Neues Buch über den Siebenbürgischen Karpatenverein
Ausgabe Nr. 2697
Der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV, rumänisch: Asociaţia Carpatină Ardeleană a Turiştilor) ist für viele ein Begriff, die gerne wandern gehen. Eine kleine Geschichte des SKV in rumänischer Sprache schildert Marcel Şofariu im neu erschienenen Buch „SKV – 140 de ani de drumeţie” (SKV – 140 Wanderjahre). Das Buch liegt kostenlos im Touristeninformationszentrum im Rathaus am Großen Ring auf, da es aus Mitteln des städtischen Haushalts finanziert wurde.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, von der Gründung des Vereins bis heute, was gemacht wurde und was geplant wird. Und eine recht traurige, wenn nicht gar ärgerliche Schlussfolgerung (Vorsicht, Spoiler!): Bis heute hat der Verein die 17 beschlagnahmten Hütten weder zurückbekommen, noch wurde er dafür entschädigt. Und übrigens, die meisten Hütten, die für die Senioren unter den Wanderern noch ein Begriff sind, sind entweder abgebrannt oder befinden sich in Privatbesitz, nachdem sie „für so gut wie gar nichts an Konjunkturkunden verkauft wurden.”
Der erste Teil des Buches ist der Zeitspanne 1880-1945 gewidmet, mit den ersten Schritten und Versuchen des Vereins. Vorgestellt wird u. a. die Entstehung – die Idee kam von Dr. Carl Wolff -, die Ziele und auch die ersten Hütten, die der SKV gebaut hat.
17 dieser Hütten wurden beschlagnahmt, komplett inlusive Geschirr und Bettwäsche, nachdem der SKV durch eine Entscheidung des Ministerrates am 13. Juni 1945 aufgelöst wird.
Im zweiten Teil des Buches wird diese für den Verein dramatische Zeitspanne zwischen 1945 und 1990 vorgestellt. Auch wenn es offiziell den SKV und ähnliche Vereine nicht mehr gibt – ersetzt wurden diese durch die staatlichen Institutionen (ONT, BTT u. ä.) – lebt der Geist des Vereins weiter und besonders an den deutschen Schulen werden Ausflüge und Wanderungen organisiert.
Die „Sektion Karpaten” im „Deutschen Alpenverein” wird im dritten Teil des Buches vorgestellt.
Der größte Teil des vorliegenden Bandes ist der Neugründung des SKV nach 1990 gewidmet. Der neue Verein wird dabei vorgestellt, seine Aktionen und Projekte, dazu gesellen sich auch spannende Erfahrungsberichte.
Im letzten und kürzesten Teil des Buches bringt es der Autor auf den Punkt und stellt eine Tabelle vor mit den SKV-Hütten, wer sie gebaut hat, Baujahr, Anzahl der Plätze, Zustand und heutiger Besitzer – fast alle sind in Privatbesitz. Der Autor stellt sich hier auch vor, wie es mit dem SKV – und dem Bergtourismus in Rumänien – wieder „bergauf” gehen könnte. Sehr optimistisch scheint Marcel Şofariu dabei nicht zu sein, denn leider gibt es seitens der zuständigen Behörden kein Interesse für diesen Bereich und die wenigen Vereine kämpfen (noch) vergebens dafür.
Obwohl das Buch sehr interessant ist, sind die Fehler, die fehlenden Kommas und einige weitere Bearbeitungsprobleme für manche Leser leider irritierend. Falls eine neue Ausgabe gedruckt werden sollte, findet sich unter den Naturbegeisterten vielleicht auch ein Rumänischlehrer, der gerne die Korrektur übernimmt.
Der Autor wurde 1947 in Fogarasch geboren, hat in Hermannstadt das Lyzeum absolviert und danach in Kronstadt studiert. Bereits in den 1960-er Jahren war er viel unterwegs. Nach der Neugründung des SKV in den ersten Jahren nach der Wende hat der Autor alte und neue Freunde entdeckt und ist inzwischen der Vorsitzende des Vereins, der fünf Lokalsektionen und knapp 500 Mitglieder hat.
Der Verein organisiert Eurorando 2021/22, ein großes europäisches Treffen der Wanderbegeisterten, das in Hermannstadt stattfinden wird. Wegen der Corona-Regelungen ist das große geplante Treffen 2021 in zwei Treffen eingeteilt worden: 26. September – 3. Oktober 2021 (mit beschränkter Teilnehmeranzahl) und 11. September – 18. September 2022. Nähere Informationen dazu und auch zum Verein sind unter htt ps://skv.ro zu finden.
Ruxandra STĂNESCU