice UNGAR

Also musste man zunächst die Eier richtig waschen, dann ein Blatt einer Brennessel oder vom Petersilienlaub darauf legen, sie in ein Stück aus einem alten Seidenstrumpf ,,verpacken“ und dann in den Sud aus Zwiebelschalen (roten oder gelben, je nach gusto) legen, der auf dem mit Holz befeuerten Ofen köchelte. Alles nach alter Tradition. Die Veranstalterinnen versicherten gegenüber der Hermannstädter Zeitung, dass dabei kein einziges Ei zu Bruch gegangen sei. Eine Mitarbeiterin der Restaurierungslabors des Museums versuchte sich an anderen Naturfarben. So z. B. stellte sie ein wunderschönes Dunkelrot aus Färberkrapp (rubia tinctorum) her. Übrigens wurde die Krappwurzel zur Zeit Napoleons als Färbemittel für die roten Uniformhosen der französischen Soldaten verwendet. Diesmal waren es einige Enteneier, die neben den braunen in Zwiebelschalensud getauchten Eiern von Hennen und Gänsen die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Simona Malearov hat gerade vier weitere Eier aus dem Zwiebelschalensud geholt. Foto: Beatrice UNGAR

Die fertig gefärbten Eier wurden in ein mit Moos ausgelegtes Körbchen gelegt, das auf den Tisch in der Guten Stube des Hauses gestellt wurde.

An diesem Tisch durften die Kinder ihre Osterwünsche und -grüße auf ein Ei aus Buntpapier malen und dieses dann an den Osterbaum in der Diele des Hauses aufhängen.

Trotz relativ kalter Witterung haben an den drei Tagen erstaunlich viele Kinder bei den Workshops mitgemacht.

In Michelsberg ließ es sich die evangelische Kirchengemeinde nicht nehmen, am Ostermontag, nach der von Pfarrer Stefan Cosoroabă in der romanischen  Basilika auf der Michelsberger Burg abgehaltenen Andacht das traditionelle Eierschippeln zu veranstalten. Cosoroabă sinnierte: ,,Eierschippeln gegen die Pandemie“. Auch dabei hatten nicht nur die Kinder sondern auch die Erwachsenen viel Freude.

Beatrice UNGAR

Die fleißigsten Eierfärber aller Altersklassen, Mädchen und Jungen gleichermaßen, wurden von der Redaktion der Hermannstädter Zeitung mit je einem T-Shirt beschenkt und stellten sich damit stolz in der Diele des Hauses zum Gruppenbild mit Osterbaum auf. Foto: Beatrice UNGAR

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tradition.