„Die lokale Gemeinschaft stärken”

Teile diesen Artikel

Projekt für 230 Frauen aus dem Harbachtal für ein besseres Leben

Ausgabe Nr. 2708

Die Kulturscheune in Holzmengen steht den Workshopteilnehmerinnen weit offen, empfangen werden sie von Gabriela Cotaru. Foto: Hosman Durabil

Die Vereine Hosman Durabil und A.L.E.G. haben das Projekt „Digitales Zentrum für Frauen” in Hermannstadt ins Leben gerufen, das sich an Frauen aus dem Harbachtal wendet. Das Projekt wird von der Orange-Stiftung finanziell unterstützt, als Teil des 2015 von der Orange Group Foundation ins Leben gerufene Programm „Women’s Digital Centers“, das 320 Zentren in 23 Ländern organisiert hat und bisher über 40.000 Frauen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt hat.

 

In Rumänien startete das Programm 2018 in Bukarest, zusammen mit dem Hermannstädter Verein für Frauengleichheit A.L.E.G., im Januar d. J. wurden gleich zwei weitere Partnerzentren eröffnet, in Hermannstadt/Harbachtal und  Kronstadt/ Gârcini. Langfristiges Ziel des Programmes ist es, die Ungleichheit der Geschlechter zu verringern und die Beschäftigungsfähigkeit und finanzielle Unabhängigkeit zu verbessern.

Projektträger in Hermannstadt ist die Stiftung Hosman Durabil, mit dem Sitz in Hosman/Holzmengen, Partner ist A.L.E.G., der auch in Bukarest Teil des Projektes ist.  Die finanzielle Unterstützung durch den Orange-Verein Rumänien beträgt 27.000 Euro.

„Marginalisierte Gemeinschaften brauchen nicht nur Unterstützung, moderne  Ausrüstung zu erwerben, sondern auch Fähigkeiten, diese neuen Technologien zu nutzen, um ihr Leben zu verbessern. Dieses Projekt wird uns helfen, die lokalen Gemeinschaften zu stärken und jede Krise besser zu bewältigen.”, erklärte die Managerin von Hosman Durabil, Gabriela Cotaru.

Das Projekt, das zunächst über ein Jahr laufen soll, soll im Idealfall 230 Frauen erreichen, die in erster Linie sich besser in diese digitale Zeit auskennen, es werden aber viel mehr Workshops angeboten: „Wir haben das Projekt relativ offen gelassen, denn wir möchten uns den Bedürfnissen der Frauen anpassen”, erklärte Gabriela Cotaru. Den Frauen werden nämlich unterschiedliche Workshops angeboten, an denen sie teilnehmen können. Neben Computerkursen schlägt das Projekt weitere Richtungen vor, die sich auf drei für die Region spezifischen Elemente beziehen: Musik, Tourismus und Landwirtschaft. Die jungen Frauen können die Geheimnisse der digitalen Fotografie und des DJ-Berufs in praktischen Workshops entdecken, mit Coralie de Gonzaga, bildende Künstlerin und DJ französischer Herkunft, die sich in Hermannstadt niedergelassen hat. Frauen, die daran interessiert sind, ein eigenes Geschäft in den Bereichen Landwirtschaft (Produktion und Verkauf von traditionellem Saatgut) oder Ökotourismus und Gastronomietourismus zu eröffnen, werden vom Hosman Durabil-Team und von spezialisierten Partnern wie dem Eco Ruralis-Verband trainiert. „Wir möchten Frauen Alternativen geben, je nach Interesse auch Geld zu verdienen”, so die Managerin, „auch gerade jetzt, in der Pandemie. Ein gutes Beispiel ist Coralie, die zeigt, dass man mit Musik Auflegen Geld verdienen kann.”

Die ersten Workshops haben bereits stattgefunden. Die Teilnehmerinnen haben u. a. einen Fragebogen ausgefüllt, in dem sie ihre Interessen aufschreiben konnten. Dann werden sie zu den passenden Workshops eingeladen. „Ich hoffe, wenn die Frauen diese Kurse interessant finden, kommen im Laufe der Zeit mehr dazu.” Dabei geht es nicht nur darum, die Frauen zum Kommen zu überzeugen, sondern sie auch dabei unterstützen, etwas Neues zu lernen, denn oft sprechen sie von „Angst” vor Neuem. Beim ersten Treffen, bei dem die Formulare ausgefüllt wurden, mussten die Organisatoren sogar feststellen, dass einige Frauen schlecht oder überhaupt nicht schreiben können – da muss auch das Angebot entsprechend angepasst werden.

„Wir möchten, dass sich die Teilnehmerinnen, die auf dem Land leben, auch etwas davon haben, wir wünschen uns hier in der Gegend eine nachhaltige Entwicklung. Die Angebote haben wir allerdings auch ausgehend von unseren eigenen Interessen aufgestellt, zum Beispiel den Kurs über traditionelles Saatgut, denn im Laufe der Jahre haben wir hier in der Gegend kleine Produzenten und Handwerker unterstützt. Wir haben auch andere Veranstaltungen organisiert und  möchten auch in der Zukunft, nach Abschluss dieses Projektes, mit dem einen oder dem anderen zusammenarbeiten können – zum Beispiel im Bereich Tourismus”, so die Managerin.

„Die schwierigste Aufgabe wird sein, Teilnehmerinnen zu finden”, so Cotaru, denn es wird nicht einfach sein, sie auch nur für ein paar Stunden aus den Familien zu „reißen”: „Oft ist es schwierig, weil die meisten Frauen Kinder haben. Eine gute Erfahrung haben wir aber zum Beispiel mit den Pfadfindern gemacht, denn sie haben die Workshops so organisiert, dass sie sich um die Kinder gekümmert haben, während die Frauen bei uns waren. Wir haben Bekannte und Freunde, die angeboten haben mitzuhelfen, das  wird aber leider nicht überall so gehen, ich kann diesbezüglich auch nichts versprechen. Bisher hat es geklappt, wir werden sehen, wie es weitergeht.”

Unterstützung haben die zwei Vereine nicht nur von Freunden und Bekannten, sondern auch von den „vielen Initiativen und Vereinen aus dem Haarbachtal. So haben wir zumindest in manchen Dörfern auch gute Ansprechpartner.” In Burgberg/Vurpăr fanden die beiden Vereine auch bei den Lokalbehörden gute Ansprechpartner. Gabriela Cotaru: „Die Vertreter des Bürgermeisteramtes haben uns  sogar einen Raum zur Verfügung gestellt und die Sozialarbeiterin ist auch gekommen. Es ist abzuwarten, ob wir in allen Ortschaften diese Unterstützung erhalten, ich hoffe schon, aber wir versuchen erstmal über die Vereine weiter zu kommen. Natürlich stellen wir aber auch bei den Bürgermeisterämtern unsere Plakate aus, aber wir müssen schauen, ob sie sich auch direkt engagieren.”

Dieses Projekt ist nicht das einzige der Vereine, das den Frauen gewidmet ist. Gabriela Cotaru: „2019 hatten wir auf der Alten Mühle die Ausstellung Frauen, die die Welt verändert haben. In deren Rahmen haben wir auch das Projekt ,Frauen in der Scheune‘ ins Leben gerufen, Filme gezeigt, Workshops veranstaltet, für Frauen und Mädchen und es hat mir persönlich sehr viel Kraft gegeben, vor allem der Workshop mit Sechstklässlerinnen. Da habe ich mir Gedanken gemacht, wie sich die Teilnehmerinnen verändert haben, einfach weil jemand nach ihren Bedürfnissen gefragt hat. Und damals wie jetzt: Wenn es einer einzigen Frau nach unseren Projekten besser geht, dann hat sich die Arbeit gelohnt.”

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Soziales.