Das wertvolle Instrument wurde in die Mediascher Margarethenkirche überführt
Ausgabe Nr. 2698
Vor mindestens 20 Jahren wurde bereits ein Anlauf genommen, um die einzigartige aber gefährdete Orgel aus Tobsdorf (1731) in der Mediascher Margarethenkirche zu sichern. Der konkrete Umzug wurde aus verschiedenen Gründen viele Jahre verschoben. Der Tobsdorfer Altar wurde schon 1999, später das Taufbecken und zuletzt 2018 das in Hildesheim herrlich restaurierte Chorgestühl nach Mediasch umgesiedelt. Von den Mobilien der Tobsdorfer Kirche blieb nur noch die Orgel zurück, dazu auch der barocke Kanzeldeckel. Diese alle fanden nun im September 2020 ihre neue Heimat in der Mediascher Margarethenkirche.
Im Juni 2020 erhielt der Musikwart der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Jürg Leutert, von Friedhelm Huser aus Meißenheim die Einladung, an einer Sitzung zur Beratung über die Zukunft der Tobsdorfer Orgel teilzunehmen. Friedhelm und seine Frau Ada (gebürtige Tobsdorferin!) sind seit vielen Jahren maßgeblich daran beteiligt, kirchliche aber auch diakonische Einrichtungen in Siebenbürgen zu unterstützen, außerdem besitzen sie ein Haus gleich neben der Kirche in Tobsdorf. Bei der Sitzung war auch Organist Frank Spengler aus Meißenheim anwesend. Er meinte, die Orgel müsse unbedingt und sehr rasch gerettet werden. Alle Beteiligten wurden einig, dass eine rasch vorgenommene Sicherung des Instrumentes das beste sei: Abbau, Reinigung, Bestandesaufnahme, Behandlung gegen den Holzwurm, Wiederaufbau auf der Schneiderempore der Mediascher Margarethenkirche. Die Kosten in Höhe von rund 5400 Euro wurden von der Evangelischen Kirchengemeinde Mediasch aus gesammelten Spenden beglichen. Der Kontakt mit der Heimatortsgemeinschaft Tobsdorf in Deutschland verlief auch positiv.
Musikwart Leutert nahm Kontakt auf mit der Orgelbauwerkstatt (Firma COT) in Honigberg, die sich kurzfristig bereit erklärte, die Orgel ,,umzusiedeln“. In 420 Arbeitsstunden haben sieben Fachkräfte diese Aktion in der Zeit vom 28. September bis 3. Oktober bewältigt. Friedhelm und Ada Huser, die zufällig gleichzeitig die Reise aus Deutschland auf sich nahmen, waren die ersten Tage während des Abbaus vor Ort mit dabei und kümmerten sich rührend um das Wohl der hart arbeitenden Orgelbauer.
Nun wird auf das Angebot der Firma COT gewartet, um einen Plan zu erstellen, der die Finanzierung der Gesamtrestaurierung ermöglicht. Musikwart Jürg Leutert bleibt der Koordinator des Gesamtprozesses und steht ihm auch fachlich bei.
Die letzten Untersuchungen für das Angebot wurden am 20. Oktober vorgenommen: Arpad Magyar (Firma COT) nahm zusammen mit Radu Petrescu (Farbrestaurator) die Farbfassung des Gehäuses in Augenschein. Proben zeigten, dass große Teile der bemalten Oberfläche schon ein- bis mehrmals übermalt worden sind. Es wird sich lohnen, auf den mutmaßlichen Urzustand zurückzugehen, um wieder einen einheitlichen Eindruck der Orgel zu vermitteln. Glücklicherweise ist die Übermalung im ehemaligen Spieltischbereich leicht zu entfernen. Also wurde die originale Disposition der 10 Register wieder bekannt. Außerdem konnte noch festgestellt werden, dass im blau übermalten Medaillon über dem Spieltisch noch ein Text verborgen ist, dafür muss aber mehr Zeit aufgewendet werden, um das Rätsel preiszugeben.
PartnerInnen des Projekts sind die Evangelische Kirchengemeinde Mediasch, das Bezirkskonsistorium Mediasch, die HOG Tobsdorf, Ada und Friedhelm Huser und nicht zuletzt Frank Spengler. Weitere Personen und Institutionen sind herzlich eingeladen, dazuzukommen! Erst wenn ein großer (noch festzulegender) Teil der noch unbekannten Summe zusammengetragen und garantiert ist, kann ein Vertrag zur Ausführung der Arbeiten abgeschlossen werden.
Die Tobsdorfer Orgel hat es verdient, in diesem zweiten Anlauf an ihrem dritten Standort (Birthälm – Tobsdorf – Mediasch) eine gute Heimat zu finden und „zum Lobe Gottes und Gemüths-Ergetzung“ (J. S. Bach) in der prächtigen Umgebung gesehen und gehört zu werden.
Jürg LEUTERT
Gerhard SERVATIUS-DEPNER