Sechsjähriger Schauspieler auf der Bühne des Gong-Theaters
Ausgabe Nr. 2694
„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry wurde schon oft für die Theaterbühnen der Welt umgesetzt. Nun dürfen sich auch die Hermannstädter an dem modernen Kunstmärchen, das fast immer als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit interpretiert wird, erfreuen. Am Freitag, dem 9. Oktober fand die Vorpremiere des Theaterstücks, unter der Regie von Bobi Pricop, am Kinder- und Jugendtheater „Gong“ statt. Am ganzen vergangenen Wochenende wurden fünf Vorstellungen gezeigt, alle fünf waren Tage davor schon ausverkauft.
Mit Einhaltung der speziellen Maßnahmen für die Coronavirus-Pandemie, war der Theatersaal nur halb so voll wie sonst – eine Reihe musste immer frei bleiben und zwischen den Zuschauern auch jeweils ein Stuhl – trotzdem waren die Besucher froh darüber, überhaupt wieder in die Atmosphäre eines Theaterstücks zu schlüpfen. Das Bühnenbild von Velica Panduru machte schon vor Beginn einen vielversprechenden Eindruck. Große, runde Planeten schwebten über der Bühne und ein feiner Sand bedeckte die Spielfläche. Dann trat der Erzähler in Pilotenmontur, gespielt von Paul Bondane, auf die Bühne. Er erzählte, wie er als Sechsjähriger seine erste Zeichnung vollendet hatte. Diese sollte eine Riesenschlange darstellen, die einen Elefanten verdaut. Außer dem Erzähler erkennen „große Leute“ jedoch nur einen Hut. Prompt wird auf dem vordersten Planeten die Zeichnung von der Schlange projiziert, sehr zur Verwunderung der Kinder im Saal. Zufällig begegnet der Erzähler, nachdem er mit seinem Flugzeug in der Sahara notgelandet ist, dem kleinen Prinzen, der am Freitagabend von dem sechs Jahre alten Carol Pușcariu gespielt wird und alle Mütterherzen im Saal schmelzen ließ. Der kleine Prinz bittet den Erzähler: „Zeichne mir ein Schaf“. Der Erzähler zeichnet ihm zunächst die Riesenschlange und wider Erwarten hat der kleine Prinz keine Probleme, Schlange und Elefanten zu erkennen. Also versucht der Erzähler ein Schaf zu zeichnen, aber der kleine Prinz ist mit allen Zeichnungen unzufrieden. Letztlich zeichnet der Erzähler eine Kiste und erklärt: „Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“ Damit ist der kleine Prinz zufrieden. Der kleine Prinz erzählt von seiner Reise zum Planeten Erde und den Zwischenstopps auf unbekannten Asteroiden, wo er eine Reihe von einsamen Personen trifft: einen König, der ein fiktives Reich beherrscht und für den der kleine Prinz nur ein Untertan ist; einen Eitlen, der ihn als Bewunderer sieht; einen Alkoholiker, der trinkt, um seine Trunksucht zu vergessen; einen Geschäftsmann, der behauptet, die Sterne zu besitzen; einen pflichtbewussten Laternenanzünder und einen Geografen, der riesige Bücher schreibt, in denen jedoch zum Kummer des Prinzen die wichtigen Dinge des Lebens nicht beschrieben wurden. Der Geograf rät dem kleinen Prinzen, den Planeten Erde zu besuchen.
Das Buch von Antoine de Saint-Exupéry gilt als Kritik an den Werteverfall der Gesellschaft und wird vor allem von Erwachsenen sehr hoch geschätzt. Trotzdem lieben auch Kinder die Geschichte vom kleinen Prinzen, was man auch im Saal des „Gong“-Theaters beobachten konnte. Erwachsene wie Kinder erfreuten sich der Vorstellung am Freitagabend und zollten dem kleinsten Schauspieler des Theaters sehr lange Applaus. „Der kleine Prinz“ soll Ende November wieder mit Publikum aufgeführt werden, geplant sind Vorstellungen am 26., 27., 28. und 29. November.
Cynthia PINTER