„Wir haben unsere gemeinsame Herkunft“

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Das 30. Sachsentreffen fand am 19. September zum ersten Mal online statt

Ausgabe Nr. 2691

Die Volkstanzgruppe des Schäßburger Forums unter der Leitung von Andrea Rost ließ sich im ,,Schänzchen“, eine der erhaltenen Basteien der Burganlage, filmen, die zum evangelischen Pfarrhof  gehört.         Foto: Alexia COSTEA

Blasmusik, siebenbürgisch-sächsischer Trachtenumzug und Tanz, Grußworte und Andacht, Siebenbürgenlied. Das alles gehört zum Programm eines jeden Sachsentreffens. Auch dieses Jahr wollten die Organisatoren vom Siebenbürgenforum nicht auf das jährlich stattfindende Sachsentreffen verzichten und veranstalteten ein buntes Kulturprogramm, nicht wie vorgesehen in Großau, sondern im Internet. Zum ersten Mal wurde das Sachsentreffen online und live gesendet. Einige Beiträge waren speziell dafür gefilmt worden, andere wurden live gesendet. Das gesamte Sachsentreffen kann man immer noch unter folgender Webseite abrufen: https://livestream.com/romania-live-events/sachsen-online-treffen/videos/211145308

 

Mit dem Trachtenumzug beim 29. Sachsentreffen 2019 in Bistritz begann am Samstag, dem 19. September, der Live-Stream des diesjährigen Sachsentreffens, das passend zur heutigen Situation unter dem Motto „Gemeinschaft verbinden – Abstand überwinden“ veranstaltet wurde. Durch das Kulturprogramm des Sachsentreffens führten die ifa-Kultur-
assistentin Claudia Stanciu und der Geschäftsführer des Siebenbürgenforums Winfried Ziegler, die die Veranstaltung vom Balkon des Forumsgebäudes in Hermannstadt bei herbstlichem Sonnenschein live moderierten. „Es sollte das 30. Sachsentreffen sein, das in diesem Jahr in Großau geplant war. Das erste hat 1991 in Birthälm stattgefunden, seither ist kein Jahr vergangen ohne dieses Ereignis.“ So leitete Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums sein Grußwort ein. Er sprach über den Umbruch 1989 und darüber, dass damals niemand mit Sicherheit sagen konnte, ob es die deutsche Minderheit nach 30 Jahren noch geben wird. „Und wenn es sie gibt, ob sie politisch aktiv sein wird, war eigentlich schwer zu denken. Trotzdem war dieses der Lauf der Entwicklung. Wir sind da und bereiten uns vor, an den Kommunalwahlen teilzunehmen.“ Dieses Jahr sei durch den Ausbruch der Pandemie anders als alle vorigen, fügte Bottesch hinzu. Die Situation rege zum Nachdenken an: „Der Zustand belastet uns psychisch. Wir möchten einander sehen, wir möchten miteinander etwas veranstalten, wir möchten nicht abgeschieden sein. Wir möchten aber das Bestmögliche machen, uns beim Sachsen-online-Treffen zumindest virtuell begegnen und den Darbietungen einiger Kulturgruppen zusehen. Hoffen wir das Beste, dass es bald möglich sein wird, uns auch von nahe zu sehen, zu sprechen.“

Die Ansager Claudia Stanciu und Winfried Ziegler.              Foto: Privat

Wie immer beim Sachsentreffen gab es auch diesmal eine kurze Andacht, die von Pfarrer Dietrich Galter und Vikarin Angelika Beer in der Großauer Kirche gehalten wurde. Es folgte ein Beitrag über den Seligstädter Projektchor, geleitet von Christiane Neuberth, mit einem Auszug aus dem Abschlussgottesdienst der Sommersingwoche in der Malmkroger Kirchenburg.

Der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, hieß alle herzlich willkommen zum Online-Sachsentreffen und gewährte einen Einblick in die Arbeit der Kirchengemeinde. „Mit dem geistlichen Netzwerk haben wir Gottesdienste von März bis Juni online live ausgestrahlt, so dass viele in Rumänien, aber auch aus Deutschland, Österreich, Kanada, USA an den geistlichen Beiträgen teilhaben konnten. Die Diakonie war ebenfalls mehr gefordert als gewöhnlich, da die Heime geschlossen wurden. Die Arbeiten an den 14 Kirchenburgen und 2 Kirchen sind weiter gelaufen“, gab Bischof Guib bekannt.

Grußworte aus dem Ausland übermittelten Rainer Lehni, Vorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Manfred Schuller, Bundesobmann des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich und Ilse Welther, Vorsitzende des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften. Letztere richtete u.a. folgendes aus: „Gemeinschaft verbinden – Grenzen überwinden, das Motto trifft sehr passend auf die aktuelle Lage zu, die die ganze Welt eingenommen hat, aber uns Siebenbürgern kommt die Gemeinschaft trotzdem nicht abhanden. Denn es ist gleich, ob hüben oder drüben, wir haben unsere gemeinsame Herkunft, zu der wir uns alle bekennen, die gemeinsame Sprache, die vielen zwar unterschiedlichen Dialekte, die trotzdem für alle verständlich sind.“

Mit Walzquadrille und Sternpolka ging es im bunten Kulturprogramm weiter. Die Jugendtanzgruppe Mühlbach, unter der Leitung von Anamaria Dahinten und die Tanzgruppe des Jugendforums Hermannstadt, unter der Leitung von Sebastian Arion, präsentierten ihr Können. Live dazu schalteten sich einige Mitglieder des Kronstädter Forums und Thomas Șindilariu, der Vorsitzende des Kronstädter Forums hieß alle virtuellen Besucher herzlich willkommen und begrüßte alle mit einem „174 Jahre alten Gruß“ des Schriftstellers Maximilian Leopold Moltke.  Es handelte sich um die Hymne der Siebenbürger Sachsen „Siebenbürgen, Land des Segens“, das von der Burzenländer Blaskapelle gespielt wurde. Des weiteren stellten sich die Volkstanzgruppe des Schäßburger Forums, unter der Leitung von Andrea Rost, und die Volkstanzgruppe der Brukenthalschule, unter der Leitung von Bianke Grecu, vor. Einen Beitrag mit Archivbildern über die Geschichte der Blaskapelle Petersdorf, bei Mühlbach, die 1879 gegründet wurde, konnte man ebenfalls verfolgen.

Live schalteten sich die Mitglieder des Klausenburger Forums beim Online-Sachsentreffen ein und Radu Nebert, der Vorsitzende des Klausenburger Forums, stellte in einem kurzen Film die Tätigkeit des Ortsforums vor. Es folgten Videoaufnahmen von Auftritten der Tanzgruppen „Korona“ aus Kronstadt (Leitung: Dagmar Kloos), „Goldregen“ aus Sächsisch Regen (Leitung: Balla Denes), „Transilvania“ aus Deva (Leitung: Cornelia Lucia Ilieș), „Vergissmeinnicht“ aus Bistritz (Leitung: Violeta Griga), sowie von der Sächsischen Tanzgruppe aus Zeiden (Leitung: Christine Vlădărean). Mit gesungener Musik ging es weiter im Programm nach Kronstadt, wo Petra Acker die Lieder „Die Nachtigall“ und „Die Siebenbürgische Elegie“ sang, begleitet von Albert Tajti am Klavier.

Es folgte ein aussagekräftiger Rückblick auf den Trachtenumzug mit 70 Tanzgruppen, der 2017 beim Großen Sachsentreffen in Hermannstadt stattgefunden hat. Vom Mediascher Sachsentreffen 2018 wurden ebenfalls Aufnahmen ausgestrahlt.

Abschließend gab es Schlagermusik mit dem „Trio Saxones Plus“ von der Forellenzucht in Albota und Blasmusik mit der Gruppe „Harmonie“ aus Bistritz. Winfried Ziegler bedankte sich stellvertretend bei allen, die teilgenommen haben und zu einem gelungenen 30. Sachsentreffen beigetragen haben und wünschte allen Zuschauern ein reelles Wiedersehen im nächsten Jahr.

Cynthia PINTER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.