Groteske Tragikomödie

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Regiedebüt für die Schauspielerin Ofelia Popii

Ausgabe Nr. 2709

Szenenfoto mit Ciprian Scurtea (links) und Adrian Matioc.    Foto: TNRS

Ein Mann geht durch den Wald, rüttelt an Bäumen. Dann holt er einen Strick heraus, bindet eine Schlaufe, die er sich um den Hals legt. Im Hintergrund ist Vögelgezwitscher und Cellomusik zu hören. Kein Ast ist gut genug, nichts scheint in seinem Leben zu gelingen, nicht einmal sein Feuerzeug funktioniert. Sogar sein Vorhaben, sich das Leben zu nehmen, wird von einem zweiten Mann unterbrochen, der ebenfalls Selbstmord begehen will. So beginnt der Film „Cea mai frumoasă zi“ (Der schönste Tag), in der Regie von Ofelia Popii, nach einem Text von Sławomir Mrożek. Mit diesem Film, der seit dem 1. Februar online auf der Plattform „Scena digitală“ des „Radu Stanca“- Nationaltheaters zu sehen ist, feiert die bekannte Hermannstädter Schauspielerin (die für ihre Rollen in „Faust“, „Lulu“ oder „Felii“ bekannt ist) ihr Debüt als Regisseurin.

 

Ciprian Scurtea und Adrian Matioc sind die Hauptdarsteller im Film, der am Donnerstag, dem 11. Februar, auch im Theaterformat auf der Bühne unter dem Titel „O zi de vară“ (Ein Sommertag) seine Premiere hatte.

Die Tragikomödie nach Sławomir Mrożeks Theaterstück „Ein Sommertag“ von 1984 handelt von den beiden Männern Wehe und Wohl. Wehe, ein Mensch, dem alles misslingt, möchte sich erhängen. Dabei trifft er auf Wohl. Dem gelingt zwar alles sofort, doch auch er ist des Lebens überdrüssig, gerade weil es ihm nichts Neues mehr bieten kann. Die Selbstmordabsichten der beiden finden ein jähes Ende, als eine Dame ihren Weg kreuzt. Wehe ist sofort verliebt und hofft, dass sich nun sein Leben ändern könnte. Gemeinsam folgen die beiden der Dame, und ein Zweikampf um ihre Gunst beginnt.

Ofelia Popii.                  Foto: TNRS

In Ofelia Popiis Film haben die Gestalten keine Namen und die Dame kommt erst gar nicht vor, sondern wird nur angedeutet. Ciprian Scurtea übernimmt die Rolle von Wehe, während Adrian Matioc Wohl ist. Beide sind als großartige Schauspieler bereits bekannt und glänzten auch in diesem Film, so wie sie es auf der Bühne tun. Die groteske Situation in der sich die beiden Männer befinden, ist, was den Film interessant macht. Eigentlich sind Wehe und Wohl Stereotypen, die zeigen welche selbst auferlegten Zwänge Menschen unterliegen, wie sie sich in ihrem Sein verfangen.

In der tragischen Komödie in drei Akten bedient sich der polnische Dramatiker Sławomir Mrożek der absurden Übertreibung, der Satire und Parodie, wobei die Komik eines der stärksten Elemente ist.

Sławomir Mrożek wurde am 29. Juni 1930 in Borzecin bei Krakauin Polen geboren und starb am 15. August 2013 in Nizza in Frankreich und war ein polnischer Schriftsteller und Dramatiker. Erste Erfolge hatte er in Polen allerdings durch seine Arbeit als Karikaturist. 1957 erschien sein erstes Buch mit satirischen Erzählungen. 1958 gelang ihm mit seinem dramatischen Sketch ,,Die Polizei“ der große Durchbruch. Damit hatte Mrożek sein Genre gefunden: Er verlegte sich auf das Schreiben von Bühnenstücken, die in ihrer satirischen Schärfe seinen Cartoons in nichts nachstehen. Seine bekanntesten Stücke sind: ,,Die Polizei“ (1958), ,,Tango“ (1964) und ,,Striptease“ (1961).

„Cea mai frumoasă zi“ in der Regie von Ofelia Popii kann man als Film bis Ende des Jahres auf www.scena-digitala.ro sehen. Eine Karte, die man online kaufen muss, kostet 30 Lei. Wann das Theaterstück, das unter dem Namen „O zi de vară“ aufgeführt wird, wieder auf der Bühne zu sehen sein wird, ist noch nicht klar. Dieses Jahr bietet das Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheater sowohl Theaterstücke auf der Bühne als auch online auf der Plattform „Scena digitală“ an.

Cynthia PINTER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.