Zweifach privilegiert

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Das Wiener Auner-Quartett gastierte im Thaliasaal

Ausgabe Nr. 2696

Der Primarius des Auner-Quartetts, Daniel Auner (1. Geige), stellte sich mit dem Gastsolisten Simon Reitmeier (Klarinette) und seinen Kollegen Konstantin Zelenin (Cello), Barbara Galante Auner (2. Geige) und Gabriel Iscuissati (Bratsche) sowie Thomas Kloiber, Direktor des Österreichischen Kulturforums, nach dem Konzert zum Gruppenbild auf (v. l. n. r.).Foto: die Verfasserin

Der Begründer der avantgardistischen ,,Wiener Schule“, und der Zwölftontechnik, der Komponist Arnold Schönberg (1874-1951) möchte nur solches Publikum haben, ,,welches wie Tamino und Pamina durch alle Schrecknisse durchhält“, ist in dem Buch ,,Arnold Schönberg und seine Meisterschüler“ von Peter Gradenwitz (Paul Zsolnay Verlag, 1998) zu lesen. Ein solches Publikum hatte das aus Wien angereiste Auner-Quartett am Freitag der Vorwoche im Thaliasaal, wo die vier Streicher gemeinsam mit dem Klarinettisten Simon Reitmeier das Quintett op. 81 für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello des Schönberg-Schülers Egon Wellesz (1885-1974) in Weltpremiere zu Gehör brachten.

Der 65. Nationalfeiertag der Republik Österreich wurde am Freitag mit zwei Konzerten des Auner-Quartetts am Freitag im Thaliasaal in Hermannstadt gefeiert. Unser Bild: Österreichs Honorarkonsul Andreas Huber (links) richtete ein Grußwort an die Anwesenden, ihm zur Seite stand Thomas Kloiber vom Österreichischen Kulturforum. Foto: Beatrice UNGAR

,,Durch alle Schrecknisse“ hielten nur sehr wenige Zuhörer durch. Der Eintritt war frei aber es meldeten sich nur wenige und am Abend des vergangenen Freitags kam auch die Meldung, dass Hermannstadt bei der Anzahl der mit dem neuen Coronavirus Infizierten die rote Linie überschritten habe. Vielleicht hatten sich deshalb viele Musikliebhaber gar nicht erst aufgemacht in den Thaliasaal.

Mit zwei Konzerten des Auner-Quartetts, um 17 und um 19 Uhr, wurde in Hermannstadt der 65. Österreichische Nationalfeiertag begangen. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum und der Botschaft der Republik Österreich in Bukarest, dem Hermannstädter Bürgermeisteramt und dem Hermannstädter Kreisrat und nicht zuletzt der Hermannstädter Staatsphilharmonie hatte Andreas Huber, Österreichs Honorarkonsul in Hermannstadt, zu der Veranstaltung eingeladen. In seiner Ansprache wies Huber darauf hin, dass an diesem Freitag nun schon zum 31. Mal der Österreichische Nationalfeiertag in Hermannstadt gefeiert wird. Insbesondere begrüßte er die anwesenden Vertreter der Landler als ,,Altösterreicher“, die auch in diesem Jahr den Nationalfeiertag des Landes ihrer Ahnen mitfeierten. Huber würdigte desgleichen die guten bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Rumänien, die eine starke wirtschaftliche Dimension aufweisen. Österreich sei weiterhin der zweitgrößte ausländische Investor in Rumänien und viele der großen Investitionen österreichischer Unternehmen haben ihren Standort in Siebenbürgen sowie in Hermannstadt und Umgebung. Diesbezüglich sei, so Huber, auch der besondere Beitrag dieser Unternehmen zur Entwicklung des dualen Bildungssystems zu erwähnen, bei dem die österreichische Expertise eine wichtige Rolle spielt, sowie weitere Kooperationen in den Bereichen Transportwesen, Umweltschutz, Kultur, Energiewirtschaft, Tourismus und Forschung. Nicht zuletzt sei dieses Jahr für Österreich von großer Bedeutung, da es 25 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union begeht.

Um 17 Uhr spielten die österreichischen Musiker dem Beethoven-Jahr zu Ehren das Streichquartett Op. 18/4 c-Moll von Ludwig van Beethoven und das Klarinettenquintett A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, um 19 Uhr das Quintett op. 81 für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello von Egon Wellesz und erneut das Klarinettenquintett A-Dur von Mozart.  Als Freund und Logenbruder eines der damals bekanntesten Klarinettisten, Anton Stadler, hatte Mozart 1789 diesem sein Klarinettenquintett gewidmet.

Auf der Homepage des Auner-Quartetts ist u. a. zu lesen: ,,Als begeisterte Kammermusiker bestreben die Künstler nicht nur das immense Streichquartett-Repertoire nach vernachlässigten Juwelen zu erforschen, sondern besonders in der Musik der Wiener Klassik eine unbedingt erforderliche rhetorische Klangsprache zu vermitteln.“ Als ,,vernachlässigtes Juwel“ erklang wie schon erwähnt in Weltpremiere das 1959 komponierte Klarinettenquintett von Egon Wellesz, in dem Zwölftontechnik auf ausgefeilte Lautmalerei stoßen und ein besonderes musikalisches Erlebnis bieten. Die Anwesenden waren insofern privilegiert, war doch dieses Werk noch nie aufgeführt worden.

Ein weiteres Privileg wurden den Musikliebhabern zuteil: Die Streicher spielten auf Leihgaben der Sammlung wertvoller Streichinstrumente der Österreichischen Nationalbank, u. a. einer Violine „d’Elia“ von Giovanni Battista Guadagnini (1752) sowie einer Viola von Giovanni Paolo Maggini (1600).

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.