Luxemburgischer Lyrikabend in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2692
„Kommt hier aus Frankreich, Belgie, Preisen,/ Mir kënnen iech ons Heemecht weisen;/ Frot dir no alle Seiten hinn:/ Mir wëlle bleiwe wat mer sinn.“ So klingt Letzeburgisch im Gedicht „De Feierwon“, der inoffiziellen Hymne Luxemburgs von Michel Lentz. Eine Kostprobe für die Sprache und die luxemburgische Poesie konnten Hermannstädter am Mittwochabend, dem 23. September, auf der Dachterrasse des Thalia-Saals in der Harteneckgasse/Cetății bekommen.
Unter dem Titel „Scrie-acum, scrie“ (Schreib jetzt, schreib) fand die Veranstaltung des Honorarkonsulats Luxemburg statt, die nach der gleichnamigen Anthologie mit luxemburgischen Gedichten benannt wurde.
Der Band ist 2015 aus Anlass der Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft in Klausenburg im Verlag „Casa Cărții de Știință“ erschienen. Am Mittwochabend wurden Gedichte aus der Anthologie mehrsprachig von Schauspielern des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters vorgetragen.
Einleitend zum Poesieabend sprach Daniel Plier, Honorarkonsul von Luxemburg, der gestehen musste, dass die Veranstaltung eigentlich früher im Jahr geplant war, pandemiebedingt allerdings erst jetzt stattfinden konnte. Er gab das Wort an Philippe Blasen, dem in Jassy wohnhaften Luxemburger Forscher und Historiker.
Blasen führte in die Geschichte der gesprochenen und geschriebenen Sprachen in Luxemburg ein und stellte den ersten Dichter vor, aus dessen Werk Daniel Plier auf Luxemburgisch und die Schauspieler Johanna Adam und Liviu Vlad auf Rumänisch vortrugen. Für musikalische Umrahmung sorgte Romulus Cipariu an seinem Zymbal.
Gedichte von Michel Lentz (1820-1893), Michel Rodange (1827-1876), Nikolaus Welter (1871-1951), Paul Palgen (1883-1966), Marcel Noppeney (1877-1966), Marcel Reuland (1905-1956), Tit Schroeder (1911-1986), Edmond Dune (1914-1988), Roger Manderscheid (1933-2010), Jean-Paul Jacobs (1941-2016), Pierre Joris (geb. 1946), Jean Krier (1949-2013) und Jean Portante (geb. 1950) wurden von den Schauspielern sehr ausdrucksvoll vorgetragen. Dazu spielte und sang Romulus Cipariu rumänische Folklorelieder.
Beendet wurde der Abend überraschend mit einem von Daniel Plier an der Trompete und Romulus Cipariu am Zymbal interpretierten luxemburgischen Marsch, der alle Zuschauer zum Applaus anregte.
Cynthia PINTER